Festival-Jubiläum im Rhein-Sieg-Kreis Wo der junge Beethoven Orgel spielte

RHEIN-SIEG-KREIS · Dass der Rhein-Sieg-Kreis und seine Kommunen das Beethoven-Jubiläum 2020 mitgestalten, war von Anfang an unumstritten. Nach arbeitsintensiven Wochen präsentieren sie nun eine lange Liste an Würdigungen des Komponisten -- mit ganz unterschiedlichen Akzentuierungen.

Keine Frage, Beethoven gehört zu Bonn wie Mozart zu Salzburg – und damit auch zum Rhein-Sieg-Kreis, der die Bundesstadt wie ein Mantel umgibt. „Manch einer sagt, in Bonn hat er gelebt, aber vom Blick auf das Siebengebirge hat er sich inspirieren lassen“, sagt Thomas Wagner, Kulturdezernent des Kreises, mit einem Augenzwinkern. Belegt sei aber, dass der Komponist in der Tat viel in der Region unterwegs gewesen sei, die Natur genossen und auf verschiedenen Orgeln gespielt habe.

Dass sich der Kreis gemeinsam mit seinen 19 Kommunen am Programm zum großen Beethoven-Jubiläum im kommenden Jahr beteiligt, ist daher politisch unumstritten. Nach fast drei Jahren intensiver Planung präsentieren Wagner und sein Kulturamtsleiter Rainer Land nun ein umfangreiches Programm für jedermann.

Und das mit viel Enthusiasmus und nicht ohne Stolz. Schließlich ist die Liste der Beethoven-Würdigungen mit ganz unterschiedlichen Akzentuierungen lang: Vom Beethoven-Picknick in den sechs linksrheinischen Kommunen über das kreisweite „Ludwig goes Kita“-Projekt bis hin zum Festival „Lieder.Freude.Miteinander“ in Bad Honnef. Dafür investiert der Kreis insgesamt 1,5 Millionen Euro. Mittel, die der Kreistag im politischen Konsens bewilligt hat. „Wir holen am Ende aber sehr viel mehr raus, als wir reingeben“, findet Wagner. Er schätzt den Mehrwert für die Region auf zwei Millionen Euro. Denn, so der Dezernent, es werde etwas etabliert, dass auch nach 2020 tragen werde.

Kreis investiert 1,5 Millionen Euro

„Wir sind den Weg von Anfang an gemeinsam mit den Kommunen gegangen, und das mit einer Geschlossenheit wie ich sie selten erlebt habe“, hebt Wagner hervor. „Diese Begeisterung und der Zusammenhalt haben uns in den vergangenen Monaten, in denen wir oft auch an unsere Grenzen gestoßen sind, getragen“, ergänzt Land. Allen sei bewusst, dass die Beteiligung am Beethovenfest eine Chance biete, den Kreis kulturell neu aufzustellen.

Die Entstehung der Beethoven Jubiläums Gesellschaft, in der der Kreis als kleiner Partner neben Bund, Land und der Stadt Bonn agiert, sei mühselig gewesen, berichtet Wagner. Aber inzwischen trage die Arbeit Früchte. Wie berichtet, ist der Kreis beteiligt an einigen Eigenveranstaltungen der Gesellschaft. Die lange Beethovennacht überspringt etwa ebenso die Grenze zwischen Bonn und Kreis wie der Beethoven-Rundgang. Schon 2019 werden dafür in der Region elf Stelen aufgestellt, die Orte markieren, an denen der Komponist gewirkt hat. Darunter neben Petersberg und Drachenfels auch der Michaelsberg, in dessen Abteikirche er in jungen Jahren Orgel gespielt hat.

18 Projekte im Rhein-Sieg-Kreis

Neben ihren Eigenprojekten unterstützt die Jubiläums Gesellschaft viele Förderprojekte, von denen gleich 18 im Kreis verankert sind. Gemeinsam erarbeitet vom Kreis, seinen Städten und Gemeinden und Kulturschaffenden. „Wir haben uns vorweg die Leitlinien überlegt, an denen sich die Angebote orientieren sollen“, sagt Wagner. So sollen sie etwa einen niederschwelligen Zugang zu Beethoven und seinem Werk bieten. „Wir sehen das Jubiläum als Chance, Menschen für Musik zu öffnen“, sagt er. Zudem sollen die Projekte möglichst das gesamte Kreisgebiet abdecken und das Naturerlebnis hervorheben. „Schließlich war Beethoven ein Naturliebhaber“, so Wagner. Und vor allem soll das neu Geschaffene nicht mit dem Jahr 2020 enden. „Wir wollen am 1. Januar 2021 nicht mit einem großen Beethoven-Kater erwachen“, sagt der Kulturdezernent. Die Projekte sollten nachhaltig wirken.

„Wir haben uns überlegt: Beethoven ist als Kind in kurzen Hosen durch die Natur der Region gestreift und hat an verschiedenen Orten Orgeln gespielt“, beschreibt Rainer Land die Eckpunkte, an denen sich die Kreisbeiträge zum 250. Geburtstag des Komponisten orientieren: Sie sprechen Kinder an – mit dem Projekt „Ludwig goes Kita“ in kreisweit 30 Einrichtungen –, bieten Musikerlebnisse inmitten der Natur – mit dem Beethoven-Festival im Linksrheinischen – und rücken die Orgeln der Region in den Fokus. Letzteres auf drei Ebenen: Das Rheinische Orgelfestival bietet Konzerte in ausgewählten Kirchen, bei den Orgelexkursionen stellen Kantoren ihre Instrumente vor und Orgelcamp, -stipendien sowie -erlebnisse für Kinder sollen die Orgelkultur fördern.

„Der Ideenspeicher ist riesig“, sagt Wagner mit Blick auf die Vorschläge, die darüber hinaus aus den Kommunen gekommen sind. 15 weitere Projekte unterstützt der Kreis in seinen Städten und Gemeinden. Und täglich kämen neue hinzu. „Die Projektfindungsphase ist aber weitestgehend abgeschlossen“, sagt Land. Im März werde entschieden, ob die vielleicht ein oder andere Idee noch eine Förderung erhält. „Die Arbeit für das Beethoven-Jubiläum hat eine Aufbruchstimmung ausgelöst“, hält Wagner fest. Die sei schon jetzt ein Gewinn für den Kreis.

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