Schulbau in Siegburg Umzug zum Seidenberg ist fraglich

Siegburg · Die Siegburger Politik diskutiert über das Schulzentrum Neuenhof. Die drei Varianten Erhalt, Neubau oder Verlagerung sollen geprüft werden. Ein Neubau an der Autobahn 3 hätte viele Nachteile.

 Sanierungsbedürftig ist das 1973 erbaute Schulzentrum Neuenhof. Ein Gutachter sieht in dem Bau jedoch Potenzial.

Sanierungsbedürftig ist das 1973 erbaute Schulzentrum Neuenhof. Ein Gutachter sieht in dem Bau jedoch Potenzial.

Foto: Holger Arndt

Wird das Siegburger Schulzentrum Neuenhof auf den Seidenberg verlagert? Viel spricht nicht dafür. Die Machbarkeitsstudie, die der beauftragte Planer Heiner Farwick am Montag im Schulausschuss vorstellte, deutete bereits gravierende Nachteile an. Dagegen kommen die Sanierung des bestehenden Schulgebäudes oder ein Neubau am selben Ort in dieser ersten Bewertung besser weg. Gleichwohl will die Politik auch weiterhin über alle drei Varianten diskutieren, zumal noch keine Kostenberechnungen vorliegen.

Die Analyse des Fachbüros war lange erwartet worden. Der jetzige Schulbau, der die Gesamt- und die Realschule sowie die 2018 sich auflösende Hauptschule beherbergt, ist in die Jahre gekommen und teilweise auch eng geworden. Ein dort tätiger Pädagoge meinte einmal, die „Außenwirkung der Inneneinrichtung“ schrecke Eltern ab, die ihre Kinder für eine der Schulen anmelden wollen. Auch von außen ist das 1973 errichtete Gebäude wahrlich keine Augenweide mit seiner Kombination aus Sichtbeton und orangefarbenen Fensterrahmen. Architekt Farwick überraschte nun aber im Ausschuss mit einer positiven Einschätzung des Baus – sowohl mit Blick auf die Architektur als auch auf die Bausubstanz. „Aus pädagogischer Sicht hat dieses Gebäudes durchaus Potenzial“, sagte er. Mit seiner offenen Struktur sei es klar ein Kind seiner Zeit: Drei Schulhäuser sind um ein pädagogisches Zentrum gruppiert und haben jeweils eigene Mittelpunkte, der Gebäudekomplex ist insgesamt nur ein- bis zweigeschossig. Diese Philosophie ließ den Geist der Preußen hinter sich.

An ihr lässt sich laut Farwick heute anknüpfen: Es ist Erweiterungsfläche vorhanden, und bestimmte Defizite könnten durch Umbauten beseitigt werden. Beispielhaft nannte er Räume und größere Flächen ohne Tageslicht und Ausblick nach draußen: So sei der Einbau von Fenstern denkbar. „Es handelt sich um einen Stahlbeton-Skelettbau, da sind solche Eingriffe möglich“, sagte der Planer. Freilich müssten Fassaden, Dach und Haustechnik grundlegend erneuert werden, und auch bei der Barrierefreiheit gebe es Nachholbedarf in Zeiten der Inklusion. Weniger angetan war Farwick von dem Erweiterungsbau von 1997 und 2008, der weniger Raum bietet und weniger flexibel ist.

Insgesamt sah er aber „gute Voraussetzungen“, das Gebäude an heutige Ansprüche anzupassen. Dass sich diese in 45 Jahren deutlich geändert haben, schilderte Raimund Patt vom Beratungsbüro „Schulhorizonte“: „Es wird heute nicht mehr in Räumen, sondern in Funktionseinheiten gedacht“, erklärte er. Der Ganztag, die Inklusion, Lernen in variierenden Gruppengrößen, Akustik, Licht und Luft, nicht zuletzt die Digitalisierung – all das müsse man bei der Planung berücksichtigen.

Neben der Sanierung kommt ein Neubau am selben Ort in Frage. Das Schulgelände ist mit 54 000 Quadratmetern so groß, dass laut Planer neue Gebäudetrakte bei laufendem Schulbetrieb schrittweise neben dem Altbau entstehen können. Sollte die Stadt einen Bau mit drei Stockwerken hochziehen, könne sogar Platz gespart und ein Teil des Schulgrundstücks anderweitig bebaut werden. Davon riet der Experte aber ab: „So verbauen Sie Erweiterungsmöglichkeiten.“

Bei einem Neubau auf dem Seidenberg – jenseits der A 3 – sah Farwick mehrere Knackpunkte: Die Stadt sei nicht im Besitz der Fläche, es lägen dort unerforschte Altlasten, die Topographie sei anspruchsvoll, die Erschließung aufwendig, und der Neubau müsse aufgrund der räumlichen Gegebenheiten fünfstöckig ausfallen. „Grundsätzlich ist das machbar, aber man muss mit Unsicherheitsfaktoren und Mehraufwand rechnen.“

Entsprechend skeptisch fielen die ersten Reaktionen aus dem Ausschuss aus: Astrid Thiel (Grüne) und Sigrid Haas (FDP) hatten für die Seidenberg-Lösung wenig übrig. Beide tendierten zur Sanierung des Altbaus. Ein Schulneubau sei grundsätzlich interessant, doch sehe er jetzt das alte Schulgebäude am Neuenhof mit anderen Augen, sagte Frank Sauerzweig (SPD). „Die bisherigen Ergebnisse machen Mut.“ Leo Sträßer (CDU): „Wir wollen uns alle drei Möglichkeiten offen halten.“ Die Studie soll jetzt in den Fraktionen beraten werden.

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