Ursache weiter unklar So bekämpfte die Feuerwehr den Großbrand in Siegburg

SIEGBURG · Am 7. August kam es in Siegburg zu dem verheerenden Brand an der ICE-Strecke. Jetzt erklärte die Feuerwehr, wie der Einsatz ablief. Ihr Fazit: „Wir hatten Glück im Unglück.“

Auch sechs Wochen nach dem Großbrand am Bahndamm in Siegburg-Brückberg ist die Ursache des verheerenden Feuers noch nicht geklärt. Laut Polizei laufen die Ermittlungen noch. Bei dem Feuer am 7. August waren 48 von 109 Feuerwehreinheiten im Rhein-Sieg-Kreis im Einsatz. Neun Häuser waren unbewohnbar, 32 Personen wurden verletzt. Die Stadt Siegburg sagte den Betroffenen schnelle Hilfe zu.

Anderthalb Monate nach dem verheerenden Großbrand auf dem Brückberg kam es am Dienstag zu einer politischen Nachlese im Siegburger Haupt- und Finanzausschuss. Die Linke hatte das Thema auf die Tagesordnung gebracht, verbunden mit der Frage, welche Konsequenzen aus dem Inferno zu ziehen seien. Doch wurde in der Sitzung schnell klar, dass der Brand am 7. August trotz erheblicher Auswirkungen – neun Häuser unbewohnbar, 32 Verletzte – noch glimpflich verlaufen ist.

Kreisbrandmeister Dirk Engstenberg und der stellvertretende Siegburger Feuerwehrchef Georg Burmann, der den Großeinsatz leitete, schilderten die Ereignisse detailliert. „Es war eine Herausforderung, diesen Einsatz abzuarbeiten“, sagte Burmann. So nüchtern dieses Fazit erschien, so dramatisch waren die Nachmittagsstunden des 7. August. Engstenberg erzählte, er habe auf dem Rückweg aus dem Urlaub von dem Böschungsfeuer erfahren, das sich über die Bahnstrecke hinweg rasend schnell auf die angrenzende Wohnbebauung an der Straße „Im Urnenfeld“ ausbreitete. „Als ich in der Leitstelle nach dem Ausmaß fragte, erhielt ich die Antwort 'Wenn wir Pech haben, brennt der halbe Stadtteil'“, berichtete er. Selbst erfahrene Kollegen seien emotional geworden. Kurz darauf eilte Engstenberg selbst zum Einsatzort.

Das Feuer begann gegen 14.40 Uhr als kleiner Böschungsbrand an der Bahnstrecke. Fest steht nur, dass die Witterungsverhältnisse – wochenlange Trockenheit, Lufttemperatur von 39 Grad, Wind – erheblich zur Ausbreitung des Feuers beitrugen. Der Wind wehte mit bis zu 40 Stundenkilometern in Richtung des Böschungshanges und fachte das Feuer an. Daran hatte aber auch der Zugverkehr seinen Anteil. Zwar wurde die Strecke sofort gesperrt, doch passierten binnen weniger Minuten noch eine Regionalbahn und ein ICE die Strecke, die in einer Troglage verläuft.

Dabei wurde nach bisherigen Erkenntnissen Luft aufgewirbelt. Büsche und Bäume am Hang fingen Feuer. „Binnen fünf bis zehn Minuten standen die Dachstühle der oberhalb befindlichen Häuser in Flammen“, so Burmann. Für die Feuerwehr sei es in erster Linie darum gegangen, Menschenleben zu retten. Neun Personen, eine davon bettlägrig, wurden aus den Häusern geführt. Die Situation war für die Einsatzkräfte unübersichtlich, da das Viertel verraucht war und bis zu 30 Brandnester gleichzeitig aufloderten. „Bewohner haben Brandnester mit dem Gartenschlauch in Schach gehalten“, so Burmann. „Das ist hoch gefährlich, hat aber schon etwas gebracht.“

Zwischen zwei Flammenwänden

Taktisch näherte sich die Feuerwehr – 48 von 109 Einheiten aus dem Kreisgebiet waren vor Ort – vom Hohlweg aus der brennenden Häuserreihe. Ein weiteres Überspringen der Flammen konnte so verhindert werden. Das war an einer Stelle sogar schon gesehen, denn eine Häuserreihe weiter brannte bereits ein Garten. Burmann und Engstenberg zeigten dem Ausschuss Luftbilder: Demnach standen die Feuerwehrleute zeitweise zwischen zwei Feuerwänden. Es sei ihr Verdienst, dass nichts Schlimmeres passiert sei, resümierte Engstenberg. Er präsentierte erstmals auch detaillierte Zahlen zu den 32 Verletzten: Demnach waren 20 Anwohner betroffen und zwölf Einsatzkräfte – darunter neun Polizisten und drei Feuerwehrleute. Insgesamt zwölf Personen mussten stationär behandelt werden.

„Wir hatten Glück im Unglück“, sagte Bürgermeister Franz Huhn, der der Wehr eine „höchst kompetente Leistung“ bescheinigte. Der Großbrand sei ein Sonderfall gewesen, so der Tenor im Ausschuss. Raymund Schoen von den Linken kritisierte, dass die Büsche am Bahndamm seit Jahren nicht mehr zurückgeschnitten worden seien: Gerade sie hätten gebrannt wie Zunder.

Er dankte aber wie alle anderen Fraktionen der Feuerwehr. Für Jürgen Becker (CDU) haben sich die Großübungen der Feuerwehr ausgezahlt, deren Erkenntnisse „jetzt in diesem schrecklichen Ernstfall durchexerziert wurden“. Vizebürgermeister Stefan Rosemann (SPD), am 7. August selbst vor Ort, bewunderte die „professionelle Ruhe der Einsatzleitung, deren Analysen sofort in klare Anweisungen umgesetzt wurden“. Insgesamt waren 550 Kräfte von Feuerwehr und Rettungsdiensten im Einsatz.

Die betroffenen Hausbesitzer sollen von der Stadt weiterhin unbürokratische Hilfe erhalten, wenn es um den Wiederaufbau geht. Laut Dezernentin Ursula Thiel wurden kurzfristig Abrissgenehmigungen erteilt. „Sobald Bauanträge vorliegen, bearbeiten wir sie in einem beschleunigten Verfahren.“

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