Konzept in Siegburg und Hennef Politiker fordern Mikro-Depots für den Lieferverkehr

Rhein-Sieg-Kreis · Die Hennefer CDU und Siegburger SPD wollen, dass ihre Städte das System der Mikro-Depots einführen. Anlieferung und Abholung durch Lastwagen in den Innenstädten sollen so optimiert und reduziert werden.

Der zunehmende Lieferverkehr durch Paketdienste wegen des florierenden Online-Handels scheint in den Innenstädten Probleme zu bereiten. Jedenfalls stellen sowohl die CDU Hennef als auch die SPD Siegburg fast wortgleiche Anträge in dieser Sache. Die SPD Siegburg und die CDU Hennef schlagen für ihre Innenstädte sogenannte Mikro-Depot-Lösungen vor, um diesen Lieferverkehr "zu optimieren und zu reduzieren".

Beide Antragsteller stellen vor allem in den Vormittagsstunden fest, "dass die Lieferdienste mit ihren Fahrzeugen mangels Lieferzonen in zweiter Reihe parken und damit die Straße blockieren. Dies führt nicht nur zu Stau in der Innenstadt, sondern auch zu erhöhten Schadstoff-Emissionen, die vermieden werden könnten", heißt es in den Pressemitteilungen.

Sissis Vassiliadis vom Verkehrsverein Siegburg sieht die Regelungen in der Siegburger Fußgängerzone bis 11 Uhr eigentlich gut geregelt. "Ob dezentral aufgestellte Depots für Pakete tatsächlich sinnvoll sind, muss geprüft werden", sagt er. Die Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg hat diese Mikro-Depot-Lösungen zwar noch nicht im Detail untersucht, dafür aber ihre große Schwester in Köln. Allerdings halten Lieferfahrzeuge in Köln auch täglich etwa 130.000 Mal, im kleineren Leverkusen etwa 18.000 Mal an, um Waren zuzustellen beziehungsweise in Empfang zu nehmen.

Dieses Konzept sei nicht nur in Großstädten anwendbar, sondern gemäß dem Empfehlungspapier "Neue Konzepte des (E-)Lieferverkehrs in den Städten" vom Deutschen Institut für Urbanistik (Difu) "grundsätzlich auf alle Kommunen übertrag- und skalierbar", sagt Siegburgs SPD-Ratsfrau Gaby Körner.

So sieht das Konzept aus

Und so sieht das Konzept aus, das die Stadt München mit UPS im Sommer 2017 getestet hat. In München wurden drei Mikro-Depots eröffnet, wo die Pakete gelagert werden und anschließend emissionsfrei durch zwei- oder dreirädrige Elektrofahrzeuge ausgeliefert werden. Für die Umsetzung der Mikro-Depots werden Flächen des öffentlichen Parkraums genutzt. Ein Problem war indes das fehlende Angebot an geeigneten Fahrzeugen wie Lastenräder, E-Bikes mit Anhängern oder Ähnlichem, heißt es in der Studie. Nach Anschaffung von Lastenradanhängern habe es aber gut geklappt, trotz steigender Zahl von Paketen. Die Wartung der Fahrräder und die Unterbringung werden von einem lokalen Händler übernommen.

"Das ist ein wichtiges Thema der Zukunft. Das sieht auch die Verkehrsforschung so", sagt Ulrich S. Soénius, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Köln. Städte wie Hamburg und Mannheim würden zeigen, wie es geht – und dass es etwas für die Entlastung der Innenstädte bringt. Die Stadt Köln tue sich mit diesem Thema aber "leider" schwer. "Sie zieht sich mit dem Argument zurück, es sei schwierig, Standorte zu finden", so Soénius. Aber die Depots müssten nicht zwingend neu geschaffen werden, sie könnten beispielsweise auch in leer stehenden Ladenlokalen eingerichtet werden. "Bei der Fantasie der Stadt Köln ist noch Luft nach oben", meint der IHK-Vertreter.

"Die SPD setzt auf konkrete und machbare Konzepte, um die Umwelt zu entlasten", betont hingegen Stefan Rosemann, Vorsitzender der SPD und stellvertretender Bürgermeister von Siegburg. "Populistische Aktionen, mit denen den Bürgern nur Sand in die Augen gestreut wird und auch noch die Nachbarkommunen verärgert werden, sind nicht unser Ding", sagt der Vorsitzende der Siegburger SPD-Fraktion, Frank Sauerzweig, mit Andeutung auf das von Bürgermeister Franz Huhn geforderte Feuerwerksverbot in der Region ( wir berichteten). "Wer von den Bürgern ernst genommen werden will, muss auch ernsthafte Politik machen."

Antrag genau prüfen

Die Stadt Siegburg teilt auf Anfrage mit, den SPD-Antrag genau prüfen zu wollen. "Die Zunahme des Paketlieferverkehrs konstatieren wir auch", so Stadtsprecher Jan Gerull.

Unterdessen teilte der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof mit, dass er mit den Online-Händlern Amazon und Zalando kooperiere. Im Juni starteten zwei neue Projekte. Mit Amazon arbeitet Galeria Karstadt Kaufhof bereits seit 2017 zusammen. Nun kommt ein weiterer Service hinzu: Amazon-Kunden könnten ihre Pakete nicht mehr nur in den Amazon-Lockern in Galeria-Filialen abholen, sondern haben auch die Möglichkeit, die Pakete in den Service-Centern der Filialen entgegenzunehmen – allerdings nicht in Siegburg, sagte Filialgeschäftsführer Torsten Außem. "Aber unsere Kunden können aus unserem Sortiment online bestellen und es in unserer Filiale abholen kommen."

Die Partnerschaft mit Zalando sehe vor, den Bestand der GaleriaLager mit Zalando-Online zu verknüpfen. Bestellungen von Zalando-Kunden können so direkt von ausgewählten Filialen abgewickelt werden. Beide Projekte starten den Angaben zufolge mit Pilot-Filialen und sollen bei Erfolg auf immer mehr Filialen ausgeweitet werden.

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