Tag des Schornsteinfegers in Troisdorf „Auf das Dach zu klettern, gibt den Kick“

Troisdorf · Der GA begleitete Schornsteinfegermeister Marcus Esch und seinen Auszubildenden Julian Mann bei der Arbeit. In der Troisdorfer Innenstadt verteilte das Team Glücksbringer.

 Kaminreinigung von oben: Dass Schornsteinfegermeister Marcus Esch auf das Dach geht, kommt immer seltener vor. FOTO: HOLGER ARNDT

Kaminreinigung von oben: Dass Schornsteinfegermeister Marcus Esch auf das Dach geht, kommt immer seltener vor. FOTO: HOLGER ARNDT

Foto: Holger Arndt

Schornsteinfegermeister Marcus Esch dreht gemeinsam mit seinem Auszubildenden Julian Mann seine Runde durch Troisdorf. Auf dem Plan stehen Haushalte an der Hubertusstraße. Die beiden sind in der traditionellen Kleidung unterwegs: Sie tragen das für Schornsteinfeger typische schwarze Jackett mit goldenen Knöpfen. Der 36-jährige Esch trägt einen Zylinder, sein Azubi eine schwarze Kappe. Mit einem Stoßbesen zum Kehren der Kamine, einer Tasche mir verschiedenen Messgeräten sowie Eimer mit Müllschippe klingeln sie an jeder Haustür.

Am Samstag ist Tag des Schornsteinfegers. Marcus Esch geht zusammen mit seiner Belegschaft an diesem besonderen Tag durch die Troisdorfer Innenstadt und verteilt Glücksbringer. Vorher zeigt er dem GA, wie sein Arbeitsalltag und der seines Azubis aussieht. Im Keller eines älteren Herrn steht ein Warmwasser-Heizkessel. Den gilt es zu kontrollieren: Mann macht alle nötigen Handgriffe, Meister Esch registriert alle Daten in einem Tablet-PC. „Die Arbeit mit den digitalen Geräten ist eine der Veränderungen im Schornsteinfeger-Handwerk. Früher haben wir alles auf Kärtchen notiert“, erklärt Esch. Eine andere Veränderung bedauern Esch und Mann: Meistens reinigen sie die Schornsteine im Keller der Haushalte, von unten nach oben. Aufs Dach müssen sie nur noch selten. „Die Leute wollen auch gar nicht immer, dass wir aufs Dach klettern. Sie öffnen nicht gerne ihren Dachboden“, so Esch. Auch im Haushalt des älteren Herrn kehrt Mann den Schornstein von unten. Durch eine Klappe in der Wand neben dem Heizkessel geht er mit dem Stoßbesen hinein. Azubi und Meister sind sich jedoch einig: „Aufs Dach zu klettern, gibt einen richtigen Kick.“ Nicht nur wegen dieses Kicks hat sich Julian Mann für die Ausbildung zum Schornsteinfeger entschieden. „Ich habe über ein Jahrespraktikum sehr schnell gemerkt, dass der Beruf absolut super ist. Ich bin an der frischen Luft und habe Kundenkontakt“, so der 20-Jährige. Er ist über Umwege zu seinem Traumberuf gekommen. „Ich hatte alles auf eine Sportkarriere gesetzt und deswegen auch nur meinen Hauptschulabschluss gemacht“, so der Sankt Augustiner. Mit der Sportkarriere klappte es nicht. Mann musste sich umorientieren. Inzwischen ist er in seinem dritten Lehrjahr bei Esch. Das nächste Ziel sei erst einmal die Gesellenprüfung. Mann sieht mehrere Perspektiven für seinen Beruf: „Ich kann zur Feuerwehr gehen oder mich zum Energieberater umschulen.“ Esch ist seit 2012 selbstständiger Schornsteinfegermeister, Mann sein erster Azubi. Er bekomme ein bis zwei Bewerbungen für Ausbildungsplätze im Jahr, könne aber nur einen Azubi für drei Jahre nehmen, so der Meister.

Sind die beiden denn auch Glücksbringer? „Viele Leute glauben tatsächlich daran“, so Esch. Eine Bekannte habe ihm sogar mal gedankt, weil ihr Mann an dem Tag eine Festanstellung bekam, als Esch ihr begegnet war. Auch der ältere Herr, dessen Heizkessel die beiden Schornsteinfeger kontrollieren, hat heute Glück. Die Abgas- und die Rußmessung ergeben, dass seine Anlage einwandfrei arbeitet.

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