Burkhard Sondermeier in Siegburg Keine leichte Unterhaltung

SIEGBURG · In die Werkstatt von Steinmetz Markus Weisheit hatte Burkhard Sondermeier zu einer Lesung "2014 - ein Weltkrieg wird hundert" eingeladen. Zum Lachen gab es trotz der Bezeichnung "Revue" nichts, denn es war eine "mahnende".

 Ein Weltkrieg wird 100: Lesung mit Burkhard Sondermeier in der Bildhauerwerk von Markus Weisheit.

Ein Weltkrieg wird 100: Lesung mit Burkhard Sondermeier in der Bildhauerwerk von Markus Weisheit.

Foto: Holger Arndt

Der Termin am Sonntag war bewusst gewählt worden, denn der 31. August ist der Vorabend zu einer der furchtbarsten Schlachten, die die Deutschen in ihrer Geschichte geführt haben. Am 1. September 1870 besiegte die preußische Armee in einem unvorstellbaren Gemetzel die Franzosen bei Sedan. Über 20 000 französische Soldaten wurden getötet, rund 100.000 gerieten in Gefangenschaft. Auch zu Siegburg hatte die Lesung einen Bezug, an den Weisheit zu Beginn der Veranstaltung erinnerte.

Die Siegessäule auf dem Markt wurde nämlich zum Gedenken an die damals gefallenen Siegburger errichtet und glorifiziert nach seiner Meinung einen Krieg, der barbarischer nicht sein konnte. Eine der Inschriften lautet: "Gott war mit uns, ihm sei Ehre". Er könne sich das nicht vorstellen, sagte Weisheit und fragte, ob es nicht an der Zeit wäre, beispielsweise durch eine Plakette an dem Denkmal auch auf das ungeheure Leid der Soldaten und Zivilbevölkerung hinzuweisen. Sondermeier hatte Texte aus Karl Krauses "Die letzten Tage der Menschheit" gewählt, die dieser in seiner eigenen Zeitschrift "Die Fackel" zwischen 1915 und 1922 in Wien veröffentlicht hatte. Das Buch und Theaterstück Krauses spielt zur Zeit des Ersten Weltkriegs.

Es sind Collagen aus Äußerungen von zahlreichen Figuren aller Gesellschaftsschichten. "Karl Kraus geht es dabei weniger um die Gräuel an der Front als um Dummheit, Verlogenheit und Gedankenlosigkeit; er nimmt die hohlen Phrasen dümmlicher Offiziere ebenso aufs Korn wie die Skrupellosigkeit der Kriegsgewinnler und die Sensationsgier der Journalisten", heißt es in einer Buchbeschreibung. Pianist Ulrich Raue ergänzte die Rezitation der teilweise brutalen, sarkastischen und schonungslosen Texte mit Musik von Erich Wolfgang Kongold, unter anderem spielte er dessen Stück "Die wilden Schwäne".

Das Programm ist keine Schuldzuweisung. Es soll die Unmenschlichkeit eines jeden Krieges am Beispiel des Ersten Weltkrieges mahnend verdeutlichen. Und das tut es.

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