Rhein-Sieg-Kreis, Köln und Bonn Gemeinsame Rettungs-App soll im Notfall helfen

Rhein-Sieg-Kreis · In einem Notfall können wenige Minuten entscheidend sein. Der Rhein-Sieg-Kreis, Köln und Bonn wollen bei einer Rettungs-App für das Smartphone nun zusammenarbeiten.

Um in Notfällen schnelle Hilfe gewährleisten zu können, diskutiert der Rhein-Sieg-Kreis seit Ende 2016 über die Einführung einer sogenannten Rettungs-App. Dabei könnte der Kreis nun mit den Städten Köln und Bonn kooperieren.

Wie Rainer Dahm, Leiter des Kreisamts für Bevölkerungsschutz, am Mittwoch im Ausschuss für Rettungswesen und Katastrophenschutz des Kreises mitteilte, sei Köln in den vergangenen Wochen mit diesem Vorschlag an den Kreis herangetreten. Bei einem ersten Sondierungsgespräch hätten alle Beteiligten Interesse gezeigt, das Projekt Rettungs-App als Kooperationsgemeinschaft auf den Weg zu bringen. „Wir meinen, dass sich dadurch Synergieeffekte erzielen lassen“, so Dahm.

Wie berichtet, hatte der Ausschuss bereits im März über das Thema Rettungs-App gesprochen. Die Smartphone-Anwendung soll das System der Notfallrettung ergänzen. Sobald ein Notruf bei der Rettungsleitstelle eingeht, wird ein registrierter Ersthelfer in der Nähe über sein Handy alarmiert. Ziel ist, das therapiefreie Intervall zwischen Notfall und Eintreffen des Rettungsdienstes zu senken. Die Apps setzen dabei auf das vorhandene Potenzial an ärztlichem und nichtärztlichem Personal, basieren jedoch auf Freiwilligkeit. Möchte sich ein Ersthelfer beteiligen, muss er sich zentral registrieren lassen und seine Qualifikation regelmäßig nachweisen.

In Deutschland stehen inzwischen einige Apps von unterschiedlichen Anbietern zur Verfügung. Über drei – die Systeme „Mobile Retter“, „FirstAED“ und „Meine Stadt rettet“ – hatte der Kreis den Ausschuss im Frühjahr näher informiert. Auch auf die Probleme des Systems ging Dahm damals ein. Denn die Rettungs-Apps bringen laut dem Amtsleiter einen hohen Aufwand mit sich – sei es bei der technischen Installation oder der Schulung, Begleitung und Betreuung der registrierten Helfer. Die Kosten schätzte die Verwaltung auf bis zu 70.000 Euro für die erstmalige Anbindung, 50.000 Euro für den jährlichen Betrieb sowie weitere Mittel für zusätzliches Verwaltungspersonal. Eine Finanzierung durch die Krankenkasse sei nicht vorgesehen, sagte Dahm. Es wäre eine freiwillige Leistung, die zu Lasten des Kreishaushalts ginge.

Wie sich die Kosten bei einer Zusammenarbeit mit Köln und Bonn entwickeln würden, konnte Dahm am Mittwoch noch nicht sagen. In der Verwaltungsvorlage heißt es jedoch, dass eine Kooperationsgemeinschaft viele Vorteile böte. So könnten bereits gesammelte Erfahrungen ausgetauscht, Lösungswege bezüglich der technischen und organisatorischen Herausforderungen gemeinsam erarbeitet und unter Umständen durch die Zusammenarbeit Kosten gespart werden. Und der Kreis sieht einen weiteren Nutzen: Das System stünde damit gebietsübergreifend zur Verfügung. Zunächst müssten aber noch viele offene Fragen im Hinblick auf eine Systemeinführung geklärt werden. Laut Kreisverwaltung werden derzeit die rechtlichen Rahmenbedingungen für eine Arbeitsgemeinschaft geprüft.

Bei den Fraktionen kam die mögliche Kooperation gut an. Eine Zusammenarbeit sei besser als ein „Klein-klein“, das nachher eventuell nicht kompatibel sei, sagte Michael Söllheim (CDU). Für Ingo Steiner (Grüne) ist sie ebenfalls der richtige Weg. „Es macht Sinn, wenn es einheitlich ist“, sagte Steiner. Werner Albrecht (SPD) regte darüber hinaus an, noch weitere Kreise einzubeziehen. Auch Christian Koch von der FDP ist inzwischen überzeugt. Er war im Frühjahr noch skeptisch bezüglich des Kosten-Nutzen-Verhältnisses.

Die Hilfsorganisationen, die im Kreis aktiv sind, bewerten die Einführung einer Rettungs-App laut Verwaltung ebenfalls positiv. Nach Einschätzung der Geschäftsführer des Malteser Hilfsdiensts, des Deutschen Roten Kreuzes und der Johanniter-Unfall-Hilfe könne mit einer Bereitschaft zu einer Registrierung in einem entsprechenden Helfersystem gerechnet werden, so der Kreis.

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