15. Auflage Zukunftswerkstatt zurück auf dem Michaelsberg

SIEGBURG · Die Zukunftswerkstatt des Jungen Forums Kunst ist nach einer Rundreise wieder zurück auf dem Michaelsberg. Bereits zum 15. Mal wird die Werkstatt veranstaltet.

Einen Stapel Paletten nutzen einige Kinder und Jugendliche als Arbeitsfläche, auf der sie bohren, sägen, schnitzen oder Skizzen entwerfen. Unmittelbar daneben stehen weitere Jungen und Mädchen vor einer Staffelei und malen. Einige Meter entfernt ist eine Gruppe damit beschäftigt, aus dem Material, was vorhanden ist, ein Haus zu bauen. Wieder andere sehen sich einfach nur einmal um, was die anderen so machen. Sie alle sind Teilnehmer der mittlerweile 15. Zukunftswerkstatt des Jungen Forums Kunst (JFK), die nach dreijähriger Wanderschaft durch die Siegburger Stadtteile Deichhaus, Zange und Brückberg auf den Michaelsberg zurückgekehrt ist, wo alles begann.

„Zuhause gesucht – Zuhause gefunden“

Bedingt durch den Neubau des Katholisch Sozialen Instituts stand die Wiese oberhalb des Spielplatzes nicht zur Verfügung. „Zuhause gesucht – Zuhause gefunden“ lautet dementsprechend das Motto des dreiwöchigen Jubiläum-Camps, bei dem bis zum Ende rund 250 Pänz mitgemacht haben werden. Darunter viele „Ehemalige“, was Martina Clasen, Leiterin der Zukunftswerkstatt, besonders freut. Tagesgäste, Besucher anderer Ferienfreizeiten und die Teilnehmer, die sich für eine, zwei oder drei Wochen angemeldet haben.

Einen festen Preis hat das Ganze nicht. „Zahl so viel du kannst – es darf auch gerne mehr sein!“ lautet die Devise. Es herrscht Hochbetrieb, aber keine Hektik, sondern Ruhe und Gelassenheit. Wie seit 15 Jahren. „Es hat nie ernsthaften Streit gegeben, das liegt vor allem daran, dass jeder Teilnehmer seinen Platz hat, genügend Aufmerksamkeit bekommt und die Mitarbeiter sich aktiv um jeden Einzelnen kümmern“, erklärt Martina Clasen, das harmonische Miteinander.

„Alles kann, nichts muss“ könnte man das Konzept der Zukunftswerkstatt beschreiben. Denn jeder soll sich frei entfalten und im Rahmen des offenen Angebots seine Ideen umsetzen können. „Dabei lassen wir die Teilnehmer aber nicht auf sich gestellt, sondern geben ihnen Tipps, Anregungen und Hilfestellung“, betont Clasen. Der 13-jährigen Juliana, die erstmals teilnimmt, gefällt, „dass jeder sein Ding durchziehen kann.“ Sie hat gerade einen Wolf auf Leinwand porträtiert, ihr Lieblingstier, weil er „etwas Magisches hat.“ Sie arbeitet zwar lieber allein, beteiligt sich aber auch hin und wieder an Gemeinschaftsprojekten.

„Mangel macht erfinderisch“

Zum zehnten Mal dabei ist Lina Baum (19), in diesem Jahr aber als Mitarbeiterin von Martina Clasen. Der Sprachstudentin hat immer gefallen, „dass man frei bestimmen durfte, was man machen wollte.“ Sie sieht aber einen Unterschied zu früheren Jahren. „Heute entwickeln die Kinder weniger eigene Ideen und brauchen mehr konkrete Anweisungen“, stellt sie fest. Das ist auch Alexandra Lust Martins aufgefallen. Sie mache heute mehr Vorschläge als zu Beginn ihrer Teilnahme. Die 28-Jährige ist seit 2009 Mitarbeiterin, ihr Mann Ederson kam 2011 dazu. Seit 2013 bietet der gebürtige Brasilianer auch Kurse in „Capoeira“, eine brasilianische Kampfkunst, im Rahmen der Zukunftswerkstatt an. Trotz der Tatsache, dass man einige Kinder „anstoßen“ muss, ist Clasen von der Kreativität der Teilnehmer begeistert.

„Hier werden Ideen entwickelt und umgesetzt, die ich dann sogar bei namhaften Künstlern, beispielsweise auf der Dokumenta, wiederentdecke“, sagt sie nicht ohne Stolz. Den Grund für diese Kreativität sieht sie unter anderem darin, dass man mit dem werkeln muss, was da ist. „Mangel macht erfinderisch“ ist ihre Überzeugung. Da wirkt es sich positiv aus, dass sie aufgrund eines knappen Budgets „nicht einfach im nächsten Baumarkt auf Shoppingtour gehen kann.“ 20-jähriges Jubiläum und gleichzeitig Abschied feiert der Vorsitzende des JFK, Karl-Heinz Löbach, auf dem Michaelsberg. Dort bot er vor 20 Jahren erstmals seine Bildhauerwerkstatt als Sommerakademie an.

Jetzt ist für ihn Schluss und er will sich aus dem Projekt der Zukunftswerkstatt „mit einem lachenden und einem weinenden Auge“ zurückziehen und nur noch in seinem eigenen Atelier Kurse anbieten. Das JFK bleibt Träger der erfolgreichen Zukunftswerkstatt. Löbach wird als letzte „Amtshandlung“ das Abschlussfest „Tanz auf dem Vulkan“ vorbereiten, das am 12. August ab 15 Uhr auf dem Michaelsberg stattfindet.

Weitere Informationen zur Zukunftswerkstatt, auch für Kurzentschlossene, und zum Abschlussfest unter www.jungesforumkunst.de oder bei Martina Clasen unter 0 22 41/2 08 51 20.

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