Adoptionsvermittlung Team im Kreishaus Siegburg berät Mütter in Not

Rhein-Sieg-Kreis · Die vier Mitarbeiterinnen der Adoptionsvermittlungsstelle des Kreises helfen Frauen, die sich nicht um ihr Kind kümmern können, und betreuen Paare mit Kinderwunsch. Seit 2017 ist die Stelle in Siegburg für alle 19 Kreiskommunen zuständig.

 Begleiten Familien oft jahrelang (v.l.): Christina Wiltfang, Ursula Brookes, Beate Kasolowsky und Aggi Altena.

Begleiten Familien oft jahrelang (v.l.): Christina Wiltfang, Ursula Brookes, Beate Kasolowsky und Aggi Altena.

Foto: Hannah Schmitt

Es ist eine einschneidende Entscheidung. Für Mütter und Väter, die sich aufgrund einer Notlage nicht um ihr Kind kümmern können und es zur Adoption freigeben. Für Paare, die ein Kind aufnehmen möchten. Und ganz besonders für die Mädchen und Jungen, die nicht bei ihren leiblichen Eltern aufwachsen können. „Die Frage nach dem Warum ist bei den Kindern immer da“, sagt Aggi Altena.

Die Sozialarbeiterin gehört zum Team der Adoptionsvermittlungsstelle des Rhein-Sieg-Kreises, das Ratsuchenden von Windeck bis Swisttal beim Thema Adoption hilft. Ganz gleich, ob es um Adoptionen innerhalb Deutschlands, aus dem Ausland oder um Verwandten- und Stiefkindadoptionen geht.

Seit 2017 ist die Vermittlungsstelle für alle 19 Kreiskommunen zuständig. Damals haben sich ihr auch Troisdorf und Hennef angeschlossen, die zuvor zusammen ein eigenes Angebot hatten. Die Fallzahlen rechtfertigten laut der Troisdorfer Verwaltung für die beiden Städte keine eigene Vermittlungsstelle mehr. Gut ein Jahr läuft nun alles beim Kreis zusammen. Anlass für Leiterin Ursula Brookes und die Mitarbeiterinnen Beate Kasolowsky, Christina Wiltfang und Aggi Altena, über das sensible Thema zu berichten.

Mütter werden zu Unrecht stigmatisiert

Eines ihrer Anliegen: „Wir möchten die Mütter aus dem Stigma rausholen. Sie haben keine Lobby“, sagt Kasolowsky. Dabei geben Frauen aus jeder Schicht, jedem Beruf, jedem Bereich ihre Kinder zur Adoption frei, weil sie in einer Notlage sind. „Es sind nicht nur die, die außerhalb der sozialen Norm leben.“

130 Mütter und Väter haben die Sozialarbeiterinnen von 2008 bis 2017 beraten und begleitet, 39 Beratungen mündeten in einer Adoption. Doch das ist für sie nicht das vornehmliche Ziel. Der Erfolg ihrer Arbeit bemisst sich nicht in der Zahl der Vermittlungen. Es gehe um ein gutes Ergebnis für das Kind und die leiblichen Eltern, das müsse nicht immer eine Adoption sein, sagt Altena und gibt zu bedenken: „Es ist und bleibt eine absolute Notsituation für die Eltern, in der sie hochverantwortlich für ihr Kind entscheiden.“

Auf der anderen Seite stehen die Bewerber, die aus verschiedenen Gründen kein eigenes Kind haben und eines annehmen möchten. In individuellen Gesprächen werden sie über mehrere Monate intensiv vorbereitet und überprüft. Da geht es um die familiäre Situation, die eigene Biografie, die Kinderlosigkeit, die Motivation und das Wertesystem. Für diese Paare sei es wichtig zu lernen, mit einem Kind zu leben, das eine andere Herkunft hat, sagt Altena. Das ist bei Kindern aus dem Ausland eine noch größere Herausforderung. Denn das Kind komme nicht nur zu anderen Eltern, sondern auch in einen anderen Kulturkreis, so Christina Wiltfang.

232 Paare haben sich in den vergangenen fünf Jahren bei der Vermittlungsstelle des Kreises über eine Inlandsadoption informiert, 35 interessierten sich für ein Kind aus dem Ausland. Die Auslandsadoptionen sind dabei allerdings rückläufig: In den fünf Jahren davor waren es noch 66 Interessenten. Einen Grund für diesen Rückgang sieht das Team in der Reproduktionsmedizin, die immer öfter ein leibliches Kind ermögliche.

Viele Adoptionen von Verwandten

Hinzu kommen Stiefkind- und Verwandtenadoptionen, die laut dem Team den größten Teil der Arbeit ausmachen. Von 2013 bis 2017 verzeichnete die Vermittlungsstelle 382 solche Fälle, darunter waren 26 lesbische Paare. Auch dabei stehe das Kind mit seinen Bedürfnissen und einer sicheren Lebensperspektive im Vordergrund, betont Kasolowsky. „Hier werden Familienverhältnisse verändert, Elternteile rechtlich aussortiert. Da muss man ganz sensibel hinschauen, um nicht alte Wunden wieder aufzureißen.“ Deshalb sei in allen Fällen vor allem eines wichtig: viele Gespräche zu führen – auch nach einer Adoption. Denn ihre Arbeit ende nicht mit der Vermittlung, berichten die vier. Die Nachbetreuung mache einen immer größeren Teil ihres Beratungsalltags aus.

„Die Kinder wollen viel häufiger ihre Herkunft erfahren“, sagt Altena, die seit 20 Jahren in der Vermittlung arbeitet. Im Alter von 16 Jahren haben Kinder einen Anspruch auf Akteneinsicht. Auch bei dieser Biografiearbeit bieten die Beraterinnen ihre Hilfe an. „Wir bemühen uns auch bei Auslandsadoptionen“, sagt Kasolowsky. Auch wenn das natürlich deutlich schwieriger sei als bei Inlandsadoptionen. „Aber auch aus dem Ausland gibt es erfreuliche Nachrichten“, so Wiltfang. Wenn etwa der leibliche Vater in einem anderen Land gefunden werde. „Dann wird die Welt manchmal ganz klein.“

Kontakt: Adoptionsvermittlungsstelle im Kreishaus Siegburg, Kaiser-Wilhelm-Platz 1; Aggi Altena, 0 22 41/13 31 22, E-Mail: aggi.altena@rhein-sieg-kreis.de; Beate Kasolowsky, 0 22 41/13 25 69, E-Mail: beate.kasolowsky@rhein-sieg-kreis.de; Christina Wiltfang, 0 22 41/13 23 31, E-Mail: christina.wiltfang@rhein-sieg-kreis.de

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