Projek "Schule als Staat" Siegburger Anno-Gymnasium wird zum Kleinstaat

Siegburg · Das Siegburger Anno-Gymnasium nimmt am Projekt „Schule als Staat“ teil. Alle Schüler sind Teil der Volksrepublik und übernehmen eine Aufgabe. Richter, Senator, Mitglied in einer Partei oder Unternehmensgründer: Arbeit gibt es in dem Kleinstaat genug.

 Wer sich von den Bürgern in der Demokratischen Volksrepublik Anno nicht an die Gesetze hält, muss sich vor Gericht verantworten.

Wer sich von den Bürgern in der Demokratischen Volksrepublik Anno nicht an die Gesetze hält, muss sich vor Gericht verantworten.

Foto: Holger Arndt

Auf dem Weg von der Kirche in den Gerichtssaal ertönt ein Gong, gefolgt von der Durchsage: „Um 12 Uhr findet die nächste Parlamentssitzung im Physikhörsaal statt.“ In der Demokratischen Volksrepublik Anno sind diese Durchsagen nichts ungewöhnliches mehr. Am 2. Februar haben die Schüler des Anno-Gymnasiums in Siegburg ihren Staat gegründet und von Donnerstag (Probetag) bis Samstag ausprobiert, wie er funktioniert.

2015 hat die Schule zum ersten Mal an dem Projekt „Schule als Staat“ teilgenommen und gute Erfahrungen gemacht: „Die Lehrer, Schüler und Besucher waren begeistert, und deshalb haben wir uns dazu entschlossen, noch einmal unseren eigenen Staat zu gründen“, erklärt der 15-jährige Henrik Küper, der sich um die Öffentlichkeitsarbeit in der Demokratischen Volksrepublik kümmert und zur Pressekonferenz für „ausländische Medien“ eingeladen hatte. Zusammen mit zwei anderen Schülern und einem Lehrer hat er das Großprojekt organisiert.

Schüler werden zu Richtern und Senatoren

Alle Schüler des Gymnasiums sind Teil der Volksrepublik und übernehmen eine Aufgabe: Richter, Senator, Mitglied in einer Partei oder Unternehmensgründer: Arbeit gibt es in dem Kleinstaat genug. „Das Parlament hat mit 200 Arbeitslosen gerechnet, aber letzten Endes sind es nur um die 100“, sagt der 14-jährige Senator Marek Höffgen. Als arbeitslos werden diejenigen bezeichnet, die selber keinen Beruf gefunden haben und einem Projekt zugeteilt werden müssen.

„Wir wollten den Schülern auch zeigen, dass Innovation mehr Erfolg bringt“, erläutert Jochen Peters, Lehrer am Anno-Gymnasium und Mitorganisator der Aktion. Neben einer Pizzeria, einem asiatischen Restaurant und vielen anderen kulinarischen Unternehmen, gründeten die Schüler auch eine Dating- und Hochzeitsagentur, eröffneten einen Escaperoom und den Tanzclub „Heiß am Stiel“. Eine Gruppe verkauft ihr eigens programmiertes Computerspiel. Eine eigene Fußballnationalmannschaft gibt es in der Demokratischen Volksrepublik Anno natürlich auch.

Projekt bereitet allen Freude

Die eingenommenen „Annollar“, wie die Währung in der Volksrepublik heißt, werden abends in der Bank gelagert und nach Schließung des Staates gespendet. Über den Mindeststeuersatz wurde im Voraus lange diskutiert. „Das Parlament tagte seit Gründung des Staates alle zwei Wochen, um Gesetze zu verabschieden und die Entwürfe der sechs Parteien zu überprüfen“, so Höffgen. Die „53-Partei“ ist mit zwölf Sitzen am stärksten vertreten. Der „Demokratische Aufbruch“ oder die „Annonianer Partei“ versuchen, ihre Ansichten in den Debatten durchzusetzen.

Wer sich nicht an die von den Schülern geschriebenen Gesetze und die Verfassung hält, wird vor Gericht geführt. „Der Angeklagte wird zu einer Sozialstunde verurteilt“, heißt es im Gerichtssaal. Straftaten reichen von Steuerhinterziehung bis hin zum illegalen Transport einer Shisha. Unterstützt werden die Schüler von einer Staatsanwältin aus Siegburg, die zuvor eine Rechtskunde AG angeboten hatte und Roben für die Richter zur Verfügung stellte. Da der Staat großen Wert auf die sozialen Berufe legt, bekommen Sanitäter den gleichen Lohn wie Richter.

„Es war sehr viel Arbeit, aber ich würde das Projekt auch noch einmal organisieren, denn es hat echt Spaß gemacht“, fasst Marek Höffgen die Staatsgründung der Demokratischen Volksrepublik Anno zusammen.

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