Rollatortag NRW Sicher auf zwei Beinen und vier Rädern

SIEGBURG · Vorsichtig fährt Irmgard Rietford (74) mit ihrem Rollator an eine Platte auf dem Boden heran, zieht die Bremse, nutzt die Ankipphilfe, bis ihr Gefährt nur noch auf den Hinterrädern steht. Nun stellt sie die Vorderräder auf dem Hindernis ab.

 Hildegard Gobelius und Irmgard Rietford (von hinten) üben das Ein- und Aussteigen am RSVG-Bus.

Hildegard Gobelius und Irmgard Rietford (von hinten) üben das Ein- und Aussteigen am RSVG-Bus.

Foto: Kieras

Dann folgt der Rest, die Seniorin steht mit beiden Beinen und vier Rädern sicher auf der Platte. "Gut gemacht, jetzt erst einmal die Bremse ziehen und für einen sicheren Stand sorgen, dann geht's weiter", sagt Benno Reich mit ruhiger Stimme. Der Geschäftsführer der Verkehrswacht Rhein-Sieg übt mit Rollatornutzern, sich auch auf unebenen Wegen, an Bordsteinkanten und Rampen gefahrlos zu bewegen. Simuliert werden die mit einem Hindernisparcours, den sein Verein am S-Carré errichtet hat.

Die Aktion war Teil des Rollatortags des "Zukunftsnetzes Mobilität NRW", der nun von Verkehrsunternehmen in ganz Nordrhein-Westfalen angeboten wurde und an dem sich auch die Rhein-Sieg-Verkehrsgesellschaft (RSVG) im VRS-Verbund beteiligte. Fahrgäste im ÖPNV sollten dabei das Ein- und Aussteigen sowie Verhalten im Bus üben.

"Ich habe viel gelernt", sagte Irmgard Rietford nach fehlerfreier Bewältigung der Barrieren. Denn bei denen sei sie immer etwas ängstlich. Zur Belohnung gab es von Reich den Rollatorführerschein, der auch wichtige Tipps und Tricks zum richtigen Umgang mit dem Gerät enthält.

Im Anschluss übte die Seniorin am Bus der RSVG, diesen rückwärts statt - wie gewohnt - vorwärts zu verlassen. Das Einsteigen bereite mobilitätseingeschränkten Menschen meist keine Probleme, erzählte Herbert Knopp, stellvertretender Betriebsleiter der RSVG. Aber beim Aussteigen über eine Rampe betätigten viele nicht die Bremsen und liefen dann hinter dem Rollator her. Das führe natürlich schnell zu Stürzen und Verletzungen.

Für die Einweisung war auch Hildegard Gobelius (84) aus Niederkassel dankbar, denn in den Bus rein und wieder raus zu kommen sei "gar nicht so einfach". Das bestätigte die 82-jährige Sieglinde Krämeraus Oberlar, die noch auf eine weitere Schwierigkeit hinwies. Oft führen die Busse schon los, bevor sie richtig sitze. Aus diesem Grund sei sie schon zweimal hingefallen. "Ich verständige mich jetzt immer mit dem Fahrer.

Auch dass er darauf achtet, erst wieder loszufahren, wenn ich sicher ausgestiegen bin", so die alte Dame. Knopp kennt das Problem. Die Chauffeure würden aber immer wieder angehalten, zu warten, bis alle ein- und ausgestiegen seien und auch Platz gefunden hätten. Damit riskierten sie zwar Verspätungen, "aber wenn der Unfallwagen kommen muss, fallen die noch erheblicher aus", erklärte er.

Der Hinweis von Irmgard Rietford war ihm auch nicht neu. Sie beklagte, dass Busse oft nicht nah genug an den Bordsteinkanten hielten und so ein für sie unüberwindbarer Graben entstehe. Auch darauf zu achten, werde den Fahrern laut Knopp stets aufgetragen. Allerdings komme es schon einmal vor, dass Autos die Ausbuchtungen der Haltestellen als Parkplatz nutzten und die Busse deshalb nicht bis an die Kanten gelangten.

Der Andrang zum Sicherheitstraining war für Knopp überraschend. Dass überwiegend Frauen gekommen waren, nicht: "Männer denken, sie können das alles, weil sie ja auch Auto gefahren seien." Außerdem schämten sie sich häufig, offen zu zeigen, dass sie nur noch eingeschränkt mobil seien, so Knopp.

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