Einkaufsstadt Siegburg So schneidet der Siegburger Einzelhandel ab

Siegburg · Siegburg bekommt als Einkaufstadt bei einer neuen Kundenumfrage und einer IHK-Studie gute Bewertungen. Dennoch raten Fachleute, sich darauf nicht auszuruhen. Sie sehen vor allem beim Thema Onlinepräsenz Luft nach oben.

 Flanieren und Kaffee trinken in der City: Siegburg hat als Einkaufsstadt einen hohen Stellenwert. FOTOS: HOLGER ARNDT/PAUL KIERAS (UMFRAGE)

Flanieren und Kaffee trinken in der City: Siegburg hat als Einkaufsstadt einen hohen Stellenwert. FOTOS: HOLGER ARNDT/PAUL KIERAS (UMFRAGE)

Foto: Holger Arndt

Siegburg ist ein ordentlicher Zweierschüler, jedenfalls beim Thema Einzelhandel. Das ist zumindest das Ergebnis der Kundenumfrage „Vitale Städte“ des Kölner Instituts für Handelsforschung (IFH), das am Mittwoch vor rund 80 Gästen - darunter etliche Geschäftstreibende - vorgestellt wurde.

Ebenso wie der aktuelle Branchenreport Einzelhandel der Industrie- und Handelskammer (IHK), bei dem Siegburg in puncto Kaufkraftbindung einen regionalen Spitzenplatz belegt.

Dennoch appellierten Handelsexperten und Bürgermeister Franz Huhn an die Geschäftsleute, beim Thema Online mehr Engagement zu zeigen – obwohl die aktuelle Kundenumfrage auf den ersten Blick keinen Bedarf erkennen lässt. Huhn und Wirtschaftsförderin Silke Göldner hatten zu dem Abend eingeladen.

Das IFH hat die Umfrage an zwei Tagen im September 2016 bundesweit in 121 Städten durchgeführt, erstmalig auch in Siegburg: Dort stellten sich 400 Menschen Fragen rund um die Einkaufsstadt. Das Durschnittsalter der Befragten lag bei 54 Jahren. Der größere Teil war weiblich (52,2 Prozent), und die meisten kommen mit dem Auto in die Stadt (36,6 Prozent). So bewerten die Kunden den Siegburger Einzelhandel

Die Kunden gaben Auskunft über ihr eigenes Einkaufsverhalten und verteilten Schulnoten für Siegburg – zum Angebot, aber auch zu Parkmöglichkeiten, zur Atmosphäre und zu Sehenswürdigkeiten. Daraus resultierte die Gesamtnote 2,3. In der Klasse der Städte zwischen 25 000 und 50.000 Einwohnern liegt der Schnitt bei 2,8 und bei allen teilnehmenden Kommunen bei 2,7.

Stadt plant ein Cityportal

„In der Summe ist das für Siegburg ein positives Bild“, sagte Nicolaus Sondermann vom IFH. Überraschend fand er jedoch, dass die befragten Kunden mit dem Onlinehandel wenig im Sinn haben: Nur 4,5 Prozent der Befragten gaben sich auch als Onlinekäufer zu erkennen, die wegen des Angebots im Internet seltener nach Siegburg kommen. 47,7 Prozent kommen trotz Onlinekäufen weiter in die Innenstadt, und 47,8 kaufen nach eigenen Angaben überhaupt nicht im Internet. „Dieses Ergebnis mag damit zusammenhängen, dass überwiegend Ältere befragt wurden“, vermutete Sondermann. Doch was ist mit den Jüngeren, den Onlineaffinen und denen, die nicht (mehr) in Siegburg einkaufen? Diese Frage kam nach der Präsentation auf, die ansonsten keine große Diskussion auslöste. Laut Sondermann wäre solch eine Extra-Umfrage relativ aufwendig und auch nur mit Hilfe von Sponsoren zu finanzieren. Stefan Hagen, neuer IHK-Präsident im Bezirk Bonn/Rhein-Sieg und selbst Siegburger, hielt dagegen: „Es ist nicht exorbitant schwierig, an die Nicht-Käufer zu kommen. Die zukunftsrelevanten Gruppen sind in den Schulen oder an der Hochschule Bonn/Rhein-Sieg zu finden.“

Sondermann unterstrich mit Blick auf den wachsenden Onlinehandel, dass auch der stationäre Handel sich mit diesem Thema beschäftigen müsse. „Wer online nicht aktiv ist, dem wird das irgendwann wehtun.“ Das unterstrich IHK-Experte Till Bornstedt, der den Branchenreport vorstellte: „Existiert keine Website, gilt das Unternehmen für 48,1 Prozent der Kunden als nicht zeitgemäß und in 25,4 Prozent der Fälle als unprofessionell.“ Warenpräsentation, Reservierung und Kauf via Internet – all das seien wichtige Faktoren. Die Stadt will nach den Sommerferien mit öffentlichem und kostenlosem Wlan in der Fußgängerzone an den Start gehen, dazu soll es ein Cityportal geben, das auch für Händler gedacht ist. Huhn: „Siegburg ist im Moment gut aufgestellt, aber wir müssen einiges tun, wenn die Zahlen auch morgen und übermorgen noch gut sein sollen.“

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