Nachhaltigkeit in der Region Rhein-Sieg-Kreis legt Aktionsplan für das Klima vor

Rhein-Sieg-Kreis · Der Kreisumweltausschuss beschließt einen umfangreichen Maßnahmenkatalog, der bis 2025 umgesetzt werden soll. Unter anderem soll mehr Raum für klimafreundliche Verkehrsmittel wie Radschnellwege und den Ausbau des ÖPNV geschaffen werden.

„Für mich ist das ein Feiertag. Das ist einfach ganz toll, dass der Rhein-Sieg-Kreis sich in diese Richtung bewegt. Und dass das so funktioniert, macht mich auch stolz“, sagte Burkhard Hoffmeister (Grüne). Und Matthias Schmitz (CDU) betonte: „Wir retten nicht die Welt, aber wir sollten einen Beitrag dazu leisten.“ Der Kreisumweltausschuss hat am Donnerstag zwar nicht den Klimanotstand ausgerufen, wie es eine Initiative rund um Attac Rhein-Sieg gefordert hatte, dafür aber ein umfassendes Maßnahmenprogramm zum Klimaschutz. Und das mehrheitlich gegen die eine Stimme aus der AfD.

Sowohl Schmitz als auch Hoffmeister und Werner Albrecht (SPD) betonten jedoch, dass die Haltung des Ausschusses nicht als Ablehnung der Ziele der Initiative zu verstehen sei. „Was wir hier verabschiedet haben, ist sehr viel konkreter als die Ausrufung eines Klimanotstands mit hohem Abstraktionspotenzial“, so Albrecht. Hoffmeister hob hervor, dass er nicht für einen Beschluss mit „rein deklaratorischem Charakter“ sei. Es müsse Ziel sein, einen Klimanotstand zu vermeiden, sagte Umweltdezernent Christoph Schwarz, der auch auf die begrenzten Handlungsmöglichkeiten des Kreises hinwies.

Aufbauend auf einen einstimmigen Beschluss des Kreistags von 2011 über den konsequenten Ausbau des Klimaschutzes hat der Umweltausschuss eine Reihe von Zielen und Aufgaben definiert. Als Anhang hat Schwarz einen Überblick über alle bisher zu dem Thema getroffenen Beschlüsse und den Stand ihrer Umsetzungen sowie der Klimaschutzmaßnahmen der Tochterunternehmen und anderer Gesellschaften vorgelegt. Darunter sind beispielsweise ein mit der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg durchgeführtes Forschungsprojekt über die Ladeinfrastruktur im Kreis und die Prüfung von energetischer Nutzung von Bioabfall.

Und so sieht zusammengefasst das Maßnahmenprogramm aus:

  • Bis 2025 sollen konkrete Schritte hin zu einer CO2-neutralen Kreisverwaltung vollzogen werden. Als „Leuchtturm“ wird das Kreishaus klimaneutral ausgebaut.
  • Die RSAG (Rhein-Sieg-Abfallgesellschaft) baut eine Biogas-Anlage (wir berichteten), die Abfall-Lkw werden auf Gasantrieb umgerüstet.
  • Es sollen Aufklärungskampagnen zur Vermeidung von Plastik-Verpackungsmüll durchgeführt werden.
  • Bei der RVK (Verkehrsgesellschaft linksrheinisch) soll das Projekt „Null Emission“ weiter vorangetrieben werden. Für die Umstellung der Busflotte der RSVG (Verkehrsgesellschaft rechtsrheinisch) auf regenerative Antriebe soll ein Zeitplan vorgelegt werden.
  • Die Verkehrswende soll erreicht werden durch die Schaffung von mehr Raum für klimafreundliche Verkehrsmittel wie Radschnellwege und den Ausbau des ÖPNV, wobei hervorgehoben wurde, dass sich der Kreis für eine „Reform der Preisgestaltung im Verkehrsverbund“ einsetzen soll. E-Bike-Ladestationen und mehr Radabstellplätze sollen ebenfalls bei den Kommunen und Unternehmen der Region angeregt werden.
  • Neubauvorhaben der gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft (GWG) sollen im punkto Energiegewinnung, Wärmeerzeugung und Dämmung nach modernsten Energiestandards umgesetzt werden.
  • Pilotprojekte für klimafreundliches Wohnen und Arbeiten sollen bei Neubauten oder im Bestand forciert werden.
  • Noch sind nicht alle Kommunen Mitglied der Energieagentur Rhein-Sieg. Das soll sich ändern. Außerdem soll die Energieberatung zu einer Klimaschutzagentur als kommunaler Dienstleister ausgebaut werden, die Energiekonzepte erarbeitet und Kommunen zur klimafreundlichen Mobilität bei Neubauvorhaben berät.
  • Der Kreis legt dem Kreistag alle zwei Jahre einen Bericht auf der Basis der 17 globalen UN-Nachhaltigkeitsziele vor; erstmals 2021.
  • Der Kreis erarbeitet mit den Kommunen und der Energieagentur ein Aktionsprogramm zur Nachrüstung von Hausdächern mit Photovoltaik zur Eigenversorgung.
  • Arno Behlau vom Netzwerk Attac warb dennoch für das Ausrufen des Klimanotstands und demonstrierte in seinem 20-minütigen Vortrag anhand eines Messstabs die Dringlichkeit, den CO2-Ausstoß zu verringern: „Wir müssen nicht über die schwarze Null reden, sondern eine grüne Null. Sonst haben wir bald nicht nur einen Klima-, sondern auch einen Demokratienotstand – und davor habe ich Angst.“
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