Wohnungsbau im Rhein-Sieg-Kreis Im Kreis fehlt bezahlbarer Wohnraum

Siegburg · Der Mieterbund Bonn/Rhein-Sieg/Ahr fordert eine 30-Prozent-Quote für den sozialen Wohnungsbau. Bei jedem größeren Bauprojekt sollen 30 Prozent der Wohnungen gefördert werden und so günstige Mieten ermöglichen.

Die Bevölkerung im Rhein-Sieg-Kreis wächst: Entgegen dem bundesweiten Trend soll die Bevölkerungszahl im Kreis um vier Prozent bis 2040 anwachsen. Immer mehr Menschen, die in den Großstädten keinen Wohnraum finden, ziehen in den Kreis, der in unmittelbarer Nähe zu Bonn und Köln liegt.

Der Bedarf an bezahlbaren Wohnraum steigt, das Angebot ist jedoch gering. Der Deutsche Mieterbund Bonn/Rhein-Sieg/Ahr fordert eine 30-Prozent-Quote für den sozialen Wohnungsbau im Kreis und mehr öffentlich geförderten Wohnraum im Besitz von kommunalen Wohnungsgesellschaften.

„Das Thema besprechen wir schon seit zwölf Jahren. Jetzt gibt es einen aktuellen Anlass, noch einmal darauf aufmerksam zu machen“, sagt Harald Eichner, Vorstandsmitglied des Deutschen Mieterbundes und Mitglied der SPD-Kreistagsfraktion. In Bonn wurde kürzlich eine 30-Prozent-Quote für sozialen Wohnungsbau beschlossen. Das heißt, dass bei jedem großen Bauvorhaben 30 Prozent der Wohnungen öffentlich gefördert sein müssen.

Für die 30 Prozent gibt es demnach eine Belegungspflicht und eine höchstzulässige Miete. Der Deutsche Mieterbund fordert, dass sich auch im Rhein-Sieg-Kreis eine solche Quote durchsetzt. „Die Quote konnte in Bonn gebündelt für das ganze Stadtgebiet entschieden werden. Im Rhein-Sieg-Kreis gibt es 19 Kommunen, eine gebündelte Entscheidung wird da schwierig“, sagt Folke große Deters, Vorstandsmitglied beim Mieterbund und Mitglied der SPD-Kreistagsfraktion. Der Landrat, die Bürgermeister der Städte und Gemeinden und der Stadt Bonn müssten sich zusammensetzen und eine überregionale Lösung für die Quote finden.

In einem Bericht des „Bündnis Wohnen im Rhein-Sieg-Kreis“ geht hervor, dass der Bedarf an Wohnraum vor allem in den Städten Siegburg, Troisdorf und Sankt Augustin besteht. Die angespannte Marktlage betrifft inzwischen auch die angrenzenden Gemeinden Hennef oder Niederkassel.

Die Mietpreise steigen: 2015 lagen die Mietpreise bei durchschnittlich 7,10 Euro pro Quadratmeter. Diese Preise können jedoch nicht alle zahlen. Im Bericht heißt es, dass Mieter in Siegburg und Troisdorf im Vergleich zu anderen Kommunen eine besonders niedrige Kaufkraft haben. „Es sind inzwischen die Durchschnittsverdiener, die auf Sozialwohnungen angewiesen sind“, sagt große Deters.

Umso schlimmer sei es, dass die Zahl der Sozialwohnungen in nächster Zeit zurückgehen werden. Für den Bau der Wohnungen fließen staatliche Zuschüsse. Sie unterliegen deshalb einer Belegungspflicht und eine Mietbindung, die auf 15 bis 25 Jahre befristet sind. Danach können die Eigentümer die Wohnungen nach ihren Vorstellungen vermieten. Im Rhein-Sieg-Kreis sind etwa zehn Prozent aller Wohnungen staatlich gefördert. Die Zahl geht in den letzten Jahren zurück, da die genannten Befristungen auslaufen.

Beispielsweise in Troisdorf werden circa 25 Prozent der Sozialwohnungen spätestens in zehn Jahren wegfallen. Um das zu vermeiden, müsse sich mehr Wohnraum im Eigentum von kommunalen Wohnungsunternehmen befinden, so der Mieterbund. „Dann bleibt die Belegungspflicht und die Mietbindung unbefristet“, sagt große Deters.

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