Museen im Rhein-Sieg-Kreis Lieblingsstücke beim Museumstag

Rhein-Sieg-Kreis · Weltweit öffnen am Sonntag Museen ihre Pforten und beteiligen sich mit verschiedenen Angeboten am Internationalen Museumstag. Er steht unter dem Motto „Spurensuche. Mut zur Verantwortung“.

 Gundula Caspary mit ihrem Lieblingsstück, ein kleines, undatiertes Ölbild des gebürtigen Siegburgers Carl Ferdinand Wimar, das den Schwarzfußindianer Iron Horn zeigt.

Gundula Caspary mit ihrem Lieblingsstück, ein kleines, undatiertes Ölbild des gebürtigen Siegburgers Carl Ferdinand Wimar, das den Schwarzfußindianer Iron Horn zeigt.

Foto: Paul Kieras

Es ist ihr großer Tag – und das seit bald 40 Jahren. Weltweit öffnen am Sonntag Museen ihre Pforten und beteiligen sich mit verschiedenen Angeboten am Internationalen Museumstag. Der steht unter dem Motto „Spurensuche. Mut zur Verantwortung.“ Auch die Ausstellungshäuser aus dem Rhein-Sieg-Kreis machen mit und laden ein zur Spurensuche. Im Vorfeld haben wir die Leiter verschiedener Häuser nach den Exponaten befragt, die ihnen besonders am Herzen liegen.

1 Stadtmuseum Siegburg

Gundula Caspary, Leiterin des Siegburger Stadtmuseums, hat eigentlich mehrere Lieblingsstücke. Ein Exponat bedeutet ihr allerdings besonders viel. „Ein Exot in der Sammlung, an dem man gerne vorbeiläuft“, sagt sie. Ein kleines, undatiertes Ölbild des gebürtigen Siegburgers Carl Ferdinand Wimar, das den Schwarzfußindianer Iron Horn zeigt. Dieses Porträt, eine Leihgabe aus Siegburger Privatbesitz, ist das einzige Bild des Künstlers, das in Wimars Geburtsstadt und in ganz Europa zu sehen ist. Wimar wurde am 18. Februar 1828 Im Haus Nummer 130 am Markt geboren, die Familie zog fünf Jahre später nach Bonn. Als 15-Jähriger wanderte Carl nach St. Louis, Missouri/USA aus, wurde im Laufe der Zeit als Charles Wimar berühmt. Er malte und zeichnete die Indianer des 19. Jahrhunderts und gilt bis heute als der beste Indianermaler seiner Zeit, während er bei uns nahezu in Vergessenheit geraten ist.

Das Siegburger Stadtmuseum, Markt 46, ist von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Bei freiem Eintritt bietet es Führungen, Aktionen für Kinder, Zauberkunst und Comedy und Porträtmalerei.

2 Museen auf Burg Wissem

Sich auf ein Exponat festzulegen, fällt Pauline Liesen, die die beiden auf Burg Wissem beheimateten Museen leitet, nicht leicht. Weder im (Musit), noch im Bilderbuchmuseum. Und doch gibt es sie, die geheimen Lieblingsstücke. Im Musit leuchtet es förmlich in seiner Vitrine – im knalligen Orange der 1970er Jahre. Ein Picknick-Geschirr, geformt aus Pollopas, einem Aminoplast-Harz, und geschaffen im Presswerk der Troisdorfer Dynamit Nobel. „Mich fasziniert die Vorstellung, davon wirklich etwas zu essen“, sagt Liesen. Ähnlich fasziniert ist sie von der Geschichte des Kunststoffs, die eng mit der Stadt Troisdorf verbunden ist. „Der Ursprung liegt in der Sprengstoffindustrie“, weiß die Museumsleiterin zu berichten. Aus Nitrocellulose seien Spreng- wie Kunststoff geschaffen – zwei völlig unterschiedliche Stoffe aus einem Grundmaterial. „Der Kunststoff hat dem Sprengstoff schnell den Rang abgelaufen“, so Liesen. Von einem Material, das vorhandene Dinge des täglichen Lebens imitiert, habe er sich zu einem eigenständigen Produkt entwickelt, das nicht mehr zu ersetzen ist.

