Engel im Alltag Hennefer telefonieren mit einsamen Menschen

Rhein-Sieg-Kreis · Seit einigen Jahren gibt es in Hennef den Malteserruf: Ehrenamtliche plaudern am Telefon mit Menschen, die allein sind. Dabei sind sogar schon Freundschaften entstanden.

Wenn es nach Helmut Klein geht, muss kein alter Mensch einsam sein. Er und seine Kollegen vom Malteserruf in Hennef arbeiten ehrenamtlich gegen die Vereinsamung. Sie rufen Senioren regelmäßig an und leisten ihnen wenigstens am Telefon Gesellschaft, hören zu und plaudern mit ihnen.

„Manche sind alleinstehend oder verwitwet. Bei den einen wohnt die Verwandtschaft weit weg oder sie haben keine mehr, andere haben noch Angehörige, wollen aber dennoch Kontakt zu Außenstehenden aufnehmen“, beschreibt Klein den „Kundenkreis“ des Malteserrufs. Er und seine sieben Kollegen tauschen sich beim Gruppenabend über ihre Erfahrungen aus.

Der Malteserruf entstand 2009. Viele alte Menschen riefen damals beim Malteser Hilfsdienst (MHD) an und suchten ganz offensichtlich Kontakt. Ein Problem für die Malteser, die ja eigentlich für Notfälle da sind. Helmut Klein und Walter Hauser, die schon lange beim MHD aktiv sind, waren sofort von der Idee für den Malteserruf begeistert. Er soll einsamen Menschen einen regelmäßigen Telefonkontakt ermöglichen, bestenfalls zusätzlich zu anderen Besuchs- oder Betreuungsdiensten.

Kontakt zu 35 Menschen im Kreis und in Bonn

Die ehrenamtlichen „Telefonisten“ können den Kontakt auch von Zuhause aus und jederzeit aufnehmen. Klein und Hauser organisieren den Malteserruf, der inzwischen acht Mitarbeiter hat. Sie sprechen regelmäßig mit 35 Menschen aus dem Rhein-Sieg-Kreis und aus Bonn.

Die Freude an dem Kontakt beruhe auf Gegenseitigkeit, sagt Klein. Der 78-Jährige erinnert sich gern an eine Gesprächspartnerin. „Eine Dame, die ich regelmäßig angerufen habe, mochte wie ich Gedichte besonders gerne.“ So lasen sie sich verschiedenste lyrische Werke vor. Dann lud die Dame ihn zu einer Familienfeier ein, wo sie sich nach mehreren Jahren Telefonkontakt zum ersten Mal leibhaftig begegneten. Es sei eine Freundschaft entstanden, erzählt Klein. Die Dame starb und er verabschiedete sich auf ihrer Beerdigung.

Die 67-Jährige Astrid Ostermann hat ähnliche Erfahrungen gemacht. Sie habe gute Bekanntschaften und auch Freundschaften durch den Telefonkontakt geschlossen. „Die Gespräche sind auch wertvoll für mich. Die Menschen erzählen von früher, und ich lerne noch etwas dabei“, sagt Ostermann. Viele besprechen mit ihr auch Dinge, über die sie mit ihren Angehörigen nicht sprechen können oder wollen.

Wenn einer der alten Menschen sterbe, nehme einen das schon mit, aber es gehöre dazu, berichten Klein und Ostermann. Die Ehrenamtlichen haben alle die gleiche Erfahrung gemacht: Es gehe nicht darum, den Schicksalen von Menschen im Alter auf den Grund zu gehen, sondern darum, Gehör zu schenken und so ihren Geschichten Raum zu geben.

Der Malteserruf ist unter 02242/922-0405 oder unter 02242/64-93 zu erreichen.

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