Konzert in Siegburg Orchestrales Blech und Chorgesang

SIEGBURG · Die Chorgemeinschaft Germania brilliert beim Herbstkonzert in der Rhein-Sieg-Halle. Im kommenden Jahr feiern die Sänger ihr 125-jähriges Bestehen.

Große Ereignisse werfen ihre Schatten bekanntlich voraus – 2017 kann die Chorgemeinschaft Germania ihr 125-jähriges Bestehen feiern. Keine Frage – der einst von 40 Handwerkern des „Feuerwerkslaboratoriums zu Siegburg“ auf dem Brückberg gebildete Männerchor hat den Weg in die Neuzeit geschafft. Und dabei ist klar, dass es längst nicht mehr allein darum geht, tradiertes Volksliedgut zu bewahren. Als Entertainer auf der Bühne sehen sich Chöre heute in der komplexen Verantwortung eines Konzertveranstalters, der seinem Publikum abwechslungsreiche Unterhaltung, volksliedhaftes und modernes Liedgut, Lieder mit Klavier-Begleitung (Heinz-Dieter Paul) und a capella präsentiert.

Die Sänger der Germania Siegburg haben unter der Leitung von Stefan Wurm erkannt, dass das Profil ihres Traditionschores mit stilistischer Flexibilität und Vielseitigkeit ihrer Programmpunkte gewinnt. So verriet bereits das Herbstkonzert, das Helmut Jäger wie immer humorvoll und charmant moderierte, dass die Planungen für das Festjahr 2017 längst laufen. Für Februar fest eingeplant ist dabei ein vor Gestaltungswillen und Elan nur so strotzender, junger Chor, der noch im letzten Jahr „Projektchor“ hieß. Für ein einziges Konzert hatte sich diese Gruppe ursprünglich zusammengefunden. Mit ihrem umwerfenden „Gesang auf Zeit“ konnte die junge Truppe dann beim Herbstkonzert 2015 die stolzen Ergebnisse ihrer halbjährigen Proben unter Stefan Wurm im Konzert präsentieren.

Am Sonntag standen sie nun das zweite Mal auf der großen Bühne der Rhein-Sieg-Halle und sangen vor rund 800 Zuhörern. Aus dem Arbeitstitel „Projektchor“ ist derweil der Chorname „Swingphonie“ gewachsen. Ihre Motivation ist hörbar – mit Freude und chorischem Können gestalteten die jungen Sängerinnen und Sänger die sensible Dynamik der Folk-Ballade „Scarborough Fair/Canticle“ von Simon and Garfunkel, die Hans Peter Herkenhöhner am Flügel einfühlsam begleitete.

Überzeugend für das Publikum und wohl auch für die „Gründungsväter“ der Germania muss das Auswendigsingen ihrer jungen Mitstreiter aus der „Swingphonie“ gewirkt haben. Nun verzichteten auch die Germanen in der ersten Programmhälfte auf das Notenblatt in der Hand. Der permanente Blickkontakt mit Dirigent und Publikum machte nun die Vorträge beweglicher. Und das Publikum belohnte die freien Vorträge der volksliedhaften, folkloristischen Sätze, die die Germanen zupackend und sicher intonierten, mit Bravo-Rufen.

Bravo-Rufe erhielt auch ein erst vier Jahre junges Gastensemble aus dem Siebengebirge: Das Bläser-Quartett „Drachenfelser Brass“ stellte sich als umwerfendes Brass-Ensemble heraus. Die ausgefeilten Arrangements von Blues- und Jazzballaden, wie Turner Laytons „After you've gone“ oder Karl Suessdorfs „Moonlight in Vermont“ arrangierte Hagen A. Fritzsche für zwei Flügelhörner, Posaune und Tuba. Trotz dieser ungewöhnlichen Besetzung erzielt Fritzsche für sich und seine Musiker Erhard Schwartz, Gunnar Fischer und Christian Wassong einen erstaunlich geschmeidigen, manchmal orchestralen Blechbläser-Sound.

Ein genussvoller Vorgeschmack auf das Jubiläumsjahr der Germania Siegburg, deren erstes Fest-Konzert am 19. Februar 2017 ab 17 Uhr von der jungen Swingphonie gestaltet wird. Der Titel ist Programm: „We love it!“ (haa)

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