Mantrailing als spielerische Übung Hunde trainieren die Menschensuche im Rhein-Sieg-Kreis

RHEIN-SIEG-KREIS · Fred Fassbender und sein Golden Retriever Nick trainieren bei den Mantrailern Rhein-Sieg die Menschensuche. Dabei kommt es vor allem auf das Vertrauen zum Tier an.

 Ein eingespieltes Team: Fred Faßbender und sein Golden Retriever Nick sind Teil der Mantrailer Rhein-Sieg.

Ein eingespieltes Team: Fred Faßbender und sein Golden Retriever Nick sind Teil der Mantrailer Rhein-Sieg.

Foto: Holger Arndt

Der Golden Retriever Nick schaut konzentriert auf die Hand seines Herrchens Fred Faßbender. Dieser hält ihm einen Schlüssel vor die Nase. Nick schnuppert kurz an dem Gegenstand, bekommt von Faßbender das Kommando „Trail“ und läuft energisch los. Der Hundehalter trainiert vor dem Sankt Josef Seniorenpflegeheim Siegburg mit seinem acht Jahre alten Hund das Mantrailing, das Aufspüren von Menschen. Die beiden sind ein eingespieltes Team, der Golden Retriever Nick ein Profi. Fred Faßbender ist mit seiner Frau Gabi Faßbender Mitglied bei den Mantrailern Rhein-Sieg, einer Trainingsgruppe für Hund und Mensch.

Familie Faßbender übt schon seit zwölf Jahren Mantrailing neben dem Beruf aus. Nick kennt das Training seit er ein Welpe ist. Zuerst habe er Nick bei den anderen zuschauen lassen, damit er sich mental auf das Mantrailing einstellen könne, erklärt Fred Faßbender. „Für die Hunde ist das Training ein großes Spiel.“ Und mit kleinen Spielen habe er auch seinen Hund an das Aufspüren von Personen herangeführt. Die Schwierigkeit der Suchspiele wurde immer größer. Zuerst war der Mensch noch in Sichtweite, dann stand er um die Ecke, dann ging er immer weiter weg. Auch verschiedene Situationen muss man üben. „Jede Jahreszeit, jedes Wetter, jedes Umfeld hat andere Voraussetzungen für den Hund“, so der 55-Jährige. Es habe fünf Jahre gedauert bis Nicks Spürnase richtig ausgebildet war.

Zusammenarbeit mit Seniorenheim

Nick hat jetzt die Fährte vom Geruch des Schlüssels aufgenommen. Es ist der Schlüssel von Fred Faßbenders Mutter Resi Ecker, die sich auf dem Gelände des Altenheims versteckt hat. Der Golden Retriever läuft zielstrebig, Faßbender hält ihn an der Leine, muss sein Tempo drosseln und trotzdem schnellen Schrittes hinterherlaufen. Vom Parkplatz des Altenheims aus geht es vorbei am Doktor Ehmann Kinderhaus in ein kleines Waldstück, dann vorbei an einem See bis hin zum Eingang des Demenzwohnhauses. Hier läuft Nick besonders schnell, er hat Resi Ecker gefunden, sie sitzt vor dem Heim auf einer Bank. Belohnt wird der Spürhund mit reichlich Futter.

Die Mantrailer Rhein-Sieg hätten eine Abmachung mit dem Seniorenheim, so die Faßbenders. Bei Bedarf können sie gerufen werden, um einen vermissten Bewohner zu suchen. Die Mantrailer dürfen dafür in den Räumen des Heims trainieren und manchmal auch mit den Bewohnern. Bis jetzt sei es jedoch zu keinem ernsthaften Vorfall gekommen, so Fred Faßbender. „Ich bin froh, wenn kein Einsatz kommt, das heißt, es ist nicht passiert.“ Außerdem wisse man auch nicht, wie man die Person auffinden würde und ob man damit umgehen könne, sagt der Hundehalter.

Wichtig beim Mantrailing sei das uneingeschränkte Vertrauen zum Tier. „Der Hund liegt zu 100 Prozent richtig, nur der Mensch macht ab und zu Fehler“, sagt Faßbender. Zu 90 Prozent trainiere man den Menschen beim Mantrailing, ergänzt die 50-jährige Gabi Faßbender.

Hundehalter trainieren verschiedene Szenarien

Die Mantrailer Rhein-Sieg gibt es laut dem Ehepaar seit fünf Jahren. Sie haben die Gruppe, die zurzeit zwölf Mitglieder hat, damals mitgegründet. Sie treffen sich jeden Sonntag zum gemeinsamen Training. Dabei denken sich die Faßbenders verschiedene Szenarien aus, die die anderen Mitglieder mit ihren Hunden bewältigen müssen. „Einmal hat sich mein Mann als Obdachloser verkleidet und an den Hennefer Bahnhof gelegt“, erzählt Gabi Faßbender. Die anderen Mitglieder hätten lediglich die Aufgabe bekommen, ihn zu suchen. Als die Hunde dann vor dem vermeintlichen Obdachlosen in Hennef stehen geblieben seien und das Signal gaben, dass sie ihr Ziel gefunden hatten, hätten die meisten Mitglieder es nicht glauben können und dachten, ihr Hund würde falsch liegen, erinnert sich das Ehepaar. Dann habe sich Fred Faßbender zur großen Überraschung aller zu erkennen gegeben und den Hundehaltern damit die Lektion erteilt, ihrem Hund zu vertrauen.

„Wir Menschen hinterlassen überall durch unsere Poren Geruchspartikel. Diese halten bei den richtigen Wetterbedingungen bis zu 75 Stunden“, erklären die Faßbenders. Die Hunde können so auch noch Tage nach dem Verschwinden den Menschen erschnüffeln. Das Tier könne sich den Geruch rund eine Stunde lang merken, erklären die Hundehalter. Die Suche sei höchst anstrengend für Nick. Er müsse sich unter Tausenden verschiedenen Gerüchen in der Umgebung nur auf einen konzentrieren und alle anderen ausblenden. Dabei arbeite der Hund in einer Art Tunnelblick und nehme nichts mehr um sich herum wahr. Nach seiner erfolgreichen Suche ist Nick deswegen sehr müde und legt sich sofort schlafen.

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