3 Bilderbuchmuseum

Ihr Favorit unter den rund 17.000 Originalillustrationen, die unter dem Dach des Bilderbuchmuseums vereint sind, liegt gut verpackt im Depot. „Es ist ein Original von Leo Lionni“, verrät Museumsleiterin Pauline Liesen. In einer der kommenden Ausstellungen wird es öffentlich zu sehen sein. Aktuell dominieren Arbeiten von Ilon Wikland die Ausstellungsräume des Herrenhauses – unter dem Titel „Über Tisch und Bänke“. Der Tisch ist auch zentrales Element der Zeichnungen, die Liesen besonders am Herzen liegen. Sie stammen aus dem Jahr 1958 und zeigen verschiedene Szenen von Astrid Lindgrens Kindern aus der Krachmacherstraße. „Es sind ganz frühe Zeichnungen von Ilon Wikland, die ihren anfangs stereotypen Umgang mit den Kindern zeigen“, sagt Liesen. Und im Widerspruch zu den wilden Kindern aus Lindgrens Erzählungen stehen: Die Mädchen und Jungen wirken brav und gesittet, auch wenn sie über Tisch und Bänke gehen. „Sie sind wie eine Reise zurück in die Geschichte“, beschreibt Pauline Liesen, was sie so an den Zeichnungen mag.

Die Museen auf Burg Wissem bieten neben einer botanischen Wanderung durch die Wahner Heide ab 15 Uhr eine Führung durch die Ausstellung von Ilon Wikland. Von 14 bis 17 Uhr können Kinder ihr eigenes Künstlerbuch gestalten.

4 Bunzlauer Heimatstube

Das Lieblingsstück von Peter Börner hat gleich zwölf Teile. Der Vorsitzende der Bunzlauer Heimatgruppe, die ein kleines historisches Museum im Siegburger „Haus der Begegnung“ betreibt, zeigt auf ein Hochzeitsgeschirr aus der bekannten Bunzlauer Manufaktur Julius Paul. Es wurde 1922 anlässlich der Hochzeit von dessen Nichte Herta gefertigt. Eine Besonderheit laut Börner: Das Dekor des fast vollständigen Geschirrs (Pfauenauge) ist in Grün statt dem eigentlich üblichen Blauton mit Streifen und Goldrand gehalten. Herta zog nach ihrer Hochzeit von Bunzlau nach Köln, vererbte ihrer Nichte das Geschirr. Als die 2008 in ein Altenheim ging, überließ sie es der Bunzlauer Heimatgruppe. Zwar besitzt der Verein viele weitere seltene und schöne Stücke Bunzlauer Keramik von vor 1945 bis heute, aber das Hochzeitsgeschirr ist etwas ganz Besonderes. „Weil es eben ein Unikat ist“, so Börner.

Die Bunzlauer Heimatstube im Haus der Begegnung, Haufeld 22 in Siegburg, ist am Sonntag von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Es gibt Führungen und Maibowle.

5 Fischereimuseum

urch ein Vermächtnis sind dem Fischereimuseum in Bergheim einige neue Exponate zugefallen, die es am Museumstag präsentieren wird. Sehr zur Freude von Leiterin Petra Recklies-Dahlmann. Die Nachfahren von Käthe Schlich haben der promovierten Historikerin einige Siegburger Töpferwaren sowie – passend zum Museum – versteinerte Fische überlassen. Das ist aber nicht der einzige Grund, das hübsche Museum oberhalb der Sieg zu besuchen. Dort ist akribisch die Geschichte der Bergheimer Fischer dokumentiert. So wundert es auch nicht, dass Recklies-Dahlmann den Aalschokker Adelheid als ihr Lieblingsstück bezeichnet. Der dümpelt unterhalb des Museums auf einem alten Siegarm. „Wenn ich die Gardinen zurückziehe und auf den Schokker schaue, geht mir das Herz auf“, sagt sie. Und weil sie das Original nicht mit sich herumtragen kann, hat sie ein Modell des Bootes auf dem Schreibtisch stehen – oder sie nimmt es einfach auch mal mit.

Das Fischereimuseum, Nachtigallenweg 39 in Troisdorf-Bergheim, ist von 12 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

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