Nach 125 Jahren vor dem Aus Siegburger Traditionslokal "Zum Fass" steht vor dem Aus

SIEGBURG · Mit viel Elan startete vor fast einem Jahr die neue Betreiberin des Traditionslokals „Zum Fass“. Doch dann blieben die Gäste weg, und jetzt hat die Gaststätte geschlossen.

Erst seit einem Jahr ist Nicole Wientzek Pächterin der Siegburger Traditionsgaststätte „Zum Fass“, erbaut im Jahr 1893. Doch wer jetzt in dem Lokal an der Luisenstraße einkehren möchte, steht vor verschlossenen Türen. „Wegen Betriebsferien geschlossen“, heißt es am Eingang. Doch wird das Traditionsgasthaus wohl nicht so schnell wieder öffnen. Wie Wientzek jetzt mitteilte, bleibt das „Fass“ bis auf Weiteres zu – aus wirtschaftlichen Gründen. Der Betrieb rechne sich nicht.

Als der vorherige Eigentümer Bernd Ilbertz im vergangenen Jahr nach einem Nachfolger suchte, war ihm etwas wichtig: Der Charakter der Traditionsgaststätte sollte erhalten bleiben. Denn immerhin wuchs Ilbertz in dem Haus auf, das seit 1927 im Besitz seiner Familie ist. Als eines der ersten modernen Gebäude ließ der Schulrektor Ferdinand Becker das „Fass“ vor 125 Jahren im Stadtteil Driesch errichten, um Durchreisende an der damaligen Provinzialstraße zu bewirten.

Ilbertz' Großeltern Karl und Mathilde Bleifeld kauften das Haus 1927 und betrieben die Kneipe weiter. Ilbertz selbst übernahm 2003 die Regie. Inzwischen 70 Jahre alt, verkaufte er das Haus im vergangenen Jahr. Nicole Wientzek führte die Gaststätte ab September 2017 nach einer behutsamen Modernisierung weiter.

Investition in Brandschutz erforderlich

„Ich wollte alles neu, besser, liebevoller und erfolgreicher machen als bisher“, teilte die Gastronomin mit. „Leider ist es mir nicht gelungen, den Gästen ein Angebot zu unterbreiten, das sie zum Kommen und Bleiben veranlasst. In dem einen Jahr meiner Tätigkeit im Fass sind die Umsätze fast durchgehend hinter den Kosten zurückgeblieben, und auf Dauer geht so etwas natürlich nicht.“

Zusätzlich habe ein Schreiben der Bauaufsicht die Situation erschwert. „Im April hatte eine Brandschau stattgefunden, und nun kam ein Bericht über die brandschutztechnischen Beanstandungen“, so Wientzek. Einen fünfstelligen Betrag würden die brandschutztechnischen Auflagen ausmachen. Den Verantwortlichen von der Bauaufsicht mache sie keinen Vorwurf, so die Gastronomin: „Die Vorschriften sollen und müssen eingehalten werden.“

Wie es mit dem „Fass“ weitergeht, ist noch unklar. „Entweder suchen wir einen Pächter oder wir starten nach einer Übergangszeit mit neuem Mut“, erklärte Wientzek. Ansonsten müsse das Lokal dauerhaft geschlossen bleiben. Die Reihe „Jazz am Mittwoch“ oder das Oktoberfest wird es jetzt nicht mehr geben.

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