Kahlschlag am Osthang Stadt lässt Dutzende alte Bäume am Michaelsberg roden

Siegburg · Hell und zugig ist es dieser Tage am Osthang des Michaelsbergs. Die Stadt hat Dutzende fällen lassen, so dass der Berg zwischen Abtei und Siegwerk ziemlich nackig aussieht.

Auf dem Rundweg am Fuße des Bergs bietet sich derzeit ein ungewohntes Bild: Der alte Baumbestand ist am Osthang weitgehend verschwunden, Stämme und Astwerk häufen sich gebündelt am Wegesrand. Die Wege liegen fast durchgehend frei, und auch das letzte Stück Schienen der alten Aggertalbahn („Lumer Grietche“) ist zum Vorschein gekommen. Zudem hat man nun einen unverstellten Blick auf Industrieanlagen und Parkplätze des Siegwerks.

Die Arbeiten stehen in Zusammenhang mit der Neugestaltung des Michaelsbergs, die lange vorbereitet war, auch in Bürgerforen. Dennoch sorgt der Kahlschlag für Aufsehen, nicht zuletzt in sozialen Netzwerken. Die Linken stellen am Dienstag im Umweltausschuss dazu eine Anfrage.

Die Fällungen sind Teil des Michaelsberg-Konzepts. Zu dessen Zielen gehört es, den Wildwuchs zu beseitigen und das historische Erscheinungsbild wieder herzustellen. „Im Aufnahmeplan von 1913 stehen entlang des Rundwegs ausschließlich einseitig Bäume. Die Flächen zum Siegwerk hin waren als Rasenflächen angelegt und wurden regelmäßig gemäht“, so Landschaftsarchitektin Anja Esser, die im Auftrag der Stadt die Neugestaltung plant. Der alte Baumbestand – Linden, Ahorn, Pappel, Esche – sei überaltert und krank gewesen. „Das Fällen war wie ein Mikadospiel“, sagt Ralf Beyer, Leiter des Baubetriebs.

Teilweise hätte sich Sturmbruch in benachbarten Bäumen verheddert, und auch die Verkehrssicherheit war nicht mehr gegeben. Erhaltenswerte Bäume blieben aber stehen, so die Stadt und die Landschaftsarchitektin. Das Konzept sieht einen sogenannten Niederwald mit Buchen und Eichen vor, der stabil ist und alle zehn bis fünfzehn Jahre zurückgeschnitten werden kann. Die Aufforstung beginnt laut Stadt im Frühjahr. Auch wird der Rundweg erneuert. Beyer: „Wenn alles glatt geht, können wir 2018 die Arbeiten am Osthang abschließen.“

Linken-Ratsherr Raymund Schön stellt den Umfang der Fällungen infrage. „Wir können nicht nachvollziehen, dass alle Bäume krank gewesen sein sollten“, erklärt er in einer Anfrage an den Umweltausschuss, der am Dienstag tagt. Die Fällungen hätten bewirkt, dass Schall- und Sichtschutz verloren gegangen sei. Außerdem sei nun eher das Siegwerk als der Michaelsberg freigestellt.

Sitzung des Umweltausschusses: Dienstag, 18 Uhr, Rathaus

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