Historie der Siegburger Abtei Streifzug durch die Geschichte der Abtei

Siegburg · Ein neuer Band der Siegburger Studien widmet sich dem Michaelsberg zwischen Mittelalter und Aufklärung.

Die 950-Jahrfeier Siegburgs ist noch in bester Erinnerung. 2014 beging die Kreisstadt ausgiebig diesen besonderen Geburtstag, der sich auf ihr Gründungsjahr bezog. Was weniger bekannt ist: In diesem Jahr kann Siegburg erneut ein 950-Jähriges feiern. Und diesmal lässt es sich genau datieren: Am 22. September 1066 wurde die Abtei auf dem Michaelsberg geweiht. Vor dem Hintergrund des neuerlichen Jubeljahres passt es, dass in der Reihe „Siegburger Studien – Neue Folge“ nun ein Band über die Abtei erschienen ist. „Zwischen Tradition und Wohlleben“ lautet der Titel. Darin wird der Wandel der Abtei vom Hochmittelalter zur Aufklärung geschildert. Das Buch ist reich an historischen Bildern.

Es handelt sich um eine Zusammenstellung von Beiträgen, die im September 2014 bei einer Tagung in Siegburg eingeflossen sind. Ausrichter waren seinerzeit der Geschichts- und Altertumsverein Siegburg und das Katholisch-Soziale Institut (KSI), das damit bereits seine Verbundenheit mit der Kreisstadt dokumentierte. Das KSI zieht 2017 von Bad Honnef in die Kreisstadt. Die Abtei befindet sich derzeit im Umbau; ein Teil wird schon vom Orden der Unbeschuhten Karmeliten bewohnt. Mehr als 40 Millionen Euro lässt sich das Erzbistum die Sanierung des alten Gemäuers und den benachbarten Neubau kosten. Kommende Woche soll der mächtige Baukran abgebaut werden, so dass sich der Michaelsberg wieder in seiner gewohnten Silhouette präsentiert.

„Wenn wir nächstes Jahr kommen, sind wir keineswegs neu auf dem Berg. Wir bauen auf einer großen Tradition auf“, sagte KSI-Direktor Ralph Bergold bei der Buchvorstellung. Was diese Tradition ausmacht, kann man nun auf gut 170 Seiten noch einmal nachlesen – beginnend mit der Abteigründung 1064 durch Erzbischof Anno II., was zugleich als Stadtgründung gilt. Die historische Einordnung nimmt Stadtarchivarin Andrea Korte-Böger vor; sie ist zugleich Vorsitzende des Vereins der Freunde und Förderer des Michaelsbergs, der das Buch herausgibt.

Die insgesamt sieben Autoren leuchten Kapitel der Abteigeschichte aus, die mitunter weniger präsent sind. So widmet sich Marcel Albert , selbst Benediktiner und Experte für die Ordensgeschichte, dem Kölner Nuntius Franceso Buonvisi – ein Beitrag, der die machtpolitischen Verhältnisse im 17. Jahrhundert in den Blick nimmt. Um eine herausgestellte Persönlichkeit in bewegten Zeiten geht es auch in dem Beitrag von Michael Schroeder, der über Adam Christoph Zolner von Brandt berichtet. Dieser war von 1712 bis 1767 Kapitular und Prior der Abtei. Schroeder gehörte bis 1988 selbst zur Abtei, war Kaplan und trat dann zu den Altkatholiken über. Heute ist er Rentner, aber immer noch im priesterlichen Dienst tätig.

Winfried Weick beschäftigt sich unterdessen mit dem Siegburger Sendgericht im 16. und 17. Jahrhundert, das Thema seiner Dissertation ist. Nicht zu kurz kommen kulturhistorische Themen und die wirtschaftliche Bedeutung der Abtei, die 2011 von den Benediktinern aufgegeben worden war. So geht es in weiteren Kapiteln um den Annoschrein, den mittelalterlichen Bergbau und die Abtei als Gestalterin der Kulturlandschaft an der unteren Sieg.

„Ich bin wieder ein Stückchen mehr Siegburger geworden“, sagte der neue Pfarrer Thomas Jablonka. Er war einer der ersten, die das Werk zu zu lesen bekamen.

Zwischen Tradition und Wohlleben, Siegburger Studien, Neue Folge, Band 2, Rheinlandia Verlag, 176 Seiten, 20 Euro.

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