Fahrradfahren im Rhein-Sieg-Kreis Wenn Poller zur Gefahr werden

Rhein-Sieg-Kreis · Umlaufsperren und Poller sollen Radfahrer eigentlich schützen. An vielen Stellen werden sie aber zur Gefahr und provozieren Unfälle. Der ADFC im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis fordert daher, die Hindernisse an manchen Stellen zu entfernen.

 Eng stehende Poller auf dem Rheindeich im Langeler Bogen in Niederkassel.

Eng stehende Poller auf dem Rheindeich im Langeler Bogen in Niederkassel.

Foto: ADFC

Sie sollen Fahrradfahrer nicht nur davon abhalten, an gefährlichen Ecken zu schnell zu fahren und so womöglich andere Verkehrsteilnehmer zu gefährden, sondern vor allem eines – Schutz bieten. Die Rede ist von Umlaufsperren und Pollern. Für den Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) Bonn/Rhein-Sieg sind viele von ihnen allerdings entbehrlich. Deshalb fordert der ADFC die Städte und Gemeinden im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis nun auf, in den nächsten Monaten deren Notwendigkeit zu überprüfen und entbehrliche Hindernisse abzubauen.

„Solche Hindernisse haben auf Radwegen grundsätzlich nichts zu suchen. Poller und Umlaufsperren sind eine große Gefahr für Radfahrer. Hier kommt es immer wieder zu schweren Verkehrsunfällen“, sagt Peter Lorscheid, Sprecher der ADFC-Verkehrsplanungsgruppe. Tatsächlich erforderliche Hindernisse müssten den Vorschriften entsprechend umgebaut werden. Das heißt laut ADFC: Sie müssen in einem Abstand von mindestens 1,60 Metern stehen und gut einsehbar sein.

Die vorhandenen Hindernisse seien vor allem für dreirädrige Fahrräder, Tandems und Fahrräder mit Kinderanhängern oft ein so großes Hindernis, dass sie kaum passierbar seien. Lorscheid sieht hier keinen Schutz für Radfahrer. Im Gegenteil – er spricht von „unnötigen Gefahrenquellen, die zudem der Inklusion von Familien mit Kindern, Senioren und Menschen mit Handicap buchstäblich im Wege stehen.“ Wenn der entstehende Nutzen der Poller wesentlich geringer als die Gefahr sei, die von ihnen ausgehe, „dann müssen sie weg“, so Lorscheid.

Ein noch größerer Dorn im Auge sind dem ADFC Umlaufsperren. Sie sollen Radler vor allem davon abhalten, in eine Straße einzufahren, ohne die Vorfahrt zu beachten. „Dieser Zweck lässt sich fast immer auf andere Weise erreichen; etwa durch auffällige Beschilderungen, bauliche Veränderungen oder geänderte Vorfahrtsregelungen.“ Vielen Kommunen im rechtsrheinischen Kreisgebiet stellt Lorscheid ein schlechtes Zeugnis aus. „Poller stehen viel zu dicht und an Stellen, wo man sie definitiv nicht braucht. Umlaufsperren befinden sich oft an Stellen, wo weit und breit keine Vorfahrt zu beachten ist.“ Zudem seien sie ob ihrer asphaltgrauen Farbe für Radler nur schwer zu erkennen.

Er wünscht sich ein Umdenken, wie zuletzt in einigen Orten des Kreises geschehen. So seien in Königswinter zahlreiche Poller und Umlaufsperren entfernt worden; in Hennef hat eine Arbeitsgruppe die Verwaltung aufgefordert, einschlägige Vorschriften zum Schutz der Radfahrer umzusetzen. In Siegburg, sagt Lorscheid, „erleben wir derzeit leider eine Rolle rückwärts“ und spielt auf die versuchsweise abgebauten Umlaufsperren am Bahntrassenradweg „Luhmer Grietche“ an. Diese wurden aus Angst um die Sicherheit der Radler wieder aufgebaut (der GA berichtete). Gerade in der Kreisstadt hätte sich an einigen der Querungen angeboten, das Problem zu entschärfen, indem man dem Radweg die Vorfahrt vor Nebenstraßen gebe.

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