Auftritt in Siegburg Von der Lippe bewegt sich auf niedrigem Niveau

SIEGBURG · Der Entertainer Jürgen von der Lippe war mit seinem neuen Programm „Voll fett“ in Siegburg zu Gast. Dem Publikum gefiel es – trotz vieler Schwächen.

 Trotz seines zum Teil niveaulosen Programms wurde Jürgen von der Lippe vom Publikum begeistert gefeiert.

Trotz seines zum Teil niveaulosen Programms wurde Jürgen von der Lippe vom Publikum begeistert gefeiert.

Foto: Paul Kieras

Die Erwartungen waren groß. Jürgen von der Lippe, Entertainer, Moderator und Comedian, gastierte am Freitagabend mit seinem neuen Programm „Voll fett“ in der Rhein-Sieg-Halle in Siegburg. „Der Meister der geschliffenen Pointe“ hieß es in der Ankündigung, „humoristische Glanzstücke“ und „grandioser Wortwitz“ wurden versprochen – so, wie man es von dem Künstler mit 43 Jahren Bühnenpräsenz eigentlich auch kennt. Was der mittlerweile 70-Jährige allerdings mit seinem 16. Programm abliefert, ist eher voll mager.

Er reiht mehr oder weniger platte Witze aneinander und nimmt sich viel Zeit, um auf einer Leinwand jede Menge Fotos und Videoclips zu zeigen, die man fast alle aus den sozialen Netzwerken kennt und mit denen man auch über den Messengerdienst Whatsapp täglich zugemüllt wird. Tatsächlich scheint es aber immer noch Menschen zu geben, die diese Beiträge noch nicht gesehen haben und sich am Freitagabend auf die Schenkel klopften. Von der Lippe kommentierte die Bilder jeweils mit ein paar flapsigen Bemerkungen und schloss meist mit einem knappen „wunderbar“.

Ganz witzig war sein Ausflug in die Jugendsprache, die er dem Publikum vorstellte. Das erfuhr unter anderem, dass eine „Biotonne mit Knieschonern“ eine übergewichtige Veganerin mit Hängebrüsten ist und mit „Beamtenwindhund“ eine Schildkröte gemeint ist. Nächstes Thema: der Unterschied zwischen Jungen und Alten. Um zu demonstrieren, dass alte Menschen vieles können, was junge nicht beherrschen, spielte er ein Filmchen ein, in dem eine Seniorin ihr Gebiss im offenen Mund kreisen lässt. Kann man lustig finden, aber auch unappetitlich. So wie seine Ausführungen in epischer Breite zum Furzen, wo Männer es tun und wo die Frauen, und dass Fische darüber kommunizieren. Tipps für das Sexualverhalten älterer Menschen hatte Jürgen von der Lippe auch parat: „Die beste Stellung im Alter ist der Doggy-Style. Dabei können beide Fernsehen gucken.“

Blumige Sprache kommt viel zu kurz

Überhaupt nicht komisch, eher völlig daneben, war die Schilderung eines Streichs, von dem er in der Rolle eines begeisterten Fans der Fliegerei erzählte. Er habe von zu Hause eine Mischung aus verschiedenen Lebensmitteln mitgebracht und in den Kotzbeutel gegeben, anschließend so getan, als müsse er erbrechen und dann vor den entsetzten Blicken der übrigen Passagiere im Flieger den Inhalt der Tüte genüsslich ausgelöffelt. Da wurde selbst einigen Zuhörern übel, der größte Teil bog sich vor Lachen.

Musik machte von der Lippe auch. So sang er banale kleine Liedchen mit Texten wie „Du bist die Muse, ich der Pampel, du bist die Fee und ich der Hampel“. Das war lustig. Richtig gut waren seine Parodien auf Freddy Quinn und Gus Backus, Schlagerstars aus den 1960er Jahren. Die konnten aber auch nicht über das alles in allem schwache Programm hinwegtäuschen. Auch die blumige Sprache, die von der Lippe so perfekt beherrscht, kam viel zu kurz. Obwohl er viel mehr zu bieten hat und oft mit feinem, aber auch schwarzem und bitterbösem Humor brilliert, bewegt er sich bei „Voll fett“ auf ganz niedrigem Niveau. Das Publikum tobte dennoch vor Begeisterung.

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