Putschversuch in der Türkei Mitglieder der Integrationsräte in der Region besorgt

Rhein-Sieg-Kreis · Die Mitglieder der Integrationsräte in der Region sorgen sich nach dem gescheiterten Putschversuch um ihre Verwandten in der Türkei. In den Reisebüros melden sich verunsicherte Kunden.

Viele Türken demonstrierten gegen den Putschversuch.

Viele Türken demonstrierten gegen den Putschversuch.

Foto: dpa

Ein ungutes Gefühl hat Erkan Zorlu schon. Der Vorsitzende des Troisdorfer Integrationsrates fliegt am Dienstag in den Urlaub zu Verwandten in die Türkei, Zorlu sagte am Montag dem General-Anzeiger angesichts des Militärputsches: „Das ist schon schlechtes Timing.“ Er fliegt trotzdem, auch ein Zwischenstopp in Istanbul ist geplant. Dort trifft er auf seine Eltern, mit ihnen fliegt er dann weiter nach Bigöl in den Osten des Landes. „Dort ist wohl alles ruhig“, sagte er. Zorlu ist in Deutschland geboren, hat einen deutschen Pass, seine Eltern sind Türken.

Als er am Freitagabend von den Vorkommnissen erfuhr, war er sehr betroffen. Zorlu sagte: „Ich war im Schockzustand und habe das nicht glauben wollen.“ Bis zwei, drei Uhr in der Nacht habe er sich informiert und mit Verwandten vor Ort gesprochen. Seine Eltern berichteten ihm, dass es drastische Kontrollen rund um Istanbul gäbe. „Das kann nicht sein, was da passiert ist“, sagte Zorlu. Wer für was verantwortlich ist, will er nicht beurteilen, die Lage sei zu unklar. Aber: „Die Demokratie muss gestärkt werden.“

Auch Fatih Köylüoglus Eltern sind derzeit in der Türkei. Köylüoglu, 31, ist stellvertretender Vorsitzender des Siegburger Integrationsrates. Er erfuhr am Freitagabend aus dem Autoradio von den Vorfällen im Heimatland seiner Eltern. „Ich habe meine Eltern sofort angerufen, um zu hören, ob es ihnen gut geht. Das war zum Glück der Fall“, sagte Köylüoglu, der selbst in Deutschland geboren ist.

Für seine Eltern war eine sofortige Rückkehr aus dem Urlaub kein Thema. Ein- bis zweimal täglich telefoniert der Siegburger mit seinen Eltern. „Ich mache mir keine Sorgen um sie. Sie haben mir versichert, dass es ihnen gut geht“, sagte er. Außerdem würden die alltäglichen Abläufe nun wieder beginnen. Vor allem über die sozialen Medien hat Köylüoglu verfolgt, was in der Türkei passiert. Und am Wochenende waren die Ereignisse das zentrale Gesprächsthema in der türkischen Gemeinschaft in Siegburg. „Viele sind in Sorge, was nun passiert“, sagte er. „Der Ruf der Türkei leidet darunter.“

Die unsichere Lage wirkt sich auch auf die Urlaubspläne einiger Deutscher aus. Das bestätigte am Montag Martin Wienholt vom Reisebüro Papendick. Weinholt leitet die Filiale am Europaplatz in Siegburg. Insgesamt zehn bis 15 Kunden hätten am Samstag nach den Kosten für eine Stornierung des Türkei-Urlaubs gefragt. „Das waren schon viele. Es gab dann auch zwei Stornos“, sagte er. Die Veranstalter hätten am Samstag aber sehr schnell mitgeteilt, dass die Urlauber geplante Reisen kostenlos absagen können – vorausgesetzt der Abflug war am vergangenen Wochenende. Laut Wienholt hat sich in den bekannten Urlaubsregionen weitgehend alles normalisiert.

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