Servatiuskirche in Siegburg Pontifikalamt für Anno Burghof und seinen Nachfolger Axel Werner

RHEIN-SIEG-KREIS · Nach der Ernennung durch Erzbischof Joachim Kardinal Meisner hat der Leitende Pfarrer von Sankt Servatius, Monsignore Axel Werner, zum 1. August des Jahres das Amt des Kreisdechanten von Monsignore Anno Burghof übernommen, der jetzt die Aufgabe des Spirituals am Collegium Albertinum, dem Priesterseminar des Erzbistums in Bonn, wahrnimmt.

Mit einem Pontifikalamt, zelebriert von Kardinal Meisner, und einem anschließenden Empfang in der Rhein-Sieg-Halle wurde am Samstagabend der Wechsel offiziell vollzogen. Ein herzlicher Abschied für Burghof und ein ebensolcher Empfang für Werner.

In seiner Predigt ging Meisner nicht auf aktuelle Themen ein, sondern widmete sich allgemeinen Glaubensfragen. Er appellierte an die Gäste aus Kirche, Politik und Gesellschaft in der voll besetzten Servatiuskirche, auf Gott zu vertrauen, egal, was von außen auf einen zukommt.

In seiner Laudatio auf den scheidenden Burghof bescheinigte Karl-Heinz Löhr, Geschäftsführer des Kreiskatholikenrates (KKR), dem Erzbischof von Köln zunächst einmal eine "glückliche Hand bei der Auswahl seiner Dechanten". Und in Bezug auf die Arbeit des 70-jährigen Burghof fand er: "Standing Ovations sind angesagt." Die Gäste erhoben sich unter lang anhaltendem Applaus.

So wie Löhr würdigte auch der neue Dechant seinen Vorgänger, der es auf meisterliche Weise verstanden habe, die Seelsorger im Kreis zu vereinen und Gehör beim Bischof zu erlangen. Superintendent Reinhard Bartha, der als Vertreter der drei Evangelischen Kirchenkreise Bonn, Bad Godesberg-Voreifel und An Sieg und Rhein gekommen war, charakterisierte Burghof als einen Menschen, der "sympathisch wenig Wind um sich" gemacht habe.

"Persönliche Eitelkeit und Narzissmus" seinen ihm fremd. Und Bürgermeister Franz Huhn bezeichnete Burghof im Gegensatz zu seinem Namensvetter Anno, Gründer der Stadt, als einen "milden Menschen". Bartha stellte fest, falls der neue Papst um den Kreisdechanten "a.D." wüsste, hätte er "zweifellos die helle Freude" an seiner Demut.

Die KKR-Vorsitzende Ruth Kühn übernahm die offizielle Begrüßung von Axel Werner. Sie verwies auf schwierige Zeiten in der Kirche und auf anstehende Probleme, die zu bewältigen seien. "Unsere Kirche wird immer wieder erschüttert von Ereignissen, die man von der Kirche nicht erwartet und die Gemeindearbeit sicher beeinträchtigen. Wir, die Ehrenamtlichen, werden Sie - so gut es uns möglich und auch machbar ist - mit unserem ehrenamtlichen Einsatz unterstützen", versicherte sie. Dass Werner die künftigen Herausforderungen meistern wird, davon zeigte sich auch Huhn überzeugt.

Mit Blick auf Werners Tätigkeit als Pfarrer in Mexiko-Stadt sagte er, wer in einer der größten Weltmetropolen zurechtgekommen sei, "der packt es auch hier". Superintendent Bartha wandte sich mit den Worten an Werner: "Es heißt, Ihre Markenzeichen seien klare Analyse, treffsichere Entscheidung und kluges Delegieren. Durchaus denkbar also, dass zukünftig auch aus Siegburg ein neuer Wind zu verspüren sein wird."

Nachgefragt beim neuen Kreisdechanten Axel Werner

Was macht ein Kreisdechant?
Axel Werner: Die Aufgaben sind vielfältig. Der Kreisdechant ist das Bindeglied zwischen dem Erzbischof und den Seelsorgern auf Kreisebene, er verbessert die Kommunikation unter den Seelsorgern und leitet die Dechantenwahlen auf der unteren Ebene eines Dekanates, das aus drei oder mehr Pfarreien beziehungsweise Seelsorgebereichen besteht. Er ist letztlich verantwortlich für die Arbeit - unter anderem die Finanz- und Vermögensverwaltung - der drei Rendanturen Siegburg, Rheinbach und Eitorf, begleitet die Arbeit der Sozialverbände Caritas, SKM und SKF, koordiniert die katholische Schularbeit, die Ehe-, Familien- und Lebensberatung und trägt Verantwortung für Angebote der Gemeindekatechese auf Kreisebene. Zudem berät er als Mitglied der Stadt- und Kreisdechantenkonferenz und des Priesterrates den Erzbischof von Köln und koordiniert die ökumenische Kommunikation mit den evangelischen Kirchenkreisen.

Worin sehen Sie Ihre vorrangige Aufgabe als Kreisdechant?
Werner: Der Rhein-Sieg-Kreis ist flächenmäßig der zweitgrößte Landkreis der Bundesrepublik. Das Kreisdekanat Rhein-Sieg umfasst zusätzlich noch den rheinischen Westerwald und die Verbandsgemeinde Unkel. Die Kommunikation unter den Seelsorgern zu verstärken wird eine meiner wichtigsten Aufgaben sein. Einen weiteren Schwerpunkt meiner Tätigkeit als Kreisdechant sehe ich darin, zusammen mit dem Kreiskatholikenrat Stellung zu gesellschaftspolitischen Themen zu nehmen. Eine anspruchsvolle Aufgabe.

Wie ist die Stimmung zurzeit in Ihrer Gemeinde?
Werner: In einer Zeit, wo der Kirche und ihren Mitgliedern in der Gesellschaft zusätzlicher Wind entgegenbläst, ist die Stimmung bei uns dennoch gut. Wir konzentrieren uns auf unsere christlichen Aufgaben in Katechese, Liturgie und Caritas, bereiten Kinder und Jugendliche auf die Erstkommunion und Firmung vor, sorgen dafür, dass alte und gebrechliche Gläubige den Kontakt zur Gemeinde nicht verlieren und begleiten Menschen in freudigen und traurigen Momenten ihres Lebens. Dafür erfährt die Arbeit der Katholiken hohe Akzeptanz und Anerkennung in Stadt und Kreis.

Spüren Sie in Ihrer täglichen Arbeit Auswirkungen durch die Ereignisse in Limburg?
Werner: Die Ereignisse in Limburg haben natürlich auch die hiesigen Katholiken beschäftigt. Allerdings wird die Berichterstattung zunehmend als "gehässig" empfunden. Ohne Zweifel bedarf es der Information und der Transparenz. Einen Menschen - ob Bischof oder nicht - "medial zu verfolgen, um ihn zu zerstören" wie es ein Gemeindemitglied ausgedrückt hat, wird durchweg sehr kritisiert.

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