Ausbildungsstart in der Region Siegburger Ausbilder vermisst Respekt

Siegburg · Zimmerer Frank Apel vergleicht die Mentalität der Auszubildenden von heute und zu seiner Zeit. Die Anzahl der Azubis in Handwerksberufen hat sich seit seiner Ausbildung stark verkleinert.

 Simon Werthenbach (rechts) ist der Azubi in der Zimmerei von Frank Apel.

Simon Werthenbach (rechts) ist der Azubi in der Zimmerei von Frank Apel.

Foto: Martina Welt

Die Kreissäge ist unermüdlich in Betrieb in der Zimmerei von Frank Apel. Er selbst hat um 7.40 Uhr im Büro noch einiges zu erledigen. Für seinen Sohn Patrick Apel, seinen Schwiegersohn Simon Mählig und den Auszubildenden Simon Werthenbach hat der Arbeitstag in der Halle am Turm in Siegburg längst begonnen.

Für viele Auszubildende hat am Dienstag die Lehrzeit bei unterschiedlichen Handwerkern der Region begonnen. „Als ich gelernt habe, waren wir 30 bis 40 Leute in dem Innungsbereich Bonn/Rhein-Sieg, die Zimmerer werden wollten“, sagt Apel, der sowohl Vorsitzender des Prüfungsausschusses als auch Vorstandsmitglied in der Innung Bonn/Rhein-Sieg ist. Im Gegensatz dazu habe er im vergangenen Jahr nur sechs Prüflinge zum Zimmerer gehabt. „Allerdings haben drei Jahre zuvor nur 15 Azubis angefangen“, meint er. Die Zahlen sind in den letzten Jahren auf einem ähnlich niedrigen Niveau. Das Interesse an den körperlich anspruchsvollen Handwerksberufen ist wesentlich geringer, als zu seiner Lehrzeit.

Ähnlich wie bei seinem Azubi, bekam auch er seinen Ausbildungsplatz über Kontakte. Sein Meister, Zimmerer Heinz Orth, war ein Schulfreund seiner Mutter. Apel kommt aus einer Handwerksfamilie. Der Vater war Huf- und Wagenschmied, die Mutter Buchsetzerin. Die Firma Orth hatte ihren Sitz damals in Braschoß. 1983 fing Apel die Ausbildung als Zimmerer an. 1992 kauften die Brüder Heinz und Erhard Orth das Grundstück in dem Siegburger Gewerbegebiet am Turm. Als Heinz Orth 2005 in Rente ging, hat ihm seine einstiger Azubi die Firma abgekauft. Diese Bindung an den Ausbildungsbetrieb gibt es heute nicht mehr. Apel hatte fast immer einen Lehrling im Betrieb, alle haben den Abschluss geschafft, im Beruf geblieben sei jedoch kaum einer, meint der Meister. Eine Ausnahme ist sein Sohn Patrick, der jetzt mit ihm im Familienbetrieb arbeitet.

Azubis mangelt es oft an Respekt

Sein aktueller Azubi, der seine Ausbildung mit einem Studium kombiniert, wird nicht in seiner Firma bleiben. Er will nach der Ausbildung und dem Studium in der Firma seines Vaters arbeiten, der schlüsselfertige Häuser baut. Dieses Jahr hat Apel keinen Lehrling, denn ein Auszubildender ist schon teuer genug für den Familienbetrieb.

„Im ersten Lehrjahr sind die Auszubildenden vielleicht 40 Tage im Betrieb“, meint Apel, weil der Blockunterricht den weitaus größten Teil der Ausbildungszeit in Anspruch nehme. „Ich finde das dennoch gut, denn die Lehrlinge sind so auf dem gleichen Ausbildungsstand“, sagt Apel. Über eine Ausgleichskasse sollen die Betriebe Anreize bekommen, Lehrlinge, die sie kaum vor Ort sehen, trotzdem auszubilden.

Mehr als einen Lehrling, kann sich Apel allerdings nicht leisten. „Da sind die Kosten einfach zu hoch“, sagt er. Diejenigen, die bis zum Schluss durchhalten, machen in der Regel einen ganz passablen Abschluss. „Die Einstellung und der Respekt der jungen Leute, gegenüber ihren Ausbildern, die lassen heutzutage schon zu wünschen übrig“, findet Apel. Aufräumen war zum Beispiel eine der ersten Lektionen, die Apel als Lehrling lernen musste und die er bis heute verinnerlicht hat. Bei vielen Azubis beißen die Ausbilder schon dabei auf Granit. Dabei sei es allein aus Sicherheitsgründen so wichtig, dass die Baustelle aufgeräumt sei.

Ärgern kann sich Apel ebenfalls über den oft nachlässigen Umgang der jungen Leute mit dem Werkzeug. „Statt einen Schritt zu laufen, wird das Werkzeug geworfen und geht kaputt.“ Das seien schon gravierende Unterschiede zu früher, meint er.

Sein Azubi Simon Werthenbach freut sich, dass er endlich wieder körperlich arbeiten kann und einen Bezug zur Baustelle bekommt. Seit Februar war er nicht mehr im Betrieb und schätzt die familiäre Atmosphäre. Für Apel war die duale Ausbildung ein „interessantes Experiment“, das er jedoch nicht unbedingt wiederholen möchte. „Für einen kleinen Betrieb ist die seltene Anwesenheit des Azubis, der gleichzeitig studiert, kaum zu stemmen. Wenn dann einer krank wird, stehe ich mit zwei Mann da, das funktioniert nicht“, sagt Apel rückblickend.

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