Stimmung in den Wahllokalen Streifzug durch die Wahllokale im Rhein-Sieg-Kreis

Rhein-Sieg-Kreis · Ein Autohaus in Sankt Augustin fungiert als Wahllokal. In Königswinterer Ortschaften gehen Wahlzettel aus – für die Bundestagswahl konnte an ungewöhnlichen Orten die Stimme abgegeben werden.

453 514 Menschen waren am gestrigen Sonntag aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Sie wählten in Schulen, in Kindergärten – oder auch eher an ungewöhnlichen Orten. Ein Streifzug durch die Wahllokale.

Im Eingang des Autohaus Hoff in Sankt Augustin-Hangelar herrschte großer Andrang. Eine Menschenschlange stand bis draußen an. Die Wartenden wollten jedoch kein Auto kaufen, sondern ihre Stimme abgeben. Aus dem Autohaus wurde am Sonntag ein Wahllokal im Stimmbezirk 170. Die Wahlhelfer waren überwältigt von der hohen Beteiligung der Bürger. Schon um 12 Uhr war der erste Karton mit Wahlzetteln aufgebraucht. Das heißt, 450 Bürger haben im Autohaus schon ihre Kreuze gesetzt. Insgesamt gab es im Stimmbezirk 1700 Wahlberechtigte. Davon hatten 500 die Briefwahl beantragt.

Keine freie Minute für Wahlhelfer

Die Wahlhelfer hatten keine freie Minute. „Um Punkt acht Uhr standen die ersten Wähler vor der Tür. Am Morgen kamen viele vor oder nach dem Frühsport vorbei, sie hatten ihre Sportkleidung an“, erzählte Wahlvorsteherin Josefine Dedenbach. Seit elf Uhr sei der Andrang durchgehend groß, die Menschenschlange würde nicht kürzer. Dedenbach half schon zum 10. Mal bei Wahlen aus. „Am Morgen eines Wahlsonntags habe ich immer eine gewisse Anspannung und hoffe, dass alles gut geht“, sagte Dedenbach. Von der Anspannung war nichts zu merken. Im Autohaus herrschte eine ganz besondere Stimmung: ein ständiges Gemurmel schallte durch die Halle, Kinder warteten vor den Wahlkabinen auf ihre Eltern, ältere Menschen ruhten sich auf Stühlen aus, solange ihre Partner wählten. Der 19-jährige Christian stimmte zum ersten Mal für die Bundestagswahl ab. „Es ist schon ein besonderer Tag. Die Nachrichten, die Wahlplakate und Gespräche zielen seit Monaten nur auf diesen Tag hin und jetzt ist es so weit.“

Nicht nur junge Leute hatten am Sonntag eine Premiere bei der Bundestagswahl, erzählte Dedenbach. „Am Morgen kam ein etwa 50-jähriger Mann herein und sagte, er wähle zum ersten Mal im Wahllokal, vorher habe er immer nur mit Briefwahl gestimmt.“ So einen „Erstwähler“ habe sie zuvor noch nie gehabt, sagte die Wahlvorsteherin und musste ein bisschen lachen.

Wahlen in der Roisdorfer Grundschule

Normalerweise geht es in der Roisdorfer Sebastian-Grundschule mehr um „ABC“ als um „CDU“ oder „SPD“. Doch am Sonntag standen die Buchstabenkombinationen der Parteien auf dem Wahlzettel im Mittelpunkt. In der Klasse 3 b hatten Wahlvorsteher Hartmud Reichmann und sein dreiköpfiges Team ihren Wahlraum für den Wahlbezirk Roisdorf 030 III eingerichtet. 1424 Wahlberechtigte konnten dort im Zeitraum zwischen 8 und 18 Uhr ihre Stimme abgeben. „Bisher ist es noch ruhig“, erklärte Reichmann, der schon seit vielen Jahren als Wahlhelfer aktiv ist, am späten Vormittag. Aus Erfahrung weiß er, dass viele Roisdorfer den Gang zur Urne vor oder nach dem Gottesdienst machen – oder ihn in diesem Jahr mit dem Besuch der Roisdorfer Kirmes verbinden. „Um die Mittagszeit wird es meist voller“, berichtete er. Insgesamt waren in der Roisdorfer Grundschule 21 Helfer in zwei Schichten für drei Bezirke aktiv. In ganz Bornheim halfen in 27 allgemeinen Wahlvorständen und zehn Briefwahlvorständen 249 Männer und Frauen.

Einen großen Andrang verzeichneten auch die vielen Wahlhelfer im Siebengebirge. Das Interesse der Königswinterer und Bad Honnefer, ihre Stimme abzugeben, war teilweise so groß, dass in den Königswinterer Ortschaften Sandscheid, Berghausen und Eudenbach tatsächlich Stimmzettel im Laufe des Tages nachgeordert werden mussten. Thomas Mauel, der in Oberdollendorf als Wahlvorstand mitwirkte, berichtete gestern Nachmittag ebenfalls von einer hohen Wahlbeteiligung – bereits eine Stunde vor Schließung des Wahllokals lag sie bei rund 80 Prozent.

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