Verein ist Pächter bis 2054 SSV-Sportplatz verkommt zum Acker

SIEGBURG · Es sind Erinnerungen an schöne Stunden, die Alfred Franke mit dem Fußballplatz an der Waldstraße verbinden. Umso mehr ärgert den Siegburger, was aus dem Gelände seiner Fußballerzeit geworden ist.

Das Eingangstor ist verschlossen, Gras und Unkraut wuchern auf dem Weg. Darüber ist in blauen Lettern auf weißem Grund "Siegburg 04" zu lesen. "Als ich das sah, musste ich tief Luft holen und mich für die Verantwortlichen bei Verein und Stadt schämen", sagt Franke.

Er weiß wohl, dass die Fußballer des SSV 04, die gerade in die Landesliga aufgestiegen sind, längst im Stadion an der Bernhardstraße kicken. "Aber es ist doch eine Schande, dass die Wurzeln des Vereins hier an der Waldstraße so massiv verkommen."

Der Sportplatz gehört der Stadt Siegburg, aber alle damit verbundenen Rechte und Pflichten liegen beim Siegburger Sportverein 04 (SSV 04), erklärt Stadtsprecher Wolfgang Hohn. Seit 1954 sei das Gelände an der Waldstraße im Besitz der Stadt, die habe seinerzeit aber einen Erbbaurechtsvertrag mit den SSV-Verantwortlichen abgeschlossen. "Das heißt, der Verein zahlt eine geringe Pacht, handelt aber wie ein Eigentümer", sagt Hohn. Dieser Vertrag laufe noch bis 2054.

Ein Blick durch das zweite Tor an der Hansenstraße zeigt, dass die Zeiten vergangen sind, in denen die SSV-Fußballer und mit ihnen Fußballweltmeister Wolfgang Overath dort spielten. Unkraut überdeckt die rote Asche. Der Verein ist längst an der Bernhardstraße aktiv, wo er Mitte der 1970er Jahren sein Stadion errichtet hat. Auf dem 1912 eingeweihten, alten Sportplatz an der Waldstraße trainierten zuletzt Jugendmannschaften und es spielte dort der SV Selçuk Siegburg. Der hatte sich 2012 aufgelöst. Alfred Franke spricht den Verantwortlichen "das nötige Fingerspitzengefühl in der Außendarstellung gänzlich ab". Das solle doch bei aller verständlichen Euphorie über den Aufstieg nicht außer Acht gelassen werden, findet der Siegburger.

"Es sieht heftig aus auf dem Platz", gibt SSV-Geschäftsführer Walter Bleßgen zu. Sein Verein pflege das Gelände aber regelmäßig. So werde etwa auf Nachbargrundstücke wachsendes Grün zurückgeschnitten. Wirklich nutzen könne man das Areal aber nicht, so Bleßgen. "Es trainieren hier gelegentlich die ganz Kleinen", ergänzt Christian Kohr, der Erste Vorsitzende des SSV 04. Denn im Stadion stoße der Verein langsam an seine Grenzen, da die Anlagen auch für den Schulsport und durch Leichtathleten genutzt würden.

"Wir haben uns Gedanken über die Zukunft des Platzes an der Waldstraße gemacht", sagt Kohr. Überlegungen, den Ascheplatz wieder herzurichten, seien aber verworfen worden, berichtet Walter Bleßgen. Ebenso eine Umwandlung in einen Kunstrasenplatz. "Das wäre derzeit eine undenkbare Investition."

Ausstieg aus Vertrag möglich

Und auch über die Option, frühzeitig aus dem Erbbaurechtsvertrag auszusteigen, habe man im Verein nachgedacht. "Wir haben deswegen das Gespräch mit der Stadt gesucht", sagt Bleßgen.

Die signalisiert Entgegenkommen: "Wenn der SSV sein Erbbaurecht frühzeitig zurückgeben möchte, würden wir das sofort annehmen", versichert der für das Amt für Jugend, Schule und Sport zuständige Beigeordnete Andreas Mast. Bislang habe es aber noch keine konkrete Anfrage gegeben. Die wird es wohl auch in naher Zukunft nicht geben. "Es gibt keine konkreten Planungen", stellt Christian Kohr klar. Noch brauche man das Gelände als Ausweichmöglichkeit. Walter Bleßgen ergänzt: "Aber über kurz oder lang wird es uns an der Waldstraße wohl nicht mehr geben."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort