Projekt "Schule als Staat" Marie Lukas ist mit elf Jahren bereits Staatsoberhaupt

Siegburg · Schüler des Anno-Gymnasiums in Siegburg machen bereits zum zweiten Mal ihre Schule zum Staat und wählen Marie Lukas zur Konsulin der „Demokratischen Volksrepublik Anno“.

 Standesgemäß fährt Konsulin Marie Lukas, gesichert von zwei Bodyguards, in einer schwarzen Limousine vor das Schulgebäude des Anno-Gymnasiums vor.

Standesgemäß fährt Konsulin Marie Lukas, gesichert von zwei Bodyguards, in einer schwarzen Limousine vor das Schulgebäude des Anno-Gymnasiums vor.

Foto: Holger Arndt

Es hatte schon etwas von einem kleinen Staatsempfang. Auf dem Schulhof des Anno-Gymnasiums in Siegburg teilte sich die dichte Schülermenge. Ein schwarzer Wagen, der von zwei Bodyguards in weißen Hemden und mit Sonnenbrille flankiert wurde, fuhr vor. Die Tür wurde geöffnet und die elfjährige Marie Lukas stieg aus. Für sie war es ein ganz besonderer Tag, trotz Regen und Kälte. Denn die Sechstklässlerin ist die frisch gewählte Konsulin der neu gegründeten „Demokratischen Volksrepublik Anno“. Bereits zum zweiten Mal wurde das Projekt „Schule als Staat“ gestartet. Die Schüler sollen eine eigene Staatsform aufbauen, mit allen Rechten und Pflichten.

Im ersten Jahr orientierten sich die Schüler noch sehr stark an der Bundesrepublik Deutschland. Im zweiten Jahr lief das Ganze etwas anders ab. „Wir haben Parteien, die allerdings nur Gesetze vorschlagen dürfen“, erklärte Henrik Küper. Der 15-Jährige ist Mitorganisator und verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit. „Die Senatoren setzen die Gesetze um und fungieren als Minister. Eine Besonderheit ist auch, dass die Richter aus jeder Stufe gewählt wurden. Wenn also beispielsweise ein Sechstklässler angeklagt wird, steht er einem Richter aus derselben Jahrgangsstufe gegenüber“, erläuterte Küper.

Und dann gibt es da noch den Konsul. In diesem Jahr haben die Senatoren eine sehr junge Schülerin in dieses repräsentative Amt gewählt. „Für uns ist es wichtig, dass Schüler und Lehrer gleichberechtigt sind“, so Henrik Küper weiter. „Das ist für uns eine super Vorbereitung aufs spätere Leben.“ Auch Schulleiter Sebastian Kaas ist es wichtig, dass die Schüler für ihr späteres Leben lernen. „Wir geben euch etwas ab, das uns Lehrern heilig ist. Nämlich ein Stück unserer Unterrichtszeit. Wir geben euch einen ganz großen Vertrauensvorschuss, aber ich denke, dass wir ganz viel davon zurückbekommen.“

Offizielle Vereidigung

Auch Siegburgs Bürgermeister Franz Huhn wohnte der Staatsgründung bei. „Ich bin hier, um euch allen eine gute nachbarliche Zusammenarbeit anzubieten.“ Und für die neuen Politiker hatte er gleich einen guten Tipp parat: „Diejenigen, die die Vertreter bilden, sollten wissen, wie wichtig die Öffnung des Staates ist.“

Und dann war es soweit: Die offizielle Vereidigung aller Senatoren, Richter und natürlich auch der Konsulin stand kurz bevor. Wie bei einer Vereidigung von politischen Würdenträgern im Bundestag, wurde die Eidesformel laut vorgetragen, und die neuen Volksvertreter antworteten laut: „Ja, ich schwöre es.“ Und dann erklang aus Lautsprechern die offizielle Hymne der „Demokratischen Volksrepublik Anno“. Die Flagge hing aufgrund des schlechten Wetters leider etwas schlaff aus einem Fenster der oberen Klassenzimmer. Aber das Wetter tat der positiven Gesamtstimmung keinen Abbruch. Die Fahne zeigt übrigens einen Tyrannosaurus Rex.

Konsulin Marie Lukas nutzte die Gelegenheit, um ihre erste offizielle Rede zu halten. Darin dankte sie erst einmal allen Wählern für das Vertrauen. „Ich werde das Amt des Konsuls mit aller Kraft ausüben und freue mich auf die bevorstehenden Aufgaben.“ Eine kurze Ansprache, der es nichts hinzuzufügen gab.

Zur stärksten Partei wurde übrigens die „Fünf-Drei-Partei“, kurz FDP, gewählt. Sie konnte mehr als 50 Prozent der Stimmen für sich verbuchen.

Dieses großangelegte Simulationsprojekt soll den Schülern zeigen, wie Demokratie funktioniert und wie sie im Schulalltag funktioniert. Das Projekt wird die Schüler noch das gesamte nächste Halbjahr begleiten.

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