Auftakt in die Zweiradsaison in Much Polizei gibt in der Region Tipps zur Sicherheit auf dem Motorrad

Rhein-Sieg-Kreis · Airbag-Schutzwesten, elektronische Assistenzsysteme und Sicherheitschecks - Motorradfahrer können einiges tun, um sicherer in die Saison zu starten. Bei der Auftaktveranstaltung in Much informierten sich zahlreiche Biker über neue Entwicklungen.

Das warme Frühlingswochenende hat die Motorradsaison endgültig eröffnet und sämtliche Vorurteile zu Motorradfahrern im bergischen Kreisgebiet in kürzester Zeit erfüllt: Während sich das Gros der Biker besonnen auf Tour begab, fielen jene Raser auf, die es umso mehr übertrieben. Im Jabach-, Bröl- und Siegtal gab es am Sonntag gleich mehrere schwere Motorradunfälle.

Tragische Ironie: Zeitgleich fand nur wenige Kilometer weiter, in Much-Niederbonrath am Bikertreff „Alte Schule“ eine große Veranstaltung für mehr Motorradsicherheit mit Experten von Polizei, Verkehrswacht, TÜV und Herstellern statt. „Wir stehen hier nicht mit dem erhobenen Zeigefinger“, brachte Polizeihauptkommissar Guido Hoffmann die Stimmung auf den Punkt.

„Gutes Wetter treibt die Zahlen nach oben“

Für den Leiter des Verkehrskommissariats Unfallprävention und Opferschutz war es spürbar Herzenssache, vor den Folgen schwerer Motorradunfälle zu warnen. Noch gibt es davon zu viele: 2015 waren es 102, 2016 noch 83, 2017 dann 93 Unfälle, die allein im vergangenen Jahr einen Toten, 33 Schwer- und 59 Leichtverletzte forderten. Aufklärungsarbeit, mehr Kontrollen, neue Überholverbote und bessere Technik an Motorrädern – all das lasse die Unfallzahlen sinken, resümierte Polizeihauptkommissar Norbert Schelenz, selbst passionierter Motorradfahrer: „Gutes Wetter treibt die Zahlen dann wieder nach oben.“

Gerade die elektronischen Assistenzsysteme helfen gut, Fahrfehler zu kompensieren und Stürze zu vermeiden, zeigte ein Fachhändler, der vor Ort Sicherheitschecks an Motorrädern anbot. Ein anderer Händler führte Airbag-Schutzwesten vor: Fällt der Biker vom Motorrad, löst der Mechanismus im Bruchteil einer Sekunde einen wiederverwendbaren Airbag aus, der den Körper vor harten Stößen schützt. „Mit 400 Euro nicht ganz billig,“ sagte Udo Müller, der seit 25 Jahren Motorrad fährt und die Weste vor Ort getestet hat: „Ich überlege den Kauf.

Es ist eine Investition, die man eigentlich nie nutzen möchte.“ Doch mit Technik, Videos und Worten allein erreiche man längst nicht jeden Fahrer, sagte Guido Hoffmann, während direkt vor den Augen der Polizei ein Fahrer mit hochdrehendem Motor und allein auf dem Hinterrad fahrend davonbrauste.

Mit mobilen Blitzanlagen gegen Raser

Mobile Blitzampeln, die Motorräder auch von hinten ablichten, das Provida-Motorrad mit Videomesstechnik, Schwerpunktkontrollen mit Unterstützung der Bereitschaftspolizei sowie neue Überholverbote, deren Verstöße mit rund 100 Euro und einem Punkt an Geldbeutel und Fahrerlaubnis nagen, zeigten jedoch Wirkung, betonte Hoffmann. Dass auch vernünftig fahrende Biker nicht vor Unfällen gefeit sind, sei natürlich auch der Polizei bewusst, sagt Norbert Schelenz: „Sie werden zuweilen von anderen Verkehrsteilnehmern zu spät erkannt. Auffällige, helle Kleidung hilft, an Kreuzungen frühzeitig gesehen zu werden.

Harald Kotkowski kann das bestätigen. Vor elf Jahren habe er mit einem 125er Motorroller zur Pensionierung mit dem „Cabriofahren auf zwei Rädern“ angefangen, und „es hat mich sofort begeistert.“ Er machte zunächst einen kleinen, dann den großen Motorradführerschein und ist heute auf einer BMW R1200 unterwegs: „Zwei Mal bin ich haarbreit an einem schweren Unfall vorbeigekommen, weil ich gerade noch ausweichen konnte.“

Ein Auto auf der Gegenfahrbahn und ein Lkw-Fahrer mit Handy im Ohr, Kotkowski hat die Bilder noch vor Augen: „Nein. Es sind nicht immer die anderen. Aber 20 Motorradfahrer fahren vernünftig, der 21. benimmt sich wie eine Wildsau und schon heißt es: immer diese Motorradfahrer. Bei Autofahrern, die viel häufiger und oft auch schwerere Unfälle bauen, sagt niemand: immer diese Autofahrer.“

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