Bürgergemeinschaft packt an Viele Ideen für einen liebenswerten Stadtteil Deichhaus

Siegburg · Die Bürgergemeinschaft (BG) Deichhaus ist Motor für zukunftsweisende Aktivitäten in dem Siegburger Stadtteil, in dem mehr Migranten als Deutsche leben. Die Mitglieder haben erkannt, wie wichtig es ist, im Gespräch zu bleiben und Probleme gemeinsam anzupacken.

 Die Bürgergemeinschaft Deichhaus möchte den Ortskern stärken: Das ehemalige Gemeindehaus zwischen Kita und Kirche bietet sich als Treffpunkt an, meinen (von links) Klaus Braukmann, Norbert Ginkel und Willi Nücken. Das Gebäude müsste dafür allerdings aufgestockt werden.

Die Bürgergemeinschaft Deichhaus möchte den Ortskern stärken: Das ehemalige Gemeindehaus zwischen Kita und Kirche bietet sich als Treffpunkt an, meinen (von links) Klaus Braukmann, Norbert Ginkel und Willi Nücken. Das Gebäude müsste dafür allerdings aufgestockt werden.

Foto: Bettina Köhl

Das Deichhaus hätte das Potenzial, zum Problemviertel zu werden: Es ist in den vergangenen zehn Jahren stärker gewachsen als jeder andere Siegburger Stadtteil. Zur Nachverdichtung kommen in die Jahre gekommene Wohnblocks und ein hoher Migrantenanteil hinzu. In dem kleinen Gebiet zwischen Mühlengraben, Sieg, Bahntrasse und Wilhelm-Ostwald-Straße leben rund 5200 Menschen, 59 Prozent davon Zuwanderer oder Ausländer. „Die Mischung ist Realität, und dieser Realität wollen wir begegnen“, sagt Willi Nücken, Geschäftsführer der Bürgergemeinschaft (BG) Deichhaus, der den Stadtteil liebt, weil er hier geboren ist. Der Vorsitzende Klaus Braukmann packt aus anderen Gründen mit an. „Ich bin pensionierter Soldat der Bundeswehr. Mir hat dieser Staat viel gegeben. Ich möchte mich bedanken und anderen motivieren mitzumachen, damit hier alles so friedlich und lebenswert bleibt, wie es ist“, sagt er.

Die BG hat erkannt, wie wichtig es ist, im Gespräch zu bleiben und Probleme gemeinsam anzupacken, und ein Zukunftsprojekt daraus gemacht. „Das Deichhaus soll in den nächsten 20 Jahren l(i)ebenswert, lebendig, bunt, vernetzt und friedlich bleiben“, lautet das Ziel der Initiatoren. Es gibt mehr Migranten als Deutsche in Deichhaus. „Wir kommen damit gut klar. Es ist noch kein Problemstadtteil oder sozialer Brennpunkt“, sagt Willi Nücken. Ansprechpartner heute sind neben Schulen und Kindergärten auch die Moscheegemeinde und die Freikirchlichen Gemeinden.

Eltern und Kindern aus 16 Nationen im Viertel

Als die Bürgergemeinschaft 1924 gegründet wurde, fasste sie die Aktivitäten von Kirmesgesellschaft, Junggesellenverein und Freundschaftsclub zusammen. Das Brauchtum gehört auch heute noch zu den vier Säulen des Vereins, außerdem Sport, Umweltschutz und die Kita Deichhaus Küken in eigener Trägerschaft. Das Gebäude an der Frankfurter Straße hatte die Stadt Siegburg von der katholischen Kirche übernommen und für rund 1,7 Millionen Euro saniert und erweitert. Gruppenräume, Sanitäranlagen und Küche – alles ist hell, freundlich und auf dem neusten Stand.

Leiterin Marion Gall berichtet, dass es bis auf gelegentliche Sprachbarrieren keine Schwierigkeiten mit Eltern und Kindern aus 16 Nationen gibt. Die Bürgergemeinschaft konnte gerade eine Kinderpflegerin als zusätzliche Fachkraft für die Sprachförderung anstellen. Die Kinder, die sie betreut, kommen zum Beispiel aus Thailand und Albanien, von den Philippinen, aus Dubai, Gambia, Nigeria und der Türkei. Die Frauen der türkischen Gemeinde sollen in einem weiteren Schritt ins Boot geholt werden, damit die Eltern sich auch gegenseitig helfen können.

Es gibt bisher keinen Stadtteil-Treffpunkt

Bewährt haben sich aus Sicht der Bürgergemeinschaft auch die Stadtteilkonferenzen, bei denen Probleme angesprochen werden. „Wir wollen diesen Stadtteil insgesamt im Auge behalten“, sagt Klaus Braukmann. Dazu gehört auch die Flüchtlingsunterkunft neben der Kita. Die nächste Konferenz soll am 9. Mai auf der Rasenfläche an der Unterkunft stattfinden und in ein Fest münden. Einen Stadtteil-Treffpunkt, der ganztägig geöffnet ist, gibt es im Viertel hinter dem Siegdeich nicht.

Im Zentrum ragt die 1959 geweihte katholische Kirche St. Elisabeth auf. Gleich daneben, im ehemaligen Pfarrheim, ist das Juze Deichhaus der Katholischen Jugendagentur untergebracht.

Dieses Gebäude würde die Bürgergemeinschaft gerne um eine Etage aufstocken und zu einem Bürgerzentrum aufstocken. „Neben den Schulen und Kitas sowie dem Juze muss auch für das ehrenamtliche Engagement Infrastruktur zur Verfügung stehen“, lautet eine Forderung aus dem Zukunftsseminar, das die BG Deichhaus im vergangenen Jahr im KSI auf dem Michaelsberg veranstaltet hat. „Wenn es solch ein Zentrum nicht gibt, werden wir unsere Aufgaben nicht erfüllen können“, sagt Willi Nücken. Schon beim ab Frühjahr geplanten Theaterprojekt stehe völlig in den Sternen, wo die Aufführungen stattfinden könnten.

Am Kindergarten wird unterdessen weiter gebaut. Das Außengelände wird zu einem Naturspielplatz umgebaut, Bürgermeister Franz Huhn macht nächste Woche den ersten Spatenstich. Auch ein neues Logo für die Bürgergemeinschaft Deichhaus ist in Arbeit. Es soll laut Pressesprecher Norbert Ginkel symbolisieren, „dass hier vieles zusammen kommt und auch zusammen passt“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort