Kunstszene in der Region Junges Forum Kunst in Siegburg muss umziehen

Siegburg · Das Junges Forum Kunst in Siegburg muss die Ausstellungshalle verlassen. Die Stadt bietet eine mögliches neues Domizil in der Schule im Haufeld an. Der Barbetrieb läuft bis zum Abriss im Frühjahr weiter.

 Mit dem Ausblasen von Kerzen beenden Diethelm Lülsdorf (links) und Karl-Heinz Löbach symbolisch die Ära der Ausstellungshalle.

Mit dem Ausblasen von Kerzen beenden Diethelm Lülsdorf (links) und Karl-Heinz Löbach symbolisch die Ära der Ausstellungshalle.

Foto: Paul Kieras

„Erst einmal gar nicht“, stellt der Vorsitzende des Jungen Forums Kunst (JFK), Karl-Heinz Löbach, auf die Frage, wie es weitergeht, klar. Er will sich Zeit nehmen zum Reflektieren, was der Verein in den letzten rund 15 Jahren bewegt hat, knapp zehn Jahre davon in der Kunst- und Ausstellungshalle des JFK an der Luisenstraße in Siegburg. Die ist seit Dezember 2017 Geschichte, bis zum Abriss im Frühjahr und einer Wohnbebauung an gleicher Stelle wird allerdings der Barbetrieb mittwochs und freitags weiter laufen.

Seit der Gründung des Vereins hat nach Löbachs Worten „nie eine Aufarbeitung stattgefunden“, und er denkt daran, vielleicht irgendwann eine Dokumentation in Angriff zu nehmen. Material gibt es genug. Vorstandsmitglied, Organisator von Hunderten von Konzerten, „Barkeeper“ und „Kümmerer“ Diethelm Lülsdorf hat alles auf seinem Rechner gespeichert.

Ohne den „harten Kern“, Diethelm Lülsdorf, Martina Clasen, Wolfgang Henze, Melanie Samm oder den kürzlich verstorbenen Detlef Rymus wäre die Erfolgsgeschichte des JFK nicht möglich gewesen, betont Löbach. Allein neun Mal lud der Verein zum „Kunstkaufhaus“, an dem sich jeweils bis zu 70 Künstler beteiligten. „Wir waren damit Vorreiter, heute sprießen ähnliche Veranstaltungen wie Pilze aus dem Boden“, berichtet Lülsdorf. Das war auch der Grund, warum das Kunsthaus vom JFK eingestellt wurde. „Wir haben immer Neues ausprobiert, um nicht zu stagnieren“, erklärt Löbach.

Afrika-Festivals waren Highlights

Er erinnert sich noch gut an die ersten Kunstmärkte im alten CVJM-Gebäude. „Reiseanbieter aus ganz Europa, die Besucher zum Mittelalterlichen Markt chauffierten, bewarben auch das Kunstkaufhaus. Oft mussten wir die Türen schließen, weil der Andrang zu groß war“, erzählt er. Nicht zu toppen war der Erfolg des vierten Kunstkaufhauses 2008, bei dem durch Vermittlung der Bonner Galerie Firla ausschließlich Kunst der amerikanischen Pop-Art-Ikone James Rizzi angeboten wurde.

Der kam sogar höchstpersönlich zu einer auf 45 Minuten angesetzten Autogrammstunde vorbei, die dann mehrere Stunden dauerte. Die Menschen standen laut Löbach zur Tür heraus und einmal um den ganzen Block herum. Noch heute bekommt er „Herzrasen“ beim Gedanken an den Wert der Exponate. „Da standen für rund sechs Millionen Euro Rizzis, wenn etwas passiert wäre, hätten wir ein Problem gehabt.“

Künstler aus der ganzen Welt haben beim JFK ausgestellt, Theater gespielt, Lesungen gehalten und Musik gemacht. Highlights waren unter anderem zwei Afrika-Festivals oder der Auftritt traditioneller Stammes-Künstler aus Australien, die 2011 mit klassischer Musik der Aborigines ebenso begeisterten wie ein Jahr darauf der bekannteste Didgeridoospieler Australiens, Bruce Rogers.

200.000 Besucher über die Jahre

„Wir gehen über all die Jahre von gut 200.000 Besuchern aus“, ist Löbach sicher. Ein Denkmal hat der Verein sich und der Stadt bereits 2014 pünktlich zur 950-Jahrfeier gesetzt. Das JFK hatte insgesamt 10 000 Euro gesammelt, um die Holzskulptur „Prima Drallerina“ des Siegburger Künstlers Johannes Wolf (1939-2002), die lange Jahre in der Holzgasse, dann in der Scheerengasse platziert und vom Pilz befallen war, durch eine Figur aus Basalt zu ersetzen. Die Kopie steht heute am Friedensplatz, das Original im Stadtmuseum.

Am 8. Januar will Siegburgs Bürgermeister Franz Huhn dem JFK ein neues Domizil im ehemaligen Schulgebäude Haufeld vorstellen, damit Künstler dort gemeinsame Projekte und Aktionen planen können. Bis zum Abriss der Halle wartet noch jede Menge Arbeit auf das JFK, denn alles muss raus. Zum Beispiel Museumsvitrinen, Stellwände und das, was sich im Laufe der Jahre so angesammelt hat. Und was passiert danach? „Irgendwie geht's immer weiter“, antwortet Lülsdorf vielsagend.

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