5000 Plakate von Pop Art bis zur klassischen Moderne Künstlerplakate im Siegburger Pumpwerk ausgestellt

SIEGBURG · 5000 Künstlerplakate hat der Mathematiker Wolfgang Leininger in mehr als 45 Jahren gesammelt. Ein Teil davon ist zur Zeit im Siegburger Pumpwerk zu sehen. Sie zeigen Kunstgeschichte auf drei Etagen.

 Wolfgang Leininger zeigt Künstlerplakate im Siegburger Pumpwerk.

Wolfgang Leininger zeigt Künstlerplakate im Siegburger Pumpwerk.

Foto: MEIKE BÖSCHEMEYER

Eine Ausstellung der anderen Art mit dem Titel „aus dem Untergrund“ zeigt der Kunstverein für den Rhein-Sieg-Kreis im Pumpwerk. Künstlerplakate zieren derzeit die Ausstellungswände. Von Pop Art bis zu klassischer Moderne ist alles vertreten. Eigentümer nennt sich Wolfgang Leininger, der die Künstlerplakate aus seiner Sammlung zur Verfügung stellt. Bis Montag, 2. April, ist die Auswahl von rund 80 Plakaten in Siegburg zu sehen. In mehr als 45 Jahren hat Leininger 5000 Künstlerplakate gesammelt.

Stutzig macht die Tatsache, dass der 63-Jährige Mathematiker ist und einen Lehrstuhl an der Technischen Universität Dortmund hat – für Volkswirtschaftslehre. Wie passt das mit Kunst zusammen? „Mich faszinieren die Anordnung und Typographie der Schrift auf jedem einzelnen Plakat“, sagt Leininger. „Der Künstler hat sich bei der Wahl etwas gedacht, und der Betrachter sollte sich die Wirkung der Schrift bewusst machen.“ Gemeinsam mit Johannes Göbel hat er eine Auswahl seiner Plakate neu zusammengestellt und der Architektur des Pumpwerks so angepasst, dass Titel, Hängung und Ort der Ausstellung korrespondieren. So sind auf der oberen Ebene Plakate in neutralen Farben zu sehen, die Farbigkeit staffelt sich aber immer weiter auf, je tiefer es in die unteren Etagen geht.

Plakatkunst mittlerweile etabliert

Ausgesucht hat Göbel den Ausstellungsort. Auf den drei Etagen des Pumpwerks ließ sich seiner Aussage nach wunderbar vieles aus der Kunstgeschichte hängen: So behandelt eine Etage die klassische Moderne, eine die Pop Art und eine die konkrete Kunst. Dabei sind keine massenhaft reproduzierten Ausstellungsplakate zu sehen, sondern von den Künstlern selbst entworfene Plakate aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Von Joseph Beuys über Pablo Picasso bis hin zu Roy Lichtenstein sind bekannte Namen vertreten. Viele der Künstler haben die Plakate signiert oder im Nachhinein erneut überarbeitet und die reproduzierten Kunstgegenstände somit zu Unikaten gemacht. Aktuellen Bezug hat etwa das Plakat Thomas Lenks, das den Wahlkampf im Jahr 1972 bewirbt: „Ich wähle SPD, Sie etwa nicht?“.

Lange Zeit sind Künstlerplakate in der Kunst nicht als eigenständiges Genre anerkannt und ernstgenommen worden. Dadurch erschließt sich laut Leininger der Ausstellungstitel „aus dem Untergrund“. Mittlerweile hat sich die Plakatkunst etabliert.

Für Reinhard Lättgen, Vorsitzender des Kunstvereins, ist diese Ausstellung eine neue Erfahrung: „Als wir die Anfrage bekamen, hier Künstlerplakate auszustellen, war mein erster Gedanke: Ein Museum wäre besser dafür geeignet“, so Lättgen. „Es ist eine ungewöhnliche Ausstellung für dieses Haus, da normalerweise Gegenwartskünstler ausstellen.“ Aber als Göbel ein Ausstellungskonzept speziell für das Pumpwerk vorgeschlagen habe, sei Lättgen überzeugt gewesen. Er hofft, dass die Besucher die Geschichte erkennen, die hinter jedem Plakat steckt.

Führungen mit Leininger gibt es an den Sonntagen, 25. Februar und 18. März, 11 Uhr, im Pumpwerk, Bonner Straße 65. Schülerführungen auf Anfrage.

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