Reaktionen auf den Brexit im Rhein-Sieg-Kreis Partnerschaftsvereine geschockt

Rhein-Sieg-Kreis · Clive Winter hat am Freitagmorgen von seinem Nachbarn einen deutschen Pass angeboten bekommen – zwar nur spaßeshalber, aber durch den Brexit ist der in Siegburg lebende Brite ins Grübeln gekommen. Die Partnerschaftsvereine aus der Region bedauern den Austritt zwar, glauben aber, dass es die jeweiligen Verbindungen auf die Insel nicht betreffe.

 Seit Mittwoch sind Gareth Jeremy (l.) und Alan Cooper aus Banbury in ihrer Partnerstadt Hennef. Beide sind schockiert über den Brexit.

Seit Mittwoch sind Gareth Jeremy (l.) und Alan Cooper aus Banbury in ihrer Partnerstadt Hennef. Beide sind schockiert über den Brexit.

Foto: Franziska Jünger

„Ich überlege schon, einen deutschen Pass zu beantragen“, sagte der 76-Jährige. Mit bedrückter Stimme sagte er: „Ich finde den Austritt aus der Europäischen Union ganz, ganz, ganz schlimm. Ich bin entsetzt.“ Er frage sich, wie es jetzt weitergeht. Clemens Reiter, Geschäftsführer der Partnerschaftsvereins der Stadt Hennef, sagte: „Die Partnerschaft nach Banbury beruht größtenteils auf persönlichen Kontakten, deshalb sollte der Brexit völlig unerheblich sein.“

Aktuell ist der Chor „Impromptu“ aus Banbury sogar zu Gast. Anlässlich der 35-jährigen Partnerschaft tritt er am Sonntag ab 10.30 Uhr mit dem Vokalensemble Hennef in der Residenz „Wohnen am Kurpark“ auf (Eintritt frei). Seit Mittwoch sind Gareth Jeremy und Alan Cooper in Deutschland. Die Briten setzen sich seit Jahren bei der „Banbury Twinning Association“ für die Städtepartnerschaft mit anderen europäischen Ländern ein, unter anderem Hennef. Ihr Vorsitzender Cooper sagte: „Ich war wirklich überrascht.“ Anders als in der englischen Presse habe er nur wenige Diskussionen in der Bevölkerung erlebt. „Politik ist bei uns etwas sehr Persönliches.“

Schatzmeister Cooper sagte: „Ich habe für einen Verbleib in der EU gestimmt. Ich war sehr geschockt.“ In Zukunft könnte es schwieriger werden, Gelder für die Städtepartnerschaft zu bekommen. Aber: „Seit der Gründung der Partnerschaft habe ich hier so viele gute Freunde gefunden, daher glaube ich, dass das erhalten bleibt.“

Die Hennefer Vereinsvorsitzende Erika Rollenske sagte: „Wir wollten am Sonntag die Europa-Hymne singen – und das ziehen wir trotzdem durch.“

Reaktionen aus England hat auch Adelheid Eick, Geschäftsführerin des Städtepartnerschaftsvereins Troisdorf, schon früh am Morgen per E-Mail von ihrer Amtskollegin in der englischen Stadt Redcar and Cleveland erhalten. „Sie hat gesagt, sie weine schon den ganzen Tag.“ Auch sie selbst sei geschockt. Negative Folgen für den Bund mit der englischen Stadt sieht sie aber nicht. „Ich glaube, dass das beibehalten wird“, sagte sie.

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