Protest in Siegburg Klinikmitarbeiter streiken für mehr Personal

Siegburg · Die Mitarbeiter der Siegburger Helios Klinik beteiligen sich an der Verdi-Aktion „Heute schon Pause gemacht?“. Sie fordern mehr Pflegepersonal. Der Betriebsrat befürchtet eine Entwicklung hin zur Gesundheitsfabrik.

Die Überbelastung und ihre Folgen sind omnipräsent. „Wenn ich zum Spätdienst komme, kann ich nie sicher sein, nicht allein dazustehen“, sagt Christiane Böhmer. Was das bedeutet, weiß die Krankenschwester nur zu gut. Sie berichtet von einem Wochenenddienst allein auf Station mit 22 Patienten. Die Kollegin war krank, ein Ersatz nicht zu finden. „Ich bin nur froh, dass alles gut gegangen ist“, sagt die 58-Jährige. Zusammen mit Kollegen der Siegburger Helios Klinik hat sie sich am Dienstag bewusst Zeit für eine Mittagspause genommen, um vor der Klinik über den personellen Notstand im Haus zu informieren.

Unter dem Motto „Heute schon Pause gemacht?“ hatte die Gewerkschaft Verdi am Dienstag Klinikmitarbeiter deutschlandweit zur „Aktiven Mittagspause“ aufgerufen. „Viele Klinikbeschäftigte sind dauerhaft überlastet, weil in der Vergangenheit Arbeitsplätze gestrichen und Neueinstellungen verschleppt wurden“, sprach Arno Appelhoff für Verdi.

Nach Verdi-Berechnungen fehlen in deutschen Kliniken 162.000 Stellen, davon 70.000 in der Pflege. Allein an der Siegburger Helios Klinik müssten laut Verdi rund 20 Prozent mehr Pflegekräfte tätig sein, um Patienten unter guten Arbeitsbedingungen gut versorgen zu können. Viele arbeiteten in den Pausen durch, auch weil sie oft alleine eine Station versorgten. Damit müsse Schluss sein. Verdi fordert eine gesetzliche Personalbemessung. „Kliniken müssen zu festen Mindestbesetzungen verpflichtet werden“, so Appelhoff.

„Wir mutieren immer mehr vom Krankenhaus zur Gesundheitsfabrik“, sagt Georg Rakel, Betriebsratsvorsitzender der Helios Klinik, die rund 800 Mitarbeiter hat. Es müssten immer mehr Patienten von immer weniger Personal versorgt werden. Überstunden und Doppelschichten seien an der Tagesordnung. „Wenn Politik und Arbeitgeber nicht handeln, wandern wir vom Pflegenotstand in die Pflegekatastrophe.“ Christiane Böhmer ist seit 1979 Krankenschwester, seit 1999 in Siegburg. „Es wird kontinuierlich schlechter“, sagt sie und hofft, dass der Protest etwas bewirkt. Zehn Minuten haben sie und ihre Kollegen sich dafür genommen. Dann geht es zurück auf die jeweiligen Stationen.

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