Erster Geburtstag im zweiten Leben Patient in Siegburg erhält künstliches Herz

SIEGBURG · Siegburger Ärzte implantierten Hans-Joachim Schwarz als erstem Patienten am Helios Klinikum ein künstliches Herz. Der 59-Jährige konnte das Geschehene zunächst gar nicht fassen.

 Ein Jahr nach der OP: (von links) Peter Noetges, Abdul-Sami Sirat und Farhad Bakhtiary mit Hans-Joachim Schwarz und Wundmanagerin Ramona Glogowski, die den Patienten regelmäßig versorgt.

Ein Jahr nach der OP: (von links) Peter Noetges, Abdul-Sami Sirat und Farhad Bakhtiary mit Hans-Joachim Schwarz und Wundmanagerin Ramona Glogowski, die den Patienten regelmäßig versorgt.

Foto: Paul Kieras

An das, was vor einem Jahr passierte, als er in die Notaufnahme des Helios Klinikums eingeliefert wurde, kann sich Hans-Joachim Schwarz nicht mehr genau erinnern. "Ich weiß nur noch, dass ich hinter der Tür zusammengebrochen bin, und dann gingen die Lampen aus", so der 59-Jährige. Als er sechs Wochen später auf der Intensivstation wach geworden sei, habe es noch einmal rund zwei Wochen gedauert, bis er das Geschehene begriffen habe, erzählte er anlässlich seines "ersten Geburtstags". Den feierte er am Freitag ein Jahr nach einer Herz-Operation bei einem Pressetermin in der Klinik. Denn der verdankt er sein "zweites Leben".

Die Diagnose im August 2017 lautete akutes Herz-Kreislauf- und multiples Organversagen, Schwarz wurde an eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen, "eine Entwöhnung war nicht möglich", so Farhad Bakhtiary, Chefarzt der Klinik für Herzchirurgie. Der Patient war in einem so schlechten Zustand, dass man überlegte, ob sich eine Operation überhaupt lohne und man dem Patienten die antun oder ihn sterben lassen sollte, berichtete Bakhtiary. Da Schwarz zu der Zeit mit seinen 58 Jahren noch relativ jung war, entschlossen sich die Ärzte, ihm ein Kunstherz zu implantieren. Das ist ein mechanisches Kreislaufunterstützungssystem, das an das eigene Herz in den Körper eingesetzt wird.

Das System gewährleistet einen ausreichenden Blutfluss und die Sauerstoffversorgung im Körper. Das eigene Herz wird entlastet. In Siegburg war diese Operation die erste ihrer Art, die in Zusammenarbeit von den Operateuren Farhad Bakhtiary und Oberarzt Abdul- Sami Sirat sowie Peter Noetges, Chefarzt der Anästhesie, durchgeführt wurde, wie Bakhtiary erklärte, der zum 1. März 2017 vom Herzzentrum Leipzig nach Siegburg wechselte und seine Erfahrung mitbrachte.

Rund 1000 Kunstherzen werden nach seinen Worten jährlich in Deutschland implantiert, rund 100 in NRW, in Siegburg waren es innerhalb eines Jahres 21. Eine Operation wie bei Hans-Joachim Schwarz sei bis zu diesem Zeitpunkt in Siegburg nicht möglich gewesen. Seitdem habe das Ansehen der Kardiologie des Helios Klinikums "einen Sprung nach oben" gemacht. Man sei nun in der Lage, schwerstkranke Patienten sofort zu versorgen, ohne sie an andere Kliniken weiter verweisen zu müssen. Auch die notwendige Nachversorgung sei gewährleistet.

Mittlerweile können Patienten dank der modernen Systeme über Jahre mit einem künstlichen Herz leben. Von dieser Entwicklung profitiert auch Hans-Joachim Schwarz: "Mittlerweile komme ich mit dem System sehr gut zurecht, hier haben mir die Ärzte und die Reha sehr weitergeholfen. Ich kann meinen Alltag gut bewältigen und fahre sogar wieder Auto." Er fühle sich "wie ein 20-Jähriger", sagte Schwarz.

Ein Kabel verbindet die Blut-Pumpe an seinem Herzen mit einer Steuereinheit außerhalb seines Körpers. Diese trägt Schwarz in einem Gürtel mit sich. Die Energieversorgung des Systems erfolgt von außen, nachts wird es an den Strom angeschlossen. "Ich schlafe an der Steckdose", lautete sein Kommentar. Tagsüber ist er mobil, Akkus gewährleisten den Betrieb.

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