Stadtteil Deichhaus in Siegburg So arbeitet Streetworker Selcuk Celik

SIEGBURG · Selcuk Celik arbeitet als Streetworker im Siegburger Stadtteil Deichhaus. Für die Jugendlichen ist er wie ein großer Bruder. GA-Mitarbeiterin Sofia Grillo hat ihn besucht.

 Im Jugendzentrum Deichhaus: Selcuk Celik sucht den Kontakt zur Deichhauser Jugend und hilft bei Problemen.

Im Jugendzentrum Deichhaus: Selcuk Celik sucht den Kontakt zur Deichhauser Jugend und hilft bei Problemen.

Foto: Holger Arndt

Unter den Jugendlichen im Stadtteil Deichhaus wird der Streetworker Selcuk Celik meist nur noch mit seinem Spitznamen angesprochen. "Abi" ist türkisch und bedeutet großer Bruder. Diese Position bei den Deichhauser Jugendlichen hat sich Celik hart erarbeitet. "Ich will zu ihnen ein Vertrauensverhältnis aufbauen. Gleichzeitig sollen sie mich aber auch respektieren", so der Streetworker.

Träger für die Deichhauser Streetwork-Arbeit ist die katholische Jugendagentur Bonn. Sein Büro ist im Jugendzentrum Deichhaus in Siegburg. Von hier aus geht Celik zwei Mal die Woche den ganzen Stadtteil ab und schaut nach den Jugendlichen. Zudem hat er in seinen Beratungsgesprächen immer ein offenes Ohr für junge Leute, die Hilfe brauchen. Seit 2015 arbeitet er als Streetworker in Deichhaus. Seine Stelle wird bis Ende 2017 im Rahmen des Projekts "Starke Quartiere - Starke Menschen" durch den europäischen Struktur- und Investitionsfonds (ESF) 2014-2020 finanziert.

Die Arbeit des Streetworkers war und ist für den Siegburger Stadtteil Deichhaus sehr wichtig. "Es gibt hier viele Schulabbrecher oder Jugendliche, denen nach dem Schulabschluss die Perspektive fehlt. Auch Drogenkonsum und Drogenhandel ist ein Thema", sagt der Streetworker. Um diese Probleme in den Griff zu bekommen, sei Streetwork die beste Methode. "Ich arbeite mit einer 'Geh-Struktur'. Das heißt, ich warte nicht, dass jemand zu mir kommt, sondern ich gehe zu den Jugendlichen." Dabei müsse man vor allem locker sein. Der erhobene Zeigefinger, Verbote und harte Regeln hätten in seiner Arbeit nichts verloren. "Es geht erst mal darum, einen Draht zu den jungen Leuten zu bekommen", so Celik.

Den bekommt er nicht nur durch lockere Gespräche mit den Jugendlichen, sondern auch mit Hilfe verschiedener Projekte. Mit Sportturnieren, gemeinsamen Ausflügen und regelmäßigem Basketball-Training könne er die Jugendlichen am besten motivieren und sie aus dem Alltagstrott herausholen. Kommuniziert wird über Whatsapp. "Ich habe bis zu 45 Nummern von den Jugendlichen auf meinem Handy. Wenn ich wieder etwas organisiere, schreibe ich jeden an, den es interessieren könnte." Sei das Vertrauen erst einmal aufgebaut, dann kämen die Jugendlichen von alleine zu Beratungsgesprächen.

Jugendliche kommen mit unterschiedlichsten Anliegen

"Das Klischee der 'Null-Bock-Stimmung' bei jungen Leuten stimmt so nicht. Sie kennen meist einfach ihre Möglichkeiten und Anlaufstellen nicht", erklärt der 33-jährige Streetworker. Bei den Beratungen würden die unterschiedlichsten Anliegen geklärt. Manche würden mit Celik eine Arbeitsstelle oder eine weiterführende Schule suchen. Andere bräuchten Hilfe bei Behördengängen, und wieder andere wollen einen privaten Rat oder einfach nur plaudern.

2016 hatte Celik Kontakt zu etwa 80 Jugendlichen. In Gruppenarbeit auf der Straße betreute er 20 Jugendliche. Zudem hatte er zehn Jugendliche, die er in Einzelberatungen unterstützte. Zurzeit betreut er auf der Straße zwei Jugendcliquen. In der Einzelberatung hat er gerade sechs Jugendliche. Für den Erfolg von Streetwork könne man keine Zahlen erstellen, hier gehe es immer um die Einzelschicksale und den Anspruch, das Beste aus deren Situation zu machen.

Bei einem seiner Klienten sieht Celik einen sehr großen Erfolg: Der 23-Jährige hat fast alle sozialen Hilfssysteme durchlaufen: Jugendamt, Familienhilfe, Arbeitsamt. Er sei kurzzeitig obdachlos gewesen und schon öfter mit der Polizei in Berührung gekommen. Dann fand er einen Praktikumsplatz. Celik begleitete ihn mit vielen Gesprächen während seiner Praktikumszeit. Der 23-Jährige sagte ihm nach den sechs Monaten Arbeit, dass das die längste Zeit gewesen sei, in der er etwas durchgehalten habe, und dass er sich verändert hätte.

"Für ihn konnten wir gemeinsam erreichen, dass er lernt, auf eigenen Beinen zu stehen und Verantwortung zu übernehmen", sagt der Streetworker. Manchmal seien es auch einfach nur Kleinigkeiten, die den Erfolg der Streetwork zeigen. Ein Jugendlicher habe beispielsweise mit dem Konsum von Marihuana aufgehört.

Celik stellt mit seiner Arbeit ein wichtiges Bindeglied zwischen Stadt und Jugend dar: "Die Jugendlichen haben eine Kontaktperson, der sie vertrauen können und die ihnen Perspektiven aufzeigt. Für die Stadt bin ich ein Ansprechpartner, der einen Einblick in den Alltag der Deichhauser Jugend hat und sagen kann, wo die Baustellen sind", erklärt Celik.

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