Nach fast 100 Jahren Rhein-Sieg-Kreis will sein RWE-Aktienpaket abstoßen

Rhein-Sieg-Kreis · Der Arbeitskreis Konsolidierung hat dem Rhein-Sieg-Kreis eine schrittweise Trennung von den Aktien des Energiekonzerns RWE vorgeschlagen. Die Entscheidung fällt im Kreistag.

 Schrittweise will der Rhein-Sieg-Kreis sein RWE-Aktienpaket abstoßen.

Schrittweise will der Rhein-Sieg-Kreis sein RWE-Aktienpaket abstoßen.

Foto: picture alliance / dpa

Die Idee hängt seit Jahren im Raum – immer wieder angestoßen durch die SPD-Kreistagsfraktion. Ein gemeinsamer Antrag von CDU und Grünen war es schließlich, der Ende November den Weg zum tatsächlichen Beschluss geebnet hat: Nach bald 100 Jahren soll sich der Rhein-Sieg-Kreis von seinen Anteilen am Energiekonzern RWE trennen. Den Weg zum Aktienverkauf haben Politik und Verwaltung in den zurückliegenden Wochen im Arbeitskreis Konsolidierung des Kreistags geprüft und erarbeitet. Über den entsprechenden Vorschlag berät der Finanzausschuss des Kreises an diesem Mittwoch. Die endgültige Entscheidung fällt dann der Kreistag am Donnerstag, 4. Juli, in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause.

Kreiskämmerin Svenja Udelhoven fasst in der Ausschussvorlage zusammen, was der Arbeitskreis erarbeitet hat. Demnach soll sich der Kreis ab dem 1. September schrittweise von seinen insgesamt 1,4 Millionen RWE-Aktien trennen, die aus steuerrechtlichen Gründen über seine Tochtergesellschaft Rhein-Sieg Verkehrsgesellschaft (RSVG) gehalten werden. Als Zeitraum ist mindestens ein Jahr vorgesehen, um eine negative Beeinträchtigung des RWE-Aktienkurses zu vermeiden. Der aus dem Verkauf gewonnene Erlös soll bei der RSVG verbleiben und in einen gemischten Aktien- und Rentenfonds bei der Kreissparkasse Köln angelegt werden. Über diesen neuen Fonds berät der Finanzausschuss in nicht-öffentlicher Sitzung.

"Klumpenrisiko" soll vermieden werden

Er soll laut Udelhoven den Vorteil bieten, „das beim derzeitigen ausschließlichen Investment in einen einzigen Unternehmenswert bestehende 'Klumpenrisiko' zu minimieren und dabei auch zukünftig bei gedämpftem Risiko eine Rendite im Umfang der bisherigen RWE-Dividenden erwarten zu können“. Laut Kreis lag der Kurswert der Aktie Ende 2018 bei 18,78 Euro, entsprechend war das Aktienpaket 26,4 Millionen Euro wert. Im vergangenen Jahr erhielt die RSVG eine Dividendenausschüttung von 1,50 Euro pro Stück. Den aktuellen Kurswert beziffert der Kreis mit 22,85 Euro (Stand 14. Juni 2019), was einem Gesamtwert von 32,16 Millionen Euro entspricht. Der Kreis legt in seiner Vorlage fest, dass die RWE-Aktien nicht unter einem Kurswert von 21,50 Euro verkauft werden dürfen. Vor dem Verkauf steht indes nicht nur der Kreistagsbeschluss in der kommenden Woche. Der Kreis muss im nächsten Schritt den Verband kommunaler Aktionäre, in dem er selbst seit den 1920er Jahren Gesellschafter ist, über seine Verkaufsabsichten informieren. Erst, wenn es binnen zwei Wochen kein Kaufangebot eines Gesellschafters gibt, darf der Kreis seine Aktien frei verkaufen.

Der Finanzausschuss tagt am Mittwoch, ab 16 Uhr, in Raum Rhein im Siegburger Kreishaus.

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