Rhein-Sieg-Halle Musikkorps der Bundeswehr brilliert in Siegburg

Siegburg · Mit Pauken und Trompeten ließen sie es krachen und begrüßten das neue Jahr – wie schon in den vergangenen Jahren – in der restlos ausverkauften Rhein-Sieg-Halle. Und doch war der diesjährige Auftritt des Musikkorps der Bundeswehr etwas ganz Besonderes.

 Überzeugender Auftritt: Das Musikkorps der Bundeswehr, das viele Jahre in Siegburg stationiert war, spielte in der Rhein-Sieg-Halle.

Überzeugender Auftritt: Das Musikkorps der Bundeswehr, das viele Jahre in Siegburg stationiert war, spielte in der Rhein-Sieg-Halle.

Foto: Holger Arndt

Das Musikkorps, das eine „persönliche“ Beziehung zu seiner ehemaligen Garnisonsstadt Siegburg pflegt und deshalb auch viele Ehemalige im Publikum begrüßen konnte, feiert im kommenden Monat in Berlin sein 60-jähriges Bestehen. Der Aufstellungsbefehl wurde am 16. Februar 1957 unterzeichnet, ab 1959 wurde in Siegburg geprobt.

Für Oberstleutnant Christoph Scheibling ist das einmal mehr Grund, die Möglichkeiten seines sinfonischen Blasorchesters zu demonstrieren. Die gehen von traditioneller Marschmusik über hymnische Bläserarrangements bis zu zeitgenössischer Rockmusik und sinfonischer Dichtung. „Crossover“ – der Wechsel zwischen den Stilen und das Aufbrechen von klischeehaften Barrieren – ist dem Orchester ein eigenes Anliegen.

Schier unfassbar, was Scheibling mit seinen Musikern darzustellen vermag. Zwischen Brahms und Freddy Mercury spannten die Militärmusiker den Bogen und setzten mit einer sinfonischen Dichtung aus dem vergangenen Jahr sogar noch ein zeitgenössisches Sahnehäubchen auf.

Der beinahe komplette Verzicht auf Streicher – mit Ausnahme eines Kontrabasses – scheint dem Publikum schon nach wenigen Takten vergessen, wenn die Musikerinnen und Musiker etwa die „Akademische Festouvertüre“ (op.80) von Johannes Brahms interpretieren. Brahms hat die Ouvertüre aus Anlass der Verleihung seiner Ehrendoktorwürde an der Universität Breslau 1880 komponiert und setzt sich dabei unter Verarbeitung noch heute bekannter Studentenlieder mit beschwingter Leichtigkeit gegen das Genre der tragischen Ouvertüre ab.

Umjubelte Eigenkomposition

Als erfahrener Arrangeur für die sinfonischen Bläser des Musikkorps steht dabei Guido Rennert zur Verfügung, der dem Programm auch eine umjubelte Eigenkomposition beisteuerte: „Hamburg – Das Tor zur Welt“ ist eine sinfonische Dichtung, die programmmusikalisch die facettenreiche Geschichte der Elb-Metropole erzählt.

In beeindruckendem Erzähl-Duktus führt Rennert die pulsierende Stadt mit ihrem blühenden Handel musikalisch vor Augen und Ohren und übersieht dabei weder das Kriegsgeschehen noch die verhängnisvolle Flutkatastrophe, die die Narben im Gesicht der Stadt hinterlassen. Kontrapunktiert werden sie durch das Rock'n'Roll-Gefühl der 1960er und 1970er Jahre mit den Beatles im Hamburger Starclub und das Nachtleben auf der Reeperbahn mit atmosphärischem „Schifferklavier“.

Ein schwirrendes Klanggemälde, das am Eröffnungstag der Elbphilharmonie ein Stück Hamburger Kultur und Lebensart nach Siegburg brachte. Mal kurzatmig und zackig, mal elegisch und melodieauskostend ließ Scheibling seine Musiker aufspielen und bewies dabei den hohen Anspruch des Elite-Orchesters.

Das Siegburger Publikum feierte das Musikkorps der Bundeswehr und genoss den musikalischen Jahresauftakt beim Neujahrskonzert in der Rhein-Sieg-Halle in vollen Zügen.

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