Bilderbuchmuseum in Troisdorf „Ich nehme die Wirklichkeit auseinander“

Troisdorf · Der Grafiker Steffen Missmahl stellt im Bilderbuchmuseum seine experimentellen künstlerischen Arbeiten aus. Collage, Experiment und Abstraktion.

 „Alles in allem“ heißt die Ausstellung von Steffen Missmahl (l.), die er gemeinsam mit Kuratorin Maria Linsmann vorstellt.

„Alles in allem“ heißt die Ausstellung von Steffen Missmahl (l.), die er gemeinsam mit Kuratorin Maria Linsmann vorstellt.

Foto: Holger Arndt

Collage, Experiment und Abstraktion: So lassen sich Steffen Missmahls künstlerische Arbeiten am ehesten beschreiben. Im Bilderbuchmuseum der Burg Wissem in Troisdorf stellt der Kölner Grafiker zum ersten Mal auch eigene Werke aus. Bisher war er vor allem als Buchgestalter bekannt und entwarf Künstlerbücher zum Beispiel für die Augsburger Puppenkiste sowie für das Troisdorfer Bilderbuchmuseum.

Der Schwerpunkt der Ausstellung „Alles in allem. Hefte, Schachteln und Bücher“ liegt auf seinen analogen und digitalen experimentierfreudigen Collagen. Sie dienen Missmahl nach Worten der Kuratorin der Ausstellung, Maria Linsmann, dazu, die absurdesten Dinge zusammenzubringen. Beispielsweise einen Meteoriten mit einem Löffel. Seine Arbeiten sind häufig auf humorvolle Weise mit Textelementen aus Tageszeitungen versehen.

„Die Leute in der Bahn halten mich wohl für einen Analphabeten, wenn ich eine Zeitung in der Hand halte und sie auf den Kopf drehe“, sagt Missmahl. „Aber ich frage mich: Wie sieht die Zeitung umgedreht aus? Oft reizt mich der Text erst aus einer neuen Perspektive.“ Mit den inhaltlich verkürzten Schnipseln wie zum Beispiel „ich bin nur Untermieter in meinem eigenen Kopf“ gibt der Künstler Text und Bild bewusst einen neuen Sinn. Ebenfalls bilden ausgeschnittene Buchstaben eigenständige Textcollagen, so zum Beispiel „Realität – ein Angebot, das man auch ablehnen kann“.

Aber auch Malereien und Fotografien sind in der Ausstellung vorhanden. „Ich bin allerdings kein Maler“, sagt Missmahl. „Ich bin aus innerster Überzeugung Grafiker.“ Die Interpretation seiner Werke lässt der Kölner allerdings vollkommen offen. „Es geht lediglich um mein Misstrauen der Wirklichkeit gegenüber. Ich nehme sie auseinander und setze sie neu zusammen“, erklärt Missmahl. „Ich möchte so den Denkprozess erweitern, um auf vielfältige Interpretationsweisen zu kommen.“

Die Idee, in Troisdorf auszustellen, kam durch die Bekanntschaft mit Maria Linsmann. Im Museum Morsbroich in Leverkusen lernten sich die beiden kennen. „Die Ausstellung fügt sich gut in unsere Künstlerbuchsammlungen ein“, so Linsmann. „Man kriegt hier eine Vielfalt an Möglichkeiten geboten, wie man mit einem Buch umgehen kann. Leute, die Lust am Thema Buch haben, werden hier auf ihren Geschmack kommen.“ So stellen Missmahls Werke zum Beispiel in Schachteln Bücher dar, die einfach nicht gebunden sind, so dass man sie sich auch an eine Wand hängen könnte. Zur Ausstellung erscheinen eine Künstlerzeitung und ein Künstlerbuch in limitierter Auflage.

Ausstellungseröffnung ist am Sonntag, 25. September, um 11 Uhr in der Burg Wissem, Burgallee 1.

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