Café T.O.D. gestaltet literarisch-musikalische Momente auf dem Siegburger Nordfriedhof Keltische Kreuze und irische Musik

Siegburg · "Nimm' Dir Zeit zum Leben, das ist der Reichtum des Lebens", heißt es in einem irischen Gedicht. Das scheinen sich viele am Freitagabend zu Herzen genommen zu haben.

 Irisch-schottische Lieder hören die Besucher in der Trauerhalle des Nordfriedhofs.

Irisch-schottische Lieder hören die Besucher in der Trauerhalle des Nordfriedhofs.

Foto: Patrizia Wackers

Trotz vereinzelter Regenschauer kamen zahlreiche Besucher auf den Siegburger Nordfriedhof, um dort "literarisch-musikalische Momente" zu erleben. Die seien in dieser Weise "völlig neu", erklärte Charly Halft vom Freundeskreis der Stadtbibliothek Siegburg.

Gemeinsam mit dem Café T.O.D. gestaltet er zweimal im Jahr einen Abend mit literarischen Texten. "Jetzt ist noch die musikalische Untermalung neu dazu gekommen", so Halft. Die übernahm die Gruppe "Horizont" aus Lohmar mit irisch-schottischen Liedern.

Passend zum Thema führte Andrea Müller-Battermann die Besucher zunächst zu drei ausgewählten Gräbern auf dem Nordfriedhof, auf denen Repliken irischer Hochkreuze stehen. "Warum die Familien der Verstorbenen diese Kreuze gewählt haben, vielleicht weil ihnen die Form gefiel oder weil sie eine Beziehung zu Irland hatten, ist nicht ganz klar", sagte die Vorsitzende des Café T.O.D.

"Doch die Kreuze erinnern an die iro-schottischen Mönche, die bereits zwischen dem sechsten und achten Jahrhundert West- und Mitteleuropa christianisierten."

Musikalisch vielfältig präsentierte sich "Horizont" mit Erwin Schrang, der Akkordeon und Keyboard spielte, der Solistin Heidi Kraus, die ihrer Violine zauberhafte irisch-keltische Klänge entlockte, und Peter Bauer, der den Gesang mit seiner Gitarre begleitete. Bei dem Konzert in der Trauerhalle spielten sie Songs aus den Highlands, trugen aber auch irische Gedichte und ein irisches Märchen vor.

An einem Ort, wo sich normalerweise die Trauernden versammeln, um ein letztes Mal Abschied von dem Verstorbenen zu nehmen. "Der Tod gehört zum Leben", so das Fazit einiger Konzertgäste an diesem Abend.

Für ein paar war es der erste Besuch auf dem Nordfriedhof. Sie nutzten die Gelegenheit, sich über die Arbeit des Cafés T.O.D. - dessen Name für Tabu Offen Diskutieren steht - zu informieren. "Der Tod ist immer noch ein Tabu, aber er betrifft jeden irgendwann einmal, ob Jung oder Alt", sagte Andrea Müller- Battermann.

Es werde bewusst über den Tod gesprochen und Angehörige würden auf Hilfsangebote verwiesen. "Wir arbeiten eng mit der Stadt Siegburg zusammen", so Müller-Battermann, die die ehrenamtliche Arbeit koordiniert.

Der gemeinnützige Verein bietet immer auch Führungen über den Friedhof, Vorträge oder eine Lichtinstallation zu Allerseelen. Die irisch-schottische Musik fand großen Anklang bei den Besuchern. Nach dem Konzert gab es am Ausgang der Trauerhalle noch ein Probierglas mit irischem Whisky.

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