Pilotprojekt Jugendtaxi Mehr Sicherheit beim nächtlichen Heimweg

SANKT AUGUSTIN · Es war ein Verkehrsunfall vor zwei Jahren, der Nico Schmied motivierte, etwas in Sankt Augustin zu ändern. Damals baute ein Freund von ihm alkoholisiert einen Unfall auf der Geislarer Straße, er war auf dem Nachhauseweg von einer Feier.

 Für mehr Sicherheit auf dem nächtlichen Nachhauseweg setzt sich Nico Schmied ein.

Für mehr Sicherheit auf dem nächtlichen Nachhauseweg setzt sich Nico Schmied ein.

Foto: Matthias Hendorf

Laut Schmied verlief der Crash glimpflich, aber für den 26-Jährigen stand fest: Es muss etwas passieren. Also entwickelte er die Idee eines Jugendtaxis, damit Sankt Augustiner Jugendliche in der Nacht sicher nach Hause kommen - und zwar relativ günstig, einen Teil der Kosten sollten Sponsoren übernehmen. "Ich habe privat mitbekommen, dass Leute alkoholisiert fahren, und mich gefragt, was ich dagegen tun kann. So entstand die Idee zum Jugendtaxi", sagt Schmied, der auch aus Sankt Augustin kommt.

Jetzt, nach zwei Jahren Planung, startet das Jugendtaxi als Pilotprojekt. Laut Schmied ist es neu in der Region. Es läuft zunächst, bis die 2000 Euro aufgebraucht sind, die die ortsansässige Raiffeisenbank und die Bürgerstiftung gespendet haben. Der Verein zur Förderung der städtischen Jugendeinrichtungen und die Taxigenossenschaft/Taxiruf 33 33 33 kooperieren mit Schmied.

Das Angebot gilt an folgenden Tagen: freitags, samstags, sonntags, vor gesetzlichen Feiertagen, an Brauchtumstagen und in der Karnevalswoche (Weiberfastnacht bis Aschermittwoch). Das Jugendtaxi möchte vor allem drei Szenarien vorbeugen: Verkehrsunfällen unter Alkoholeinfluss, Gewaltdelikten und sexuellen Übergriffen auf dem Heimweg. "Wir wollten etwas schaffen, das den Eltern einen Teil ihrer Sorgen nimmt", sagt Schmied.

Ab sofort können 14- bis 23-Jährige je zwei Coupons pro Woche abholen. Ihr Wert beträgt je drei Euro, damit können sie ihre Heimfahrt per Taxi billiger gestalten. Um zu verhindern, dass mehr als zwei pro Woche verteilt werden, notieren die Ausgabestellen (siehe Infokasten) die Namen der Abholer. Voraussetzung: Die Fahrt ist im Stadtgebiet zwischen 21 und 6 Uhr. "Wir wollen den sicheren Heimweg unterstützen. Es geht nicht darum, billig von Party zu Party zu kommen", sagt Schmied.

Die Jugendlichen einer Gruppe können die Coupons addieren. Das bedeutet konkret: Wollen etwa vier Jugendliche von der S 66-Haltestelle Markt per Taxi gemeinsam nach Hause fahren, können sie ihre Gutscheine einsetzen. Zwölf Euro der Fahrt sind also schon bezahlt. Aber: Die eingesetzten Coupons dürfen die Kosten der Taxifahrt nicht übersteigen. Und: Pro Fahrt darf ein Jugendlicher nur einen Bon nutzen.

Zwei Monate sind die Coupons gültig, 600 haben Schmied und seine Partner drucken lassen. Sind sie aufgebraucht, schauen die Organisatoren, wie das Jugendtaxi ankommt. "Vielleicht finden sich Nachbarstädte und eine Kooperation ist möglich", sagt Schmied. Für eine Fortsetzung benötigten sie laut Schmied aber mehr Geld.

Schirmherr des Jugendtaxis ist Bürgermeister Klaus Schumacher. Und Schumacher weiß als zweifacher Vater um die Sorgen der Eltern. "Meine Tochter ist nachts auch schon durch den Niederpleiser Wald nach Birlinghoven gelaufen. Als sie mir das am nächsten Tag erzählt hat, habe ich ihr gesagt: Ruf mich in solchen Fällen doch an." Damit die Eltern bald weniger dieser Sorgen haben, gibt es das Jugendtaxi - wenn auch zunächst nur auf Probe.

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