Haftstrafen für Troisdorfer Bonner Landgericht verurteilt „Panzerknacker“

Troisdorf/Bonn · 24-Jähriger muss für fünfeinhalb Jahre ins Gefängnis, der 19-jährige Komplize wurde zu einer Jugendstrafe von drei Jahren und drei Monaten verurteilt. Die Täter haben in fünf Fällen versucht, Geldautomaten zu sprengen. In zwei Fällen kam es zur Explosion, die die Eingangsfoyers der Bankfilialen verwüstete.

 Die beiden Angeklagten und mutmaßlichen Geldautomaten-Sprenger beim Prozessauftakt vor dem Landgericht Bonn.

Die beiden Angeklagten und mutmaßlichen Geldautomaten-Sprenger beim Prozessauftakt vor dem Landgericht Bonn.

Foto: Benjamin Jeschor

Innerhalb von zwei Wochen zogen zwei Troisdorfer im Alter von 19 und 24 Jahren durch die Region und versuchten, durch das Sprengen von Geldautomaten reich zu werden. Doch ihr Plan schlug fehl: Fünf Mal kam es erst gar nicht zur erhofften Explosion. Als dies dann beim sechsten und siebten Versuch doch noch klappte, blieben die Tresore in den Automaten trotzdem unversehrt.

Am Freitag bekamen die Angeklagten von den Richtern der zweiten großen Strafkammer des Landgerichts die heftige Quittung: Für die Serie von Straftaten zwischen dem 25. November und dem 8. Dezember 2015 wurde der 24-Jährige vor allem für das Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion, wegen versuchten Diebstahls im besonders schweren Fall und wegen Sachbeschädigung zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt.

Mit diesem Strafmaß gingen die Richter ganze zwei Jahre über die Forderung der Staatsanwältin hinaus. Die Anklägerin hatte lediglich dreieinhalb Jahre Gefängnis gefordert. Für die Richter war das angesichts der zahlreichen Vorstrafen des 24-Jährigen, der zur Tatzeit unter Bewährung stand, „nicht diskutabel“, so der vorsitzende Richter Wolfgang Schmitz-Justen. Ganze sechs Jahre hat der junge Mann bereits hinter Gittern verbracht.

Bei dem 19 Jahre alten Komplizen wurde das Jugendstrafrecht angewendet. Der Auszubildende erhielt eine Einheitsjugendstrafe von drei Jahren und drei Monaten. Die laut Urteil „besten Freunde“ trainierten regelmäßig zusammen in einem Fitnessstudio. Dabei heckten sie aus, bei welcher Bank sie einen weiteren Versuch starten könnten. Erträumt hatten sich die seit Dezember in Untersuchungshaft sitzenden jungen Männer das schnelle Geld, unter anderem, da beide ihre Freundinnen heiraten wollten. Eine Beute von bis zu 100 000 Euro schwebte ihnen vor, nachdem sie bei der Fernsehsendung „Aktenzeichen XY“ eine Bande gesehen hatten, die Geldautomaten in die Luft sprengte. „Das hat sie fasziniert“, so der Kammervorsitzende. Nach der Recherche im Internet besorgten sich die Angeklagten für 700 Euro die notwendigen Utensilien. Bei insgesamt sieben Banken in Troisdorf, Hennef, Niederkassel, Bonn, Bad Honnef und Rheinbreitbach versuchten sie vergeblich ihr Glück. Überhaupt kein Verständnis hatten die Richter dafür, dass das Duo auch noch weitermachte, nachdem in Mondorf die „halbe Bank in die Luft gejagt“ wurde, so Schmitz-Justen. In Bezug auf die letzte Tat, bei der die Filiale der Kreissparkasse Köln in Happerschoß so zerstört wurde, dass sie geschlossen werden musste, sagte der Richter: „Sie wussten genau, was passiert, wenn es klappt“. Der insgesamt entstandene Sachschaden beläuft sich auf etwa 200 000 Euro.

Ein Lächeln war im Gesicht des 19-Jährigen zu erkennen, als das Gericht verkündete, dass er erst einmal gegen Auflagen auf freien Fuß kommt. Bis zum Antritt der Haftstrafe muss er sich unter anderem wöchentlich bei der Polizei melden. Zudem muss er seine Ausbildung wieder aufnehmen, und er darf seine Wohnung nachts zwischen 23 und fünf Uhr nicht verlassen.

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