Autos teilen und per App buchen Siegburg soll neues Carsharing-Angebot bekommen

Siegburg · Rhenag und Bürger-Energie Rhein-Sieg wollen in Siegburg in den Carsharing-Markt einsteigen. Die Rhenag bereitet gerade ein Carsharing-Angebot mit E-Autos für Kommunen vor und sorgt für die Ladeinfrastruktur.

 Carsharing in Siegburg: Autos von DB Flinkster am Siegburger Bahnhof. Per App wird das Auto gebucht.

Carsharing in Siegburg: Autos von DB Flinkster am Siegburger Bahnhof. Per App wird das Auto gebucht.

Foto: Marcel Dörsing

Das eigene Auto ist bekanntlich des Deutschen liebstes Kind. Doch manch einer, der nicht täglich davon Gebrauch macht, hat sich davon verabschiedet. Eine Alternative ist dann das Carsharing, also das Ausleihen eines Autos, auf das mehrere Nutzer gegen Gebühr zugreifen können. In Siegburg schicken sich gleich zwei Organisationen an, das Carsharing-Angebot in der Stadt zu erweitern. Sowohl der Energieversorger Rhenag als auch die Genossenschaft Bürger-Energie Rhein-Sieg wollen Autos zur Verfügung stellen, und zwar in Kombination mit E-Mobilität.

Carsharing ist in Siegburg nicht ganz neu. Sowohl die Bahn-Tochter DB Flinkster als auch das Unternehmen Stattauto halten rund um den Siegburger ICE-Bahnhof Autos vor. Sie stehen auf markierten Parkplätzen. Die Wagen lassen sich online oder per Smartphone-App buchen und dann mit einer Karte öffnen. Die Nutzung eines Kleinwagens kostet bei DB Flinkster beispielsweise fünf Euro pro Stunde, plus 18 Cent pro Kilometer. Stattauto arbeitet dagegen mit einer Grundgebühr und verschiedenen Tarifen. Nach dem Gebrauch werden die Autos wieder in die reservierte Parktasche gestellt.

Nach diesem Vorbild wollen auch die Rhenag und die Bürger-Energie in den lokalen Markt einsteigen. Allerdings mit Konzepten, die es in Siegburg so noch nicht gibt. „Für uns ist das noch ein ganz neues Thema, wir sind mit unseren Überlegungen in einem frühen Stadium“, sagte Thomas Mehrer jetzt im Siegburger Umweltausschuss. Er betreut das Carsharing-Projekt bei der Rhenag, in Verbindung mit E-Mobilität.

Der Versorger hat zunächst den Fuhrpark der Kreisstadt ins Visier genommen. Die städtischen Autos haben die verschiedensten Antriebstechniken: Benzin und Diesel ebenso wie Erdgas und Elektro. Die Wagen legen nach einer Auswertung der Rhenag täglich 40 bis 70 Kilometer zurück – eine Distanz, die man grundsätzlich gut mit einem E-Auto bewältigen kann.

Bürger-Energie in Siegburg will Zeichen setzen

Die Rhenag bereitet gerade ein Carsharing-Angebot mit E-Autos für Kommunen vor und sorgt für die Ladeinfrastruktur. „Bei diesem Konzept haben die Kommunen exklusiven Zugriff auf die Autos“, sagte Mehrer. „Außerhalb der Dienstzeiten können sie dann von Privatleuten geliehen werden.“ Auch für Gewerbetreibende, die ab und zu Ware ausliefern oder abholen, könnte dieses Angebot attraktiv sein.

„Natürlich setzt das alles ein geändertes Nutzerverhalten voraus“, räumte Mehrer ein. „Doch gerade beim Thema Mobilität entwickelt sich die Gesellschaft weiter.“ So haben Studien gezeigt, dass vor allem die junge, urbane Generation – die 20- bis 30-Jährigen – nicht mehr unbedingt Wert auf den Besitz eines eigenen Autos legt. „Nutzen statt besitzen“, lautet vielmehr die Devise.

In diesem Sinne will auch die Bürger-Energie in Siegburg ein Zeichen setzen. „Wir verfolgen aber mehr einen dezentralen Ansatz“, sagte ihr Vertreter Thomas Zwingmann im Ausschuss. Heißt: Die Genossenschaft will Carsharing nicht in der Innenstadt anbieten, sondern in einem Wohngebiet am Stadtrand. Genauer gesagt in der Deichhaus-Aue, einem Wohngebiet mit 87 Häusern und 350 Bewohnern. Zwingmann setzt auf einen Bewusstseinswandel, in der Hoffnung, dass der eine oder andere Bewohner über die Abschaffung seines Zweitautos nachdenkt. „Wir wollen das Carsharing-Auto gut sichtbar ins Wohngebiet stellen, sodass es jeder sieht und mal ausprobieren kann.“ Laut Zwingmann soll das Auto eine Reichweite von 300 Kilometern haben, zu 100 Prozent mit Ökostrom betrieben werden und für die Nutzer „geringe, überschaubare Kosten“ verursachen.

2018 will die Bürger-Energie mit dem Projekt an den Start gehen und in der Praxis erste Erfahrungen sammeln. Im Siegburger Umweltausschuss war die Resonanz allgemein positiv. Auf die Tagesordnung gekommen war das Thema nicht zuletzt durch Anträge eines Bürgers sowie von SPD und Jusos, die auf den Ausbau von E-Mobilität und Carsharing zielten.

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