Prozess in Siegburg Zeugin: Gewalt gehörte zum Alltag

SIEGBURG · Der Prozess gegen einen 25-jährigen, der seine Mutter und seinen Stiefvater verprügelt haben soll, läuft weiter. Die jüngste Verhandlung brachte noch kein Ergebnis, weil Richter Hauke Rudat noch Zeugen hören will.

Der Angeklagte soll am 29. Dezember 2014 unter anderen seinen Stiefvater und seine Mutter verprügelt haben. Das Gericht hat nun zu beurteilen, ob eine Körperverletzung oder eine schwere Körperverletzung vorliegt. Diese Beurteilung entscheidet schließlich über das Strafmaß.

Ein Zeuge - der Stiefvater - erschien trotz Vorladung nicht. Rudat ermahnte die erschienene Mutter, der Mann habe eine Aussage zu machen, ein Zeugnisverweigerungsrecht stehe ihm nicht zu, weil kein Verwandtschaftsverhältnis bestehe. Die Schwester des Angeklagten sagte indessen aus.

Sie konnte zwar so gut wie nichts zum Tathergang sagen, hatte aber gesehen, dass der Stiefvater am Kopf blutete und sich ein Handtuch vors Gesicht hielt. Unter Tränen erzählte sie dann dem Gericht, dass ihr Bruder am Tattag "nicht richtig voll" gewesen sei.

Dann aber brach es aus ihr heraus, und sie erzählte von der Kindheit und Jugend, die sie und ihr Bruder erlebt haben. "Es gab keine Liebe", sagte die junge Frau (27). Sie habe sich um den Bruder kümmern müssen, die Eltern hätten sich nicht für sie interessiert.

"Prügel und Alkohol waren an der Tagesordnung." Und nicht nur beide Elternteile seien hochaggressiv gewesen, auch sie als Kinder. Über Atteste wurde belegt, dass sie unter Verhaltensauffälligkeiten litten und leiden. Der Angeklagte ist deswegen in psychologischer Behandlung.

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