Aktionsjahr "Kinder haben Rechte" Kindergarten in Oberpleis hat eigenes Parlament

Rhein-Sieg-Kreis · Die Kinder in der "Pusteblume" wissen, wie Demokratie funktioniert: Sie wählen Gruppensprecher und haben ein Kinderparlament. Kein Wunder, dass der Paritätische Wohlfahrtsverband im Rhein-Sieg-Kreis sein Themenjahr in dieser Kita eröffnet.

 Handveredelt: Das Transparent am Oberpleiser Kindergarten „Pusteblume“ weist auf das Aktionsjahr des Paritätischen hin. Kinder haben es mitgestaltet.

Handveredelt: Das Transparent am Oberpleiser Kindergarten „Pusteblume“ weist auf das Aktionsjahr des Paritätischen hin. Kinder haben es mitgestaltet.

Foto: Frank Homann

Berührungsängste haben Pia, Emma, Max und die anderen Kinder nicht. Entspannt sitzen die acht Vorschulkinder des Oberpleiser Kindergartens „Pusteblume“ am Dienstagmorgen mit Sebastian Schuster in ihrem Gruppenraum und erklären dem Landrat des Rhein-Sieg-Kreises, wie das bei ihnen mit dem Kinderparlament und der Wahl zum Gruppensprecher so funktioniert.

„Alle, die möchten, dürfen sich aufstellen lassen“, sagt Paul-Janek. Für jeden Kandidaten wird ein Plastikbecher mit dessen Foto aufgestellt. Abgestimmt – natürlich geheim – wird nach dem Verfahren: eine Murmel pro Stimme. Wer am Ende die meisten Murmeln in seinem Becher hat, ist zum Gruppensprecher gewählt.

Die Kinder bestimmen mit

Vor rund drei Jahren hat der Kindergarten die Themen Kinderrechte und Partizipation aufgegriffen und in den täglichen Ablauf eingebaut. „Die Nachhaltigkeit, mit der das hier geschehen ist, ist schon außergewöhnlich“, sagt Reiner Mathes, Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbands im Rhein-Sieg-Kreis.

Das ist einer der Gründe, warum das Aktionsjahr „Kinder haben Rechte“ des Paritätischen mit dem Landrat als Schirmherrn just an diesem Ort eröffnet wird.

„Das vergangene Jahr stand bei uns unter dem Motto Menschenrechte“, so Mathes. Da sei das Aktionsjahr „Kinder haben Rechte“ eine sinnvolle Fortführung. „Es ist wichtig, nicht über die Köpfe der Kinder hinweg, sondern mit ihnen zu entscheiden“, sagt Mathes. „Das erfordert Mut. Und eine stete Abwägung zwischen Partizipation und dem Erziehungsauftrag.“

In der Oberpleiser „Pusteblume“ haben Leiterin Sabine Barth und die Erzieherinnen jedenfalls gute Erfahrungen gemacht. „In viele Entscheidungsprozesse binden wir die Jungen und Mädchen über die Kinderkonferenzen ein“, sagt Barth.

Immer mittwochs tagt das Gremium, in dem es dann um Fragen geht wie: Welche Plätzchen werden gebacken? Was steht auf den Grußkarten? Wie werden die Gruppenräume gestaltet? Schon die Zweijährigen unter den insgesamt 44 Kindergartenkindern stimmen dabei mit ab und lernen auf diese Weise von klein auf die Abläufe kennen.

Transparent mit Bildern von Ida und Paul-Janek

„Die Partizipation ist ein wichtiges Mittel, um das Selbstvertrauen der Kinder zu stärken“, ist auch Martina Felber, Fachberaterin des Paritätischen, überzeugt. „Die Jungen und Mädchen lernen, dass sie etwas bewirken können. Und diese Erfahrung begleitet sie auf ihrem weiteren Lebensweg.“

Zum Auftakt entrollen Pia, Emma, Max und die anderen Kinder an der „Pusteblume“ ein buntes Transparent, das in den kommenden Wochen auf das Aktionsjahr anlässlich der Unterzeichnung der UN-Kinderrechtskonvention vor 30 Jahren hinweist.

Veredelt wird es durch zwei handgemalte Bilder, die exemplarisch zwei Kinderrechte aufgreifen: Artikel 28 – das Recht auf Bildung – hat den sechsjährigen Paul-Janek zu seinem Bild „Eisdielenbesitzer!“ inspiriert. Und die gleichaltrige Ida hält es mit Artikel 31, dem Recht auf Gesundheit: „Mein Mädchen im rosafarbenen Kleid steht für das Recht der Kinder, sich zu erholen.“

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