Literaturwochen in Siegburg Frank Goosen las aus „Förster, mein Förster“

Siegburg · Frank Goosen hat am Freitag im Siegburger Stadtmuseum bei den Literaturwochen aus seinem neuesten Werk „Förster, mein Förster“ gelesen. Der Autor mit Ruhrpott-Schnauze kam beim Publikum gut an.

 Frank Goosen laß im Stadtmuseum aus seinem Roman "Förster, mein Förster".

Frank Goosen laß im Stadtmuseum aus seinem Roman "Förster, mein Förster".

Foto: Franziska Jünger

Dass sein Roman nichts Autobiografisches hat, stellt Frank Goosen schnell klar. Ein Schreiberling, dem nichts mehr einfällt – das hat nichts zu tun mit dem Bochumer, der seit 2003 alle zwei Jahre ein Buch herausbringt. Goosen ist Ruhrpott durch und durch. Bei seiner Lesung im Siegburger Stadtmuseum kommt das beim Publikum gut an. Mit Freude liest der 50-Jährige aus seinem Anfang des Jahres erschienen Roman „Förster, mein Förster“ und lässt zum Ende der Veranstaltung keine Frage aus dem Publikum unbeantwortet.

Das Buch

Hauptcharakter des Romans ist Förster, ein Schriftsteller mit Schreibblockade. Seine Freundin befindet sich auf den Äußeren Hebriden, um zu fotografieren. Der Nachbar Dreffke, ein ehemaliger Polizist, hat gesundheitliche Probleme. Seinen Schulfreunden Brocki und Fränge sowie dem wohlstandsverwahrlosten Jugendlichen Finn geht es auch nicht besser. Als Försters demente Nachbarin Frau Strobel, eine ehemalige Saxofonistin, einen Brief aus der Vergangenheit bekommt und an die Ostsee muss, nutzt die Gruppe die Gelegenheit mit Fränges altem Bulli loszufahren – zum Wiedersehenskonzert der alten Dame mit ihrer Band von früher.

Der Autor

Frank Goosen wurde 1966 in Bochum geboren, wo er ab 1986 auch Geschichte, Germanistik und Politik studierte. In den 90er Jahren begann er mit seinem Literaturkabarett durch die Kneipen zu ziehen sowie Theaterstücke zu schreiben und zu inszenieren. 2001 erschien sein erster Roman „Liegen lernen“ im Eichborn Verlag. Es folgten weitere Romane sowie humoristische Kurzgeschichten und Artikel in zahlreichen überregionalen Zeitungen und Zeitschriften. 2003 erhielt Frank Goosen den „Literaturpreis Ruhrgebiet“. Mit seiner Frau und den zwei Söhnen lebt er bis heute in Bochum.

Die Zielgruppe

Viele der Hauptcharaktere sind um die 50. Wer in diesem Alter ist, mag sich besonders mit Förster und seinen Freunden identifizieren können. Aber auch allen anderen Romanfans, die Freude an humorvollen Dialogen und klug zugespitzten Alltagssituationen haben, dürfte „Förster, mein Förster“ gefallen.

Das meint das Publikum

„Ich fand es sehr amüsant und unkonventionell gelesen. Der Roman kommt dem normalen Leben sehr nahe“, sagt Klaus-Dieter Hentschel aus Siegburg. So wie dem Protagonisten Förster sei es ihm auch schon ergangen, etwa als er vor einer Jugendgruppe Jugendsprache verwendet hat und das nicht gut ankam. Regine Sodoge wurde über eine Bekannte auf die Lesung aufmerksam und kannte den Roman zuvor nicht. „Es ist sehr entspannend von ihm berieselt zu werden. Die Bemerkungen, die Goosen macht, sind hilfreich und es ist sehr unterhaltsam.“ Auch die Henneferin findet viele Bezüge zum täglichen Leben wieder. „Wir kommen aus dem Ruhrgebiet. Das ist auch ein Stückweit Heimat wie er das liest. Auch deswegen sind wir hier“, sagen Jens und Andrea Ruhnau, die inzwischen in Troisdorf leben. „Es ist schön so Häppchen und Facetten mitzubekommen. Ich habe leider im Moment wenig Zeit zum Lesen, aber nach Weihnachten will ich das angehen“, fügt Jens Ruhnau hinzu.

Das meint der GA

Der Plot ist nicht sonderlich originell: Die „Midlife-Crisis“ befreundeter Männer um die 50, die in einem Roadtrip ans Meer endet. Die besondere Leistung von Frank Goosen ist, dass diese Schwäche gar nicht so sehr ins Gewicht fällt. Der Roman überzeugt vor allem aufgrund seiner schrägen Charaktere, die trotz alledem nah am echten Leben sind. Sie tragen die Geschichte. Die teilweise verqueren Gedankengänge von Förster und die ständig zankenden Brocki und Fränge lassen einen regelmäßig schmunzeln.

Augrund der kurzen Kapitel eignet sich der Roman wunderbar auch für Phasen, in denen man nur wenig Zeit zum Lesen hat. Die versteckten Anspielungen auf das Ruhrgebiet, die Heimat des Autors, sind geschickt gesetzt. Die Tatsache, dass Goosen die Textsorten variiert, von der klassischen Erzählung über Filmszenen, SMS- oder E-Mail-Austausch, geben dem Buch eine interessante Abwechslung.

Das Buch „Förster, mein Förster“ von Frank Goosen, 333 Seiten, ist im Verlag Kiepenheuer & Witsch erschienen und kostet 19,99 Euro.

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