Kirchenschatz in Siegburg Mehr Platz für den Heiligen Anno

Siegburg · Die Schatzkammer für die Reliquienschreine an St. Servatius in Siegburg wird umgebaut und vergrößert. Die offizielle Eröffnung ist im September geplant

 Hinter Glas: Die Reliquienschreine von Mauritius, Honoratus und Anno (von vorne nach hinten) haben ihren Platz jetzt in der Kirche.

Hinter Glas: Die Reliquienschreine von Mauritius, Honoratus und Anno (von vorne nach hinten) haben ihren Platz jetzt in der Kirche.

Foto: Paul Kieras

Nach aufwendigen Renovierungs- und Sanierungsmaßnahmen konnte die Servatiuskirche im September letzten Jahres wieder eröffnet werden. Jetzt wird noch mit Hochdruck an der Fertigstellung der Schatzkammer gearbeitet, die völlig umgebaut, modernisiert und auf die komplette Südempore ausgeweitet wurde, wo bislang Kirchenbänke standen.

Lediglich durch ein Gitter abgesperrt, fällt zukünftig der Blick dort auf den Anno-Schrein sowie auf den Mauritius-, Benignus- und Honoratus-Schrein. Der Appolinaris-Schrein soll nach seiner Restaurierung im Hochaltar einen neuen Platz finden. Der Benignus-Schrein wird ebenfalls erst nach seiner Konservierung, voraussichtlich ab Oktober, in St. Servatius zu sehen sein.

Bereits 1994 wurde mit der Restaurierung der insgesamt fünf Schreine begonnen. In der neu gestalteten und erweiterten Schatzkammer können demnächst insgesamt 72 Exponate, die zum Teil in Schubladen versteckt lagerten, hinter Glas besichtigt werden. Dazu gehört auch der Bischofsstab des Heiligen Anno.

Stadtarchivarin Andrea Korte- Böger, Pfarrer Thomas Jablonka, Anna Pawlik, Kunsthistorikerin beim Generalvikariat, sowie Ingrid Bussenius, verantwortlich für die Objektpräsentation und Ausstellungsgestaltung, gewährten gestern bei einem Besichtigungstermin schon einen Blick vorab in die neu gestalteten Räumlichkeiten.

Dabei hoben sowohl Jablonka als auch Pawlik die Bedeutung des Kirchenschatzes hervor, der nach ihren Worten in ganz Europa einmalig ist. Vor allem deshalb, weil die einzelnen Stücke des ehemaligen Abteischatzes an einem Ort erhalten geblieben und nicht über verschiedene Standorte verstreut worden seien. „Der Kirchenschatz von St. Servatius lebt als Ensemble“, so Pawlik.

Eines der wertvollsten Exponate ist der sogenannte Löwenstoff aus dem vierten Jahrhundert. Den brachte nach Aussage der Kunsthistorikerin die byzantinische Prinzessin Theophanu aus Anlass ihrer Vermählung mit Kaiser Otto II. im Jahre 972 mit in die Ehe. Später habe man den Stoff im Annoschrein entdeckt.

In ihm waren die Knochen Annos eingewickelt. Ebenso kostbar und nun in einer Vitrine ausgestellt sind etwa die Palli von Anno und vom Heiligen Heribert. Ein Pallium ist eine Art Stola mit sechs schwarzen, eingestickten Kreuzen, die der Papst den Erzbischöfen zu ihrer Ernennung verleiht.

Jablonka wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Bezeichnung Kirchenschatz missverständlich sei, denn den materiellen Wert könne man gar nicht festlegen. „Der Schatz sind die Reliquien“, betonte der Pfarrer. Die Schatzkammer sollte auch nicht als ein Museum, sondern als Teil der Kirche gesehen werden.

Daher habe man die Reliquien auch aus der Kammer heraus inmitten des Gotteshauses geholt, das ein Ort sei, wo die Gläubigen „in der Gemeinschaft der Heiligen“ die Messe feierten. „Das ist ein tiefes Symbol der katholischen Kirche und im Apostolischen Glaubensbekenntnis verankert“, erklärt Jablonka.

Am 18. September wird die Schatzkammer offiziell mit einem Festgottesdienst eingeweiht. Der findet aber nicht in der Servatiuskirche, sondern in der Abteikirche auf dem Michaelsberg statt. Denn am 22. September vor genau 950 Jahren wurde sie geweiht. In einer Prozession ziehen die Gläubigen zur Servatiuskirche. Jablonka kündigte ein attraktives Rahmenprogramm an. So sind Vorträge, ein Symposium, Kabarett, eine Ausstellung sowie Konzerte geplant.

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