Jugendarbeit in Siegburg Selbstverwaltetes Jugendzentrum sucht neue Räume

SIEGBURG · Seit fast zwei Jahren steht das Selbstverwaltete Jugendzentrum (SJZ) in Siegburg ohne Bleibe da. Daran wird sich auch in nächster Zeit nichts ändern. Die Stadt Siegburg stellte klar, dass kein städtisches Gebäude frei ist.

Die Zukunft des Selbstverwalteten Jugendzentrums (SJZ) Siegburg ist weiter ungewiss. Auch nach fast zwei Jahren sind neue Räume nicht in Sicht. Das steht nach der Sitzung des Jugendhilfeausschusses am Montagabend fest. SJZ-Vorstandsmitglieder hatten dem Gremium ihre Arbeit vorgestellt und erneut neue Räume gefordert. Bürgermeister Franz Huhn machte anschließend deutlich, derzeit stehe kein städtisches Gebäude zur Verfügung. Auch eine Rückkehr in die alten Räume in der ehemaligen Hauptschule Innere Stadt im Haufeld sei nicht möglich. Huhn forderte das SJZ zudem auf, sich neu zu strukturieren.

„Unser Verein ist obdachlos“, erklärten die SJZ-Vorstandsmitglieder Paul Eisele, Marlene Kühnöl und Jana Unkel. Wie berichtet, hatte das SJZ 2012 durch den Bau des Seniorenheims an der Heinrichstraße schon einmal sein Domizil verloren, damals Räume unter der Turnhalle der Humperdinckschule. Ersatz fanden die Jugendlichen in der früheren Hauptschule Innere Stadt.

Unterschlupf auf Zeit beim Jungen Forum Kunst

Anfang 2016 mussten sie aber auch dort ausziehen, weil das Gebäude zur Flüchtlingsunterkunft umfunktioniert wurde. Die Stadt sicherte zu, nach Ersatz zu suchen – bislang jedoch ohne Erfolg. Zurzeit nutzt das SJZ die Räume des Jungen Forums Kunst (JFK) in Siegburg und des Troisdorfer Jugendkulturcafés. Ende des Jahres muss jedoch, wie berichtet, auch das JFK sein Domizil an der Luisenstraße räumen.

„Wir möchten die Selbstständigkeit junger Leute fördern und ihr Verantwortungsgefühl stärken“, erklärte Jana Unkel das Ziel der ehrenamtlichen SJZ-Arbeit. Mitglieder organisieren gemeinsam Konzerte, Workshops und Treffen. Das habe der Jugendverein seit 1988 komplett selbst verwaltet, ohne öffentliche Gelder. Einzig bei der Unterkunft sei er auf Unterstützung angewiesen – über seine Aktivitäten komme nicht genug Geld herein, um davon Miete zahlen zu können. „Wir halten die Preise für unser Angebot extra gering, damit es für jeden zugänglich ist“, erklärte Marlene Kühnöl.

Verein hat keinen festen Sitz mehr

Seit der Verein keinen festen Sitz mehr hat, habe er keine neuen Mitglieder gewonnen. Die Jugendarbeit stagniere, hieß es. Zurzeit hat das SJZ laut Paul Eisele rund 60 Mitglieder zwischen 18 und 30 Jahren.

Franz Huhn stellte klar: „Es gibt keine städtischen Räume, die passen.“ Auch ein Aufruf über den Newsletter der Stadt habe nichts ergeben. Die Rückkehr ins Haufeld schloss der Bürgermeister aus, auch wenn das Gebäude inzwischen weitestgehend leer steht. In dem Gebäudeteil, in dem das SJZ untergebracht war, wohnten minderjährige unbegleitete Flüchtlinge. Und in den aktuell leer stehenden Räumen könne nichts Neues geschaffen werden, da die Stadt sie für den Fall vorhalten muss, dass neue Flüchtlinge nach Siegburg kommen. Auch der Trakt, in dem Vereine untergebracht sind, eigne sich nicht; dorthin passe das SJZ nicht wegen seiner Konzerte und Partys, sagte Huhn.

Er habe die Stadtverwaltung seit 2016 immer wieder auf leer stehende Häuser aufmerksam gemacht, sagte Paul Eisele. „Wir haben jeden Vorschlag geprüft, doch die Gebäude haben aus verschiedenen Gründen nie gepasst“, so der Beigeordnete Andreas Mast. Huhn signalisierte, er sei mit seinem Latein am Ende.

Stadt stellt Bedingungen

Er gab zudem zu bedenken: „Das SJZ ist kein städtisch anerkannter Träger für Jugendarbeit, und nur für solche stehen im Haushalt Gelder bereit, etwa für Raummieten.“ Würde die Stadt Miete für SJZ-Räume zahlen, dann müsste das vom Stadtrat beschlossen und in den Etat aufgenommen werden, so Huhn. Eine Lösung, von der er nicht begeistert sei.

„Ihr setzt eurer selbstverwalteten Arbeit hier einen Heiligenschein auf, aber es gab in der Vergangenheit viele Probleme und Beschwerden aus der Bevölkerung“, kritisierte er. Das SJZ müsse bereit sein, sich neu zu strukturieren und ein städtisch anerkannter Träger für Jugendarbeit zu werden. Dann gäbe es eine Möglichkeit für Zuschüsse. Als anerkannter Träger müssten sie mit der Stadt abgesprochene Spielregeln einhalten, erklärte der Beigeordnete. Das beinhalte etwa Konzepte für die Jugendarbeit, Führungszeugnisse aller Mitwirkenden und die Einhaltung aller Jugendschutzrichtlinien.

Die SJZ-Vertreter verließen die Sitzung ernüchtert. „Wir sind selbstverwaltet und wollen das auch bleiben“, betonte Marlene Kühnöl. „Wir haben Angst, dass wir zum städtischen Jugendzentrum umfunktioniert werden.“ Ein wenig lenkten sie und ihre Mitstreiter aber ein: Sie seien bereit, sich mit der Verwaltung an einen Tisch zu setzen. Vielleicht lasse sich ein Kompromiss finden.

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