Bezirksregierung eingeschaltet Streit um Rettungsdienstkosten im Rhein-Sieg-Kreis

Rhein-Sieg-Kreis · Die Leitstelle legte die Einsatzbilanz für das Jahr 2018 vor. Im Durchschnitt haben hilfesuchende Bürger 685 Mal pro Tag angerufen. Besonders der Großbrand in Siegburg blieb im Gedächtnis.

 Bei einem schweren Unfall in Siegburg ist der Rettungsdienst im Einsatz.

Bei einem schweren Unfall in Siegburg ist der Rettungsdienst im Einsatz.

Foto: Thomas Heinemann

Die Verbände der Krankenkassen wollen die vom Rhein-Sieg-Kreis veranschlagten Kosten für Rettungseinsätze nicht tragen. Darüber informierte Rainer Dahm, Leiter des Amtes für Bevölkerungsschutz im Kreishaus, den Ausschuss für Rettungswesen. Der Kreis werde sich weiter um Gespräche bemühen. „Wir wollen eine Auseinandersetzung über den Patienten vermeiden“, sagte Dahm. Der Kreis werde sich die Differenz zwischen dem, was die Kassen zahlen, und den tatsächlichen Kosten des Rettungseinsatzes nicht von den Betroffenen zurückholen.

Die Krankenkassen kritisieren die überproportional hohen Kosten im Rhein-Sieg-Kreis. Grund dafür ist laut Dahm zum einen die Fläche. „Jemand, der im ländlichen Raum wohnt, hat den gleichen Anspruch, innerhalb von zwölf Minuten einen Rettungswagen vor der Tür stehen zu haben, wie jemand im Ballungsbereich“, so der Amtsleiter. In der Neukalkulation der Kosten hätten sich außerdem Defizite der Vorjahre massiv niedergeschlagen.

Der Kreis erhebt als Träger der Rettungswachen Gebühren zur Finanzierung des Rettungsdienstes, deren Höhe er eigenverantwortlich festlegt. Die neue Satzung ist zum 1. Januar 2019 in Kraft getreten. Die Kostenträger erklärten jedoch, dass die Gesamtkostensteigerung im Rettungsdienst des Rhein-Sieg-Kreises seit 2016 überproportional hoch im Vergleich zu anderen Rettungsdienstträgern liege. Sie sehen eine Missachtung des Wirtschaftlichkeitsgebots und haben die Bezirksregierung Köln eingeschaltet. Dahm berichtete, dass es Ende Februar ein Gespräch mit Vertretern der Krankenkassen geben werde.

Die Feuer- und Rettungsleitstelle im Siegburger Kreishaus hatte im vergangenen Jahr reichlich zu tun. Im Ausschuss wurden die Einsatzzahlen für das Jahr 2018 vorgestellt. Demnach haben im Durchschnitt 685 Mal pro Tag hilfesuchende Bürgerinnen und Bürger angerufen. Das waren etwa 425 Notrufe pro Tag, aber auch Meldungen von Krankenhäusern oder Medienanfragen. Zum Vergleich: Im Jahr 2017 gab es im Durchschnitt noch knapp 650 Anrufe pro Tag, davon etwa 400 Notrufe.

Die Kreisleitstelle, wo der Notruf 112 einläuft, alarmiert dann die 107 Einheiten der Feuerwehren, die 17 Rettungswachen und die sieben Notarztstandorte. Außerdem werden von Siegburg aus auch die Sirenen und die digitalen Meldeempfänger ausgelöst. „Die steigenden Anforderungen an die rettungsdienstliche Versorgung im Kreisgebiet führen zu einem Ausbau des Hilfssystems. Derzeit wird in Swisttal eine neue Rettungswache fertiggestellt, die im Februar dieses Jahres ihren Betrieb aufnehmen wird.

Darüber hinaus ist geplant, in Ruppichteroth, Much und Bornheim neue Rettungswachen zu errichten“, so der Bericht. Der Rettungsdienst ist kreisweit so organisiert, dass in zumindest 90 Prozent aller Fälle im städtischen Bereich innerhalb von acht Minuten und im ländlichen Bereich innerhalb von zwölf Minuten nach Alarmauslösung das erste Rettungsdienstfahrzeug die Einsatzstelle erreicht. Diese Hilfsfrist ist im gültigen Rettungsdienstbedarfsplan für den Rhein-Sieg-Kreis festgeschrieben.

Ein besonderes Ereignis im vergangenen Jahr war der Großbrand in Siegburg-Brückberg im August. An diesem Tag gingen 523 Notrufe in der Leitstelle ein. Auch bei Sturmtief Burglind am 3. Januar (562 Einsätze kreisweit) und Sturmtief Friederike am 18. Januar 2018 (717 Einsätze kreisweit) musste die Leitstelle personell aufgestockt werden.

Negativ schlagen laut Dahm die elf gemeldeten Fälle von Gewalt gegen Einsatzkräfte zu Buche. „Das ist nur die Spitze des Eisbergs. Es fängt bei verbalen Angriffen an und steigert sich dann“, berichtete er. Das Gewaltphänomen begrenze sich nicht auf die Rettungsdienste, sondern erstrecke sich auf alle Einsatzkräfte. Als kreisweite „Blaulichtallianz“ ist daher im vergangenen Jahr die Kampagne „Respekt“ gestartet worden, in der neben der Kreispolizeibehörde Siegburg, dem Rhein-Sieg-Kreis, den Städten und Gemeinden auch die Feuerwehren und Hilfsorganisationen gemeinsam für einen respektvollen Umgang mit den Einsatzkräften werben.

